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Auf dem Weg zu Jakob

Auf dem Weg zu Jakob

Titel: Auf dem Weg zu Jakob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Adams
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klitzeklein. Einige sind sogar nicht viel größer als Gemüsebeete in großen Bauerngärten bei uns zu Hause. Diese Kleinparzellenwirtschaft wurde einst durch Realerbteilung herbeigeführt und hinterlässt heute Landstücke, die einen rentablen, kommerziellen Anbau unmöglich machen. Angebaut werden vorwiegend Kohl, Kartoffeln und Mais, und hier und da auch mal Rüben.
     
    Ich rolle jetzt durch einsame Wälder. Sie sind dicht bewachsen, vor allem mit starkem Unterwuchs durchwuchert. Überall wachsen Farne. Ich sehe Eichen, aber sie sind runder und knorriger als unsere - das muss die für Galicien charakteristische Stieleiche sein. Hier und da steht auch mal eine Birke dazwischen. Am Straßenrand wachsen große, kräftige lila Fingerhüte.
     
    Etwas weiter durchradle ich meinen ersten Eukalyptushain und es riecht nach Hustenbonbon. Eukalypten stammen eigentlich aus Australien und es ist nicht unproblematisch, eine nichtheimische Pflanze einfach einzubürgern. Waren immer wieder enorme Waldflächen zur Gewinnung von Weide- und Ackerland abgeholzt worden - egal ob schon zu Römerzeiten oder später forciert durch die spanische Aristokratie, die Weideland für ihre Schafzucht benötigte, um die aufstrebende Textilindustrie mit Wolle beliefern zu können, oder für Verteidigungszwecke und Schiffbau (z.B. dem Bau der Armada) -hielt die Aufforstung nie Schritt. Erst in den 40er Jahren begann man mit einem größeren Aufforstungsprojekt, wobei allerdings die natürliche Zusammensetzung des Waldes, insbesondere hier in Galicien, völlig ignoriert wurde und man vorwiegend plantagenartig Eukalyptus anpflanzte.
     
    Kurzfristig gedacht schützt der schnellwachsende Baum natürlich erst mal vor Erosion und liefert Material für die Zelluloseindustrie. Langfristig gesehen sorgt der Anbau der Eukalyptusbäume allerdings dafür, dass der Grundwasserspiegel sinkt und das Land insgesamt langsam austrocknet, denn die Bäume haben tiefe Wurzeln, mit denen sie das Wasser auch aus tiefen Schichten nach oben transportieren, wo es durch ihre Blätter verdunstet.
    Mir ist die Problematik des Eukalyptusanbaus bekannt, dennoch genieße ich den mir fremden Forst. Ich atme die Luft tief ein und lausche der Stille. Aber sobald ich stillstehe mache ich auch Bekanntschaft mit den vielen Fliegen Galiciens. Nirgends sonst bin ich auf so viele Plagegeister auf einmal getroffen. Ich schlage mir die dicken Brummer aus dem Gesicht, aber es nützt wenig. Sie sind hartnäckig, da hilft nur weiterfahren.
    Die Landschaft ist wellig, soll heißen, schweißtreibendes Treten wechselt sich ab mit rauschenden Abfahrten. Als grobe Fahrtrichtung halte ich mich an Melide. Es ist nicht leicht, sich hier zu orientieren, denn die Straßen sind nicht für Fremde gemacht, sondern verbinden lediglich ein Dorf mit dem nächsten, und die sind den Einwohnern hier alle gut bekannt. Ortsnamen findet man bestenfalls auf Kilometersteinen.
     
    In San Breixo mache ich eine kurze Pause. Ein klitzekleiner Weiler, von grünen Wiesen umgeben, und natürlich wieder diese Miniaturfelder. Menschen sehe ich keine, doch da, ein alter Mann schlurft die Gasse entlang, gefolgt von einem müden Hund und einer Frau mit Kittelschürze, die mich aus der Ferne einen Moment lang aufmerksam mustert, sich dann aber wieder ihrem Alltag widmet. Ein seltsames Dorf. Und eine seltsame Gedenkstätte haben die hier! Ein Schrein, Jesus am Kreuz, aber umgeben von Totenköpfen und Werkzeugen. War hier mal etwas Schlimmes passiert? War hier vielleicht mal der Sensenmann ausgerastet? Ganz wohl fühle ich mich bei diesem kleinen Display nicht. Hat die Pilgerbewegung einen gewissen Einfluss auf die Atmosphäre der am Camino liegenden Dörfern, und verleiht ihnen oftmals etwas Leichtes und Spielerisches, so ist das hier, nur wenige Kilometer abseits des Pilgerweges, tiefste galicische Provinz.
     
    Ich fahre weiter und will jetzt auf den Camino, auf den ich bei Coto treffe. Es ist ein reiner Wanderweg abseits der Straße. Hier stehen jetzt alle 500 Meter Meilensteine, die dem Pilger darüber Auskunft geben, wie weit es noch bis Santiago ist. Ein regelrechter Countdown hat eingesetzt. Manche dieser Steine sind mit Graffiti bemalt oder mit Feldblumen geschmückt.
     
    Wieder halte ich, diesmal im Dorf Lebroeiro . Wie anders es doch ist verglichen mit San Breixo. Eine Frau treibt ihre zehn Kühe auf die Weide. Woanders tratschen zwei Bauersfrauen, die vorbeiziehenden Pilger werden trotz ihrer relativ großen Zahl

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