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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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Mitbringsel auf dem Tisch, gleich neben den Bechern mit zuckrigem Milchtee.
    Wir teilten uns das Sofa, aber nicht die Mitbringsel. Abbey stürzte sich direkt darauf.
    »Spacecakes …«, sagte sie voller Vorfreude, so wie ich »Big Mac« sagen würde.
    Seit der Uni hatte ich keine Spacecakes mehr gegessen. Die Dinger schienen mir einfach nicht in die Welt der Verkehrsstaus und U-Bahn-Streiks und Prepaid-Handys zu passen. Einen Moment lang war ich in Versuchung, und sei es nur, um die Erinnerung an jene Nacht wachzurufen, in der ich stundenlang völlig fasziniert einen Türknauf im Studentenwohnheim der Uni Leicester angestarrt hatte, lehnte jedoch dankend ab. Dev sah aus, als hätte er Angst davor, als hätte Abbey eben preisgegeben, dass sie mit Heroin dealte und alle ihre Freunde kamen, um bei uns zu wohnen. Abbey mampfte unbeeindruckt vor sich hin.
    »Und das Mädchen? Was ist mit dem Mädchen?«
    »Nicht viel«, sagte ich. »Nichts eigentlich.«
    »Ach, komm!«, sagte Dev begeistert. »Wir haben den Mann gefunden. Den Mann auf den Fotos.«
    »Ihren Mann? Den mit der klobigen Uhr?«
    Begeistert setzte sie sich auf.
    »Wir wissen nicht, ob es ihr Mann ist. Wir wissen nur, dass es ein Mann ist.«
    »Wie habt ihr ihn gefunden?«
    »Schicksal!«, sagte Dev und hielt einen Zeigefinger hoch.
    »Und wirklich?«
    »Er war in der Charlotte Street. Er arbeitet da. Und dann sind wir ihm in ein Restaurant gefolgt und haben ihn in ein Gespräch verwickelt.«
    »O mein Gott! Ist das dein Ernst? Das ist total geil!«, sagte sie atemlos. »Ihr seid ihm gefolgt! Worüber habt ihr euch unterhalten?«
    Es war aufregend, sie so aufgeregt zu sehen.
    »Hat er das Mädchen erwähnt?«, sagte sie drängend.
    »Nee«, sagte Dev. »Aber das wird er noch! Wir waren bei Events, an denen er auch teilnehmen sollte, und dann stellte sich raus, da geht er gar nicht hin. Aber eines Tages wird sie da sein, und dann schlagen wir zu!«
    Wir taten alle so, als klänge das kein bisschen finster.
    Abbey lächelte, dann erstickte sie ein Gähnen. Sie lehnte sich auf dem Sofa zurück und kuschelte sich ein.
    »Es wäre doch unglaublich, wenn das passieren würde«, sagte sie. »Ich wünschte, ich hätte auch so einen Traum. Also, einen machbaren. Nicht nur einen Traum-Traum. Einen Traum, den man wahr machen kann.«
    »Ein Ziel?«
    »Das ist ein besseres Wort. Ja, ich wünschte, ich hätte ein Ziel. Ich treibe nur so vor mich hin. Oder ich helfe anderen Leuten bei ihren Zielen. Wisst ihr, dass Paul nie ernsthaft ein Theaterstück geschrieben hatte, bis ich ihn dazu getrieben habe? Ich habe ihn gezwungen, sich hinzusetzen, und eine Woche später war Osama Lovin’ fertig. Ich bin eine Traumerfüllerin ohne eigenen Traum.«
    »Das wäre eine tolle Zeile für ein Musical«, sagte Dev. »Die solltest du Paul mal vorschlagen.«
    Sie gähnte wieder.
    »Was machen wir morgen?«, sagte sie.
    Ich warf Dev einen Blick zu, einen Bitte-nicht -Blick.
    »Morgen ist Sarahs Verlobungsfeier«, sagte er.
    »Geht ihr hin?«, sagte Abbey. »Solltet ihr tun. Seid ihr eingeladen? Ihr solltet eingeladen sein.«
    »Ich bin eingeladen. Ich gehe hin.«
    »Er hat die Hosen voll«, sagte Dev und nahm den letzten Schluck von seinem Tee.
    »Ich möchte mitkommen«, sagte sie, während ihr die Augen zufielen. »Gehen wir doch alle hin. Ich möchte sehen, wovor du Angst hast.«
    »Ich habe keine Angst.«
    »Du hast nur solche Angst vor diesen Leuten, weil du sie nicht kontrollieren kannst. Sie kontrollieren dich. Du solltest dich nicht von Leuten kontrollieren lassen. Du solltest frei sein. Wir sollten alle frei sein.«
    Ich glaube, die Spacecakes fingen an zu wirken.
    »Frei sein zu tun, was man tun will, ist wichtig. Deshalb solltest du das Mädchen suchen. Dann hast du auch die Kontrolle. Du solltest sie unbedingt suchen, Jase. Tu’s für mich. Nein: für dich.«
    Und bis ich herausgefunden hatte, wie ich darauf reagieren sollte, während ich mit dem Finger am Rand meines Bechers herumtippte, war Abbey an meiner Schulter eingeschlafen.
    Vorsichtig rückte ich zur Seite, hob ihren Kopf sanft auf ein Kissen. Ich breitete eine Garfield-Decke über ihr aus, stellte ihre Tasche dorthin, wo sie sie am Morgen wiederfinden würde, und stutzte kurz.
    Aus einer Seitentasche ragte eine CD hervor, auf der »Abbey’s Songs« stand.

siebzehn
    Oder: › › And That’s What Hurts ‹ ‹
    »Frühstück!«, rief Abbey laut aus dem Wohnzimmer.
    Ich ergriff meine Chance.
    Ich hatte letzte Nacht im

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