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Auf dem Weg zu Jakob

Auf dem Weg zu Jakob

Titel: Auf dem Weg zu Jakob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Adams
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Gefahr bewusst. Sie beschossen ihn, aber Cid ritt immer weiter. Keiner der vielen Treffer konnte ihm offenbar etwas anhaben. Die Araber gerieten in Panik und flohen: der tote Cid hatte sie besiegt.
     
    Ich radle den Paseo de Espolón entlang, die feine Straße zum Bummeln. Sie ist menschenleer. Es ist nicht gerade warm und es sieht auch aus, als würde es gleich wieder regnen. An einem Platz in der Nähe der Kathedrale treffe ich auf eine moderne Pilgerplastik, wie ich sie noch häufiger antreffen werde: hier eine lebensgroße Metallplastik eines sich ausruhenden Pilgers auf einer Bank.
    Da die Kathedrale noch geschlossen hat, suche ich mir den Weg auf den Burghügel hinauf. Selbst ohne Gepäck muss ich streckenweise schieben, so steil ist es. Wenigstens ist mir dabei ein bisschen wärmer geworden. Als ich oben eintreffe, fängt es wieder zu regnen an. Bei der Burg befinden sich noch Reste eines einst bedeutenden Forts Kastiliens, das aber von Napoleons Truppen geschleift wurde. Natürlich hat das Fort geschlossen, also trolle ich mich wieder.
     
    Offenbar gibt es aber noch einen anderen Weg hierher, als den, den ich gekommen bin. Den fahre ich jetzt. Bergab geht's gut, aber in diesem Regen kann ich nicht viel sehen. Plötzlich ein Aussichtsbalkon ohne störende Bäume mit exzellentem Blick auf die Stadt. Und was man sieht, wenn man richtig gucken kann, ist auch noch beschildert: Da sind die gotischen Kirchen San Esteban, San Gil (14. - 16. Jh.), San Nicholas , etwas weiter in der Ferne San Mesmes . Bis in die Vororte zu schauen ist bei diesem Wetter problematisch, aber da gibt es das königliche Kloster Las Huelgas , und noch weiter entfernt die Karthause . Die Karthause, das Kloster Las Huelgas sowie die Kathedrale stellen die drei emblematischsten Gebäude Burgos dar, die auch alle drei von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt wurden, womit sie der gesamten Menschheit gehören sollen.
     
    Die gotische Kathedrale Santa María ist nach Sevilla und Toledo die drittgrößte Spaniens. Sie dürfte gleich öffnen und bietet Schutz vor dem Regen. Ich suche mir einen Platz, wo ich mein Fahrrad anschließen kann. Leider geistern hier ein paar Gestalten herum, die mir nicht unbedingt das Gefühl geben, dass meinem Rad hier nichts passieren wird. Ich kette es vorne und hinten an, nutze zusätzlich noch ein paar dünne Gepäckseile, die mit einem kleinen Nummernschloss funktionieren. Kein Problem für einen richtigen Dieb, aber er muss wenigstens etwas länger fummeln. Und zu guter jetzt aktiviere ich noch meinen Eagle Creek Gepäckalarm. Mehr kann ich nicht tun.
     
    An der Kathedrale wurde insgesamt über 300 Jahre lang gebaut. Erstaunlich ist, wie einheitlich sie trotzdem wirkt. Der Grundsteinlegung im Jahr 1221 unter Bischof Mauricio folgten zwei große Bauabschnitte. Das Hauptproblem der Bauunterbrechungen waren die nicht geringen Kosten. Da musste man sich schon etwas einfallen lassen. Und so erließ der Papst einfach ein neues Ablassgesetz, wodurch neue Gelder bereitgestellt wurden, die den Bau ein Stück weiter brachten. Stammen die Schiffe, die Portale und der Chor aus dem 13. Jahrhundert, wurden die Türme erst im 15. Jahrhundert unter drei Generationen deutscher Baumeister errichtet.
     
    In der Kathedrale sehe ich mich um. Interessant ist das Chorgestühl , in das jede Menge abschreckende Abbildungen, aber auch biblische Szenen eingeschnitzt sind.
    Unter der Sternenkuppel befindet sich das Grabmal des Helden El Cid. Es gibt viele kleine Seitenkapellen. Unbedingt sehen will ich die Christusfigur in der Kapelle Santo Christo. Sie ist mit Leder bespannt und trägt eine Echthaarperücke, was die Figur viel lebendiger aussehen lässt. Von den Pilgern wurde diese Figur früher sehr verehrt, denn es schien ihnen als wüchse der Figur der Bart und dass der Körper richtig blutete. Diese Figur ist rechts des Hauptportals zu finden. Auf der linken Seite soll eine kleine Spielfigur aus dem 16. Jahrhundert ihren Platz haben, die in regelmäßigen Abständen die Kinnlade zuklappt. Mein englischsprachiges Informationsblatt nennt die Figur den „Dimwit“, was soviel wie „Schwachkopf“ bedeutet. Aber so sehr ich auch nach dem Dussel suche, ich finde die Figur nicht. Möglicherweise hat man sie temporär aus dem Weg geräumt, da hier gerade Bauarbeiten im Gange sind.
    In der Gruft liegen noch Skulpturen von König und Königin auf den Sarkophagen, aber mein Fahrrad so lange ganz allein da draußen zu lassen beunruhigt

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