Auf dem Weg zu Jakob
mich zu sehr. Ich kehre zum Rad zurück und bin froh, dass niemand es gestohlen hat. Der starke Regen hat nachgelassen, es nieselt jetzt nur noch etwas. Ich radle noch ein wenig durch die Straßen und schaue mir die Plaza Mayor an, ein typischer Platz mit Häusern mit verglasten Galerien. Mitten auf dem Platz steht eine Statue von Karl III. Aber auch hier ist irgendwie nichts los.
Auf dem Rückweg fahre ich durch eine Parkanlage, in der sich trotz des Wetters erstaunlicherweise mehr Leute aufhalten, als in der Stadt. Auf Radwegen folge ich dem Fluss.
Die Teilnehmer der Picknick-Fiesta haben trotz des Regens nicht schlappgemacht. Sie haben jetzt alles unter eine zum Campingplatz gehörende Veranda verfrachtet und feiern da munter weiter.
Da der Campingplatz auf Nordeuropäer und ihre Gewohnheiten eingestellt ist, wird das Abendessen hier auch etwas früher serviert. Mir kommt das sehr gelegen, denn ich habe tagsüber nur sehr wenig gegessen. Im Restaurant ist es warm. Ich habe einen schönen Eckplatz, von wo aus ich den ganzen Saal überblicken kann. Eine leckere Suppe heizt mir ein, gefolgt von einem Fischgericht, gekrönt von einem, wie sollte es anders sein, Flan-Pudding.
Als ich nach dem Essen vor die Tür trete, ist der Himmel aufgerissen. Plötzlich sind die Wolken weg. Ich gehe noch ein wenig am Flussufer spazieren, entdecke dabei auch noch einen kleinen Badestrand und genieße einen traumhaft schönen Sonnenuntergang über dem Río Arlanzón.
Luftschloss
Am nächsten Morgen gießt es wieder in Strömen. Mein kleines Thermometer zeigt nur 12°C, im Zelt wohl gemerkt. Ich renne ins Waschhaus. Eigentlich werde ich auf dem Weg dorthin schon nass genug.
Hatte ich ursprünglich überlegt, vielleicht zwei Nächte hier zu bleiben, so will ich nun ganz bestimmt nicht länger bleiben. Es sieht auch nicht so aus, als würde der Regen jemals wieder aufhören. Also entschließe ich mich, im strömenden Regen einzupacken. Zum Glück habe ich das Auto, muss nur immer alles reinwerfen. Nur mit dem Rad hier zu sein wäre jetzt absolut alptraumhaft. Trotzdem werde ich aus einigen Wohnmobilen mit bemitleidenden Blicken beobachtet.
Mit kaltklammen Fingern umfasse ich dann das Steuerrad, schalte die Heizung auf Hochtouren und fahre meiner nächsten Station, Castrojeriz, entgegen. Der Weg ist einfach zu finden. Schon ist die Brücke San Pablo erreicht, die Quasi das Zentrum von Burgos markiert. Ein gutes Stück weiter an dieser Straße ist das Kloster Huegallas Reales , ein ehemaliges Lustschloss der kastilischen Könige, das Alfons VIII 1187/88 zum Zisterzienserkloster umbauen ließ, ausgeschildert. Heute kann dort man eine Sammlung mittelalterlicher Webereiprodukte betrachten. Das Hospital del Rey , das zur selben Zeit des Klosterumbaus von Huegallas Reales entstand, war früher eine Herberge für Bedürftige und Pilger. Heute steht es verlassen da und verfällt. Als abgesessener Radfahrer ist noch anzumerken, dass es in Burgos entlang der gesamten Stadtdurchfahrt vom Verkehr getrennte Fahrradwege gibt.
In Villabilla zweige ich Richtung León ab. Ab Tardajos hoffe ich, abseits der Hauptstraße wieder dem alten Pilgerweg folgen zu können. Aber allein schon den Weg durch das Dörfchen Tardajos zu finden! Gäbe es da keine gelben Pfeile, wäre ich da nie auf der anderen Seite herausgekommen! Was sich heute nur als abgewracktes Dorf zeigt, hatte früher einmal eine andere Bedeutung. Es soll hier Klöster, Hospitäler und Pilgerherbergen gegeben haben.
Ich erreiche Rabé de la Calzada . Der Ort macht einen sympathischen Eindruck. Die Häuser sind mit Blumen geschmückt. Ein schöner kleiner Brunnen markiert den Ortsmittelpunkt. Ich parke und laufe ein wenig umher. Groß ist der Ort nicht, aber es regnet nicht mehr und es tut gut, sich die Füße zu vertreten. Der Pilgerweg ist markiert. Er scheint auf einem Wirtschaftsweg zu verlaufen und ich will versuchen, ihn entlang zu fahren.
Das Unterfangen scheitert aber hoffnungslos. Kurz nach Verlassen des Dorfes, muss ich mir eine geeignete Stelle zum Wenden suchen. Der Weg ist derart aufgeweicht, dass ich Angst habe, stecken zu bleiben. Aber schön ist der Weg hier, mitten durch die Felderlandschaft. Ich merke mir diesen Streckenabschnitt als potentielle Radtour vor. Vielleicht ist ja morgen schon das Wetter besser, und dann kann ich hierher kommen und radeln.
Jetzt aber muss ich erst mal zur Hauptstraße zurück. In Tardajos leiten mich jetzt keine
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