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Auf dem Weg zu Jakob

Auf dem Weg zu Jakob

Titel: Auf dem Weg zu Jakob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Adams
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Gerichtssäule aus dem 14. Jahrhundert ( Seite 98). Hier wurde, ähnlich wie auch schon in Azofra, mitten auf dem Dorfplatz Gericht gehalten und das Urteil direkt vor Ort an der Säule vollstreckt. Am Spätnachmittag steht die unter anderem mit Jakobssymbolen verzierte Säule im Schatten, sodass ich sie besser morgen auf meiner Weiterfahrt gen Westen, fotografieren werde.
    Sobald die Sonne hinter den Bäumen des Campingplatzes verschwindet, wird es wieder kalt, ich ziehe mich warm an und esse etwas. Damit die Kälte vom Boden nicht gar so zu spüren ist, habe ich eine Zeitung untergelegt. Ich will noch einige Notizen machen, da höre ich Getrappel. Eine Schafherde wird durchs Dorf getrieben, ich greife meine Kamera und renne dem Geblöke hinterher. Ich flitze durch die Gassen, immer auf der Hut, nicht in zu viele Schafsköttel zu treten, höre die Herde auch noch vor mir, sehe dann aber nur noch einen letzten wolligen Hintern in einem Stall verschwinden. Wie kann eine ganze Herde so schnell rennen? Die mussten einen enormen Stalldrang gehabt haben.
    Da ich nun schon unterwegs bin, spazierte ich noch zur nahen Colegiata de Ntra. Señora del Manzano , im 12. Jahrhundert im nüchternen Zisterzienserstil erbaut, die einen wertvollen Kunstschatz enthält und unter Denkmalschutz steht, und mache den Bogen zum Konvent Santa Clara , etwas abseits auf der anderen Seite der Hauptstraße gelegen.
     
     

Unendliche Meseta
     
    Mein Frühstück besorge ich mir heute gleich auf dem Weg. Aber mit den Ladenöffnungszeiten nimmt man es hier nicht so genau. Die kleine Spar-Filiale soll um 9:30 Uhr öffnen, aber auch eine Viertelstunde später ist noch nichts passiert. Dafür macht jetzt der kleine Tante-Emma-Laden gegenüber auf. Meine Augen müssen sich erst mal an das dunkle Licht im Geschäft gewöhnen. Hinter einer Theke steht alles mögliche in Reih und Glied, und was nicht da steht, ist in Kühlschränken verborgen, oder liegt in Säcken und Kisten mir zu Füßen. Alles was ich brauche, kriege ich hier, auch wieder Marmelade und Butter in Portionen.
    Verspeist wird alles auf einer Bank, die ich direkt hinter dem Río Pisuerga finde. Dass es heute heißer wird als gestern, merkt man jetzt schon. Eine Pilgerin schleicht an mir vorbei, fast grußlos. Sie hat mit ihrem schweren Rucksack zu kämpfen und strebt auf Itero de la Vega zu.
     
    In Boadilla steht die Gerichtssäule jetzt in bestes Sonnenlicht getaucht und von der Kirche Santa María schaut ein wunderschöner Storch herab. Wieder an der Hauptstraße treffe ich auf eine Schafherde. Ein Packesel ist auch dabei, nur, ist der Schäfer derselbe? Später entdecke ich in einem Stall noch eine Herde samt Packesel und Kötern. Das mit den Eseln scheint hier also tatsächlich eine lokale Sitte zu sein.
    Die Getreidefelder, die ich passiere, und es sind fast ausschließlich Getreidefelder, sind groß. Viele von ihnen werden mit imposanter Gerätschaft maschinell bewässert. Das Wasser stammt aus den Bewässerungskanälen, die noch immer die Straße begleiten.
    Durch das Kantabrische Gebirge werden größere Niederschlagsmengen abgeblockt, dadurch ist die Meseta relativ trocken. Dennoch schafft es der eine oder andere atlantische Zyklon und die damit verbundene relativ hohe Luftfeuchtigkeit, dass sich die Niederschlagsarmut in der Nordmeseta nicht anbaubegrenzend auswirkt. Neben der jährlichen Niederschlagsmenge ist die Verteilung über das Jahr hinweg entscheidend, denn nur die Niederschläge während der Vegetationsperioden können optimal genutzt werden. Unregelmäßig verteilte Niederschläge sowie große Schwankungen in der Jahresmenge stehen sicheren landwirtschaftlichen Erträgen deshalb logischerweise im Wege.
    Die Auswahl der anbaufähigen Kulturpflanzen in dieser durchweg rund 800 m hoch gelegenen Ebene wird dadurch erschwert, dass die Lebensbedingungen der Pflanzen in den Trockengebieten zusätzlich durch länger andauernde Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt oder durch Fröste verschlechtert werden. Damit entfallen automatisch alle frostempfindlichen mediterranen Kulturpflanzen in den Zentralräumen der Iberischen Halbinsel, denn die Kulturpflanzen müssen kälteunempfindlich sein. Traditionell baute man daher in der Meseta extensiv kälteresistente Getreidearten in Zwei-, Drei- und bei etwas besseren Bedingungen auch als Vierfelderwirtschaft an. Der Vorteil der in der Fruchtfolge eingeführten Brache liegt darin, dass der Bracheboden weniger Wasser verbraucht als ein

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