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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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wieder an die Arbeit.
    »Alles in allem waren Sie der Hit«, sagte Mrs Abercrombie. »Ein Riesenhit. Also, gut gemacht. Vielen Dank.«
    »Was meinen Sie?«, sagte ich ehrlich verwirrt.
    Vielleicht hatten die Kids abgestimmt, dass ich schlicht und einfach toll war.
    »Die Prüferin«, sagte sie, »war begeistert von Ihrem Vortrag. Fand Sie inspirierend. Meinte, Sie beherrschten die Sprache der Jugend und setzten sie ein, um die Kinder zu motivieren. Sie meinte, es hätte sie beeindruckt, dass Sie sich die Zeit genommen haben: Die meisten hätten nur irgendwas aus dem Internet ausgedruckt und vorgelesen.«
    »Na ja, ich meine, damit habe ich auch angefangen, dem dann aber was hinzugefügt. Persönliche Erfahrungen eingeflochten. Es etwas anekdotischer gestaltet.«
    »Mr Cole hat immer nur über Arsenal gesprochen.«
    »Hab ich schon gehört.«
    »Ich sollte mich auch bei Mr Willis bedanken. Er meinte, es sei seine Idee gewesen, Sie dazu anzustiften.«
    »Ach.«
    »Und Deepa Dristi. Kennen Sie die?«
    Ich nickte. Sie war in der Abschlussklasse.
    »Sie hat der Prüferin gesagt, solche Momente gäben ihr Hoffnung.«
    Himmelarsch. Und ich ahnte auch, wie sie es gesagt hatte. Rehäugig und theatralisch. Sie bewarb sich ständig für die Seifenoper Hollyoaks, falls es mit der Universität nichts wurde. Sie hatte dafür gesorgt, dass ich gut dastand, wenn auch kitschig wie im Fernsehen.
    »Die Prüferin heißt Tanya Myers. Sie hat mich gebeten, Ihnen auszurichten, dass es einen Schauspieler Ihres Namens gibt.«
    »Tatsächlich? Das wusste ich nicht.«
    »Sie hätte sich im Anschluss gern mit Ihnen unterhalten, aber Sie waren schon weg …«
    »Mein bester Freund wurde angefahren …«
    »Oh«, sagte Mrs Abercrombie. Damit hatte sie nicht gerechnet. Wahrscheinlich fragte sie sich gerade, wie sie damit umgehen sollte.
    »Jedenfalls«, sagte sie, was auch okay war, »seien Sie doch so nett, sie anzurufen.«
    Sie reichte mir eine Visitenkarte.
    Ein paar Abende später, draußen vor dem Den, rauschte der Verkehr die regennasse, trostlose Cally entlang. Ein paar Kids beugten sich über einen der Balkone der Sozialwohnungen gegenüber und fingen den Regen mit den Händen, um sich damit gegenseitig nass zu spritzen.
    Pamela hatte Dev hergerollt, damit wir alle gemeinsam Abschied von Power Up! nehmen konnten. Es fühlte sich okay an. Dev drehte eine Zigarette, drückte sich schutzsuchend an die Wand des Pubs und sah mich an.
    »Ich weiß, wir sind nicht hier, um uns zu entschuldigen«, sagte er. »Aber es tut mir leid. Ich wollte den Laden halten, weil ich dachte, das wäre mein Traum, aber eines Tages habe ich ihn mir angesehen und gemerkt, dass man sich so ziemlich alles einreden kann, weißt du? Ich hätte es dir früher sagen sollen, aber ich habe nur an mich gedacht. Ich dachte: Egal was passiert, dann ziehen wir eben woandershin. Aber das war dumm und egoistisch. Irgendwie hatte ich vergessen, dass es auch dein Zuhause ist. Ich kam mir vor wie ein Vater, der nicht möchte, dass sich sein Kind abends beim Schlafengehen Sorgen macht.«
    »Schon in Ordnung«, sagte ich. »Ich brauchte einen Tritt in den Hintern. Ich musste mein Leben selbst in die Hand nehmen. Das hätte ich sonst wahrscheinlich nie getan, und wir hätten bis in alle Ewigkeit zusammengewohnt.«
    »Das wäre schön gewesen.«
    »Das wäre schräg gewesen.«
    »Nein, aber … auch das andere, was ich gesagt habe. Das mit dem Mädchen …«
    »Shona?«
    Ungläubig sah er mich an.
    »Was heißt das? Was meinst du mit Shona? «
    »Shona ist die schottische Form von Joan«, sagte ich, »und außerdem der Name eines Volkes und seiner Sprache in Simbabwe. Aber erzähl weiter. Was ist mit dem Mädchen?«
    »Na ja, ich meine ja nur, es war etwas gedankenlos von mir, als ich … Moment mal, was hat das zu bedeuten – Shona?«
    »Ihr Name ist Shona.«
    Ich zog meine Augenbrauen hoch, nickte und hob die Schultern. Er brauchte eine Sekunde, doch dann breitete sich ein breites Dev-Grinsen auf seinem Gesicht aus, und er versuchte, mir auf die Schulter zu klopfen, obwohl das vom Rollstuhl aus nicht ganz einfach war.
    »Du hast ihren Namen rausgefunden? Wie hast du denn ihren Namen rausgefunden?«
    »Und rate mal, was sie fährt.«
    »Nein!«, sagte er ungläubig.
    »Ich hab sie sogar eines Abends auf der Poland Street gesehen.«
    »Du hast sie gesehen? Alter, das ist doch schon wieder Schicksal!«
    Ich lachte.
    »Wir sollten gehen«, sagte ich. »Sonst kommen wir noch zu

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