Auf den ersten Blick
sein kann, aber Sie wissen ja, dass ich meine Gründe hatte, und oft genug lag es am Jezynowka, und jetzt, wo es zwischen uns gerade klick macht, lande ich mit einem interessanten Mädchen auf einer Bank und komme zu dem Teil, von dem ich weiß, dass Sie mich danach nicht mehr mögen werden.
Als ich es ihr erzählte, sah sie mich mitleidig an, aber ich konnte nicht sagen, wem das Mitleid galt.
dreizehn
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»Du meine Güte, Jason, was ist passiert?«
Ich hatte nicht gewusst, wohin ich sollte, also war ich hierhergekommen.
»Komm doch, komm rein …«, sagt sie, und ich schiebe mich an ihr vorbei in den engen, dunklen Flur der Wohnung an der Blackstock Road, die ich in der Dunkelheit erst nicht hatte finden können.
»Wo ist deine Mitbewohnerin?«, sage ich, als ich die Styroporbox vom Vietnamesen, das einsame Weinglas und den Fernseher bemerke, wo gerade die Zehnuhrnachrichten laufen.
»Ich habe keine?«, sagt sie wie eine Frage, und aus irgendeinem Grunde bin ich beeindruckt, als wäre sie erwachsen geworden, ohne dass ich es gemerkt hätte, aber wir sind beide Mitte dreißig, und da kann man wohl schon damit rechnen.
»Möchtest du Wein?«, sagt sie, während ich Abstand von ihr halte, weil ich plötzlich fürchte, sie könnte meine Fahne riechen. »Was ist los mit dir?«
Meine Augen sind glasig, vielleicht vom Alkohol oder der Kälte oder der Heulerei, und ich zittere vor Empörung, Wut und Schneematsch.
»Du bist eiskalt«, sagt sie. »Was ist los?«
»Ich glaub, ich verliere den Boden unter den Füßen«, sage ich so ehrlich, wie ich kann, mein Lächeln aufgesetzt, mit Tränen in den Augen, aber dieser Tag war von Anfang an ein Tag der Aufrichtigkeit. »Ich glaub, ich verliere den Boden unter den Füßen, und ich weiß nicht, wie ich damit fertigwerden soll.«
Und dann kommt alles heraus, und ich spüre, dass da schwere, wogende Schluchzer nach außen drängen, und sie merkt es auch, denn sie fasst mich mit Samthandschuhen an und fragt, ob ich eine gebackene Kartoffel oder irgendwas möchte, und angesichts dieser freundlichen Geste, so unschuldig vorgetragen, falle ich beinah auf die Knie.
Ich möchte, dass die Welt wieder so wird, wie sie war, bevor das alles losging, vor dem Gin oder was das Gegenteil von Tonic sein mag, aber gleichzeitig möchte ich so behandelt werden, wie sie mich behandelt, und nicht hören, dass ich erwachsen werden oder darüber hinwegkommen oder mein Leben auf die Reihe kriegen soll.
Denn das war nicht fair. Ich habe nicht darum gebeten, dass es passiert. Ich weiß nicht, wieso es mich dermaßen berührt, aber das tut es. Bin ich denn der Einzige, der das versteht?
Aber ich bin gar nicht der Einzige, oder? Denn sie merkt es. Vielleicht weil es neu ist, vielleicht weil sie nicht tagaus, tagein damit umgehen muss, aber endlich habe ich das Gefühl, mit jemandem zu sprechen, der Anteil nimmt, der eine andere Zukunft für mich sieht, weit weg vom St. John’s und von Dylan und der Verzweiflung.
Du hast Anteil genommen, Sarah, aber wieso hast du plötzlich damit aufgehört? Wer hat den Hahn zugedreht? Wer hat sich je anhören müssen, er solle erwachsen werden und sein Leben leben, ohne dass er sich dabei herablassend behandelt und missverstanden gefühlt hätte?
Und ich greife mir ein großes Glas und schenke mir Wein ein, und sie dreht nur für mich die Heizung auf, was mir das Herz bricht, weil es so nett ist, und ich erzähle ihr alles, und sie versteht, und bald ist es nach Mitternacht, und sie findet den Whisky, den sie ihrem Dad eigentlich zu Weihnachten schenken wollte, und das alles ist so herzerwärmend, so lieb und fürsorglich, und dann merkt meine Hand, dass sie ihrem Bein näher ist, als sie sein sollte, und im Stillen wird mir bewusst, was für ein wunderbarer Mensch sie ist, was für eine gute Freundin, wie richtig sich das alles anfühlt.
Ich lehnte am Küchentresen und zuckte plötzlich zusammen. Ich dachte, ich hätte eben eine Fliege unter meiner Hand zerdrückt, aber es war nur einer von Devs Honigpops.
Ich legte ihn neben die Spüle, denn ich wusste, dass Dev wahrscheinlich später danach suchen würde.
Es war eine lange Nacht gewesen, und als der Wasserkocher klickte und ich nach den Teebeuteln griff, dachte ich noch immer darüber nach.
Es hatte gutgetan, mit ihr zu reden. Sie konnte gut zuhören.
Und dann merkte ich, dass ich überhaupt nicht gut zuhören konnte, denn ich hatte vergessen, ob sie
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