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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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ihre plötzliche Verbindung zu etwas, das nie existiert hatte. Darauf, dass sie sich eine Zukunft vorstellen konnte, die viel besser und erfüllender war als die bescheidenen Ziele, die wir vom ersten Tag an gemeinsam gehegt und gepflegt hatten, und das alles basierend auf etwas, das nur einen Moment lang da gewesen war. Und ich fürchtete, sie hasste mich dafür, dass es mir nicht so ging, dass ich es nicht so sehr wollte wie sie. Aber ich konnte nur daran denken, wie sich unser Leben beinah verändert hätte. Wie wenig Kontrolle ich eigentlich über mein Schicksal hatte. Wie unglücklich ich war, dass ich … nichts tat .
    Egal.
    Heute war Sarahs Verlobungsfeier. Sarah war auf bestem Weg, ihr Ziel zu erreichen. Sie stand kurz davor.
    Und ich musste nur auftauchen und ihr alles Gute wünschen.
    Das konnte ich schaffen.
    »Die haben doch nichts dagegen, dass ich mitkomme, oder?«, sagte Abbey, während sie sich mit Mühe ihren Rucksack auf den Rücken schnallte, als wir aus dem Bus stiegen. »Habe ich mich gestern Abend irgendwie selbst eingeladen?«
    »Ich freue mich, dass du mitkommst«, sagte ich, was stimmte.
    Sicher, erwachsen wäre es gewesen, allein dorthin zu gehen, höflich mit flüchtigen Bekannten oder entfernten Exverwandten zu plaudern, denen es peinlich wäre, sobald sie merkten, wer ich war. »Ach, der Jason sind Sie«, würden sie sagen und mit starrem Lächeln Abstand nehmen. Es war für alle Beteiligten besser, wenn ich mein eigenes Team mitbrachte.
    Die Party fand im Queen & Artichoke statt, in der Nähe der Great Portland Street, oben im ersten Stock.
    Sofort war Anna da, baute sich vor meiner Nase auf, im Gegenlicht der grellen Sonne, die durchs Fenster schien, von Staub umtanzt.
    »Es beweist eine gewisse Reife, dass du gekommen bist«, sagte sie, ohne mir dabei in die Augen zu sehen, »aber die Feier findet ja auch in einem Pub statt.«
    »Schön, dass du auch da bist, Anna.«
    »Wie ich sehe, hast du deine Prostituierte mitgebracht.«
    Abbey stand in der Ecke, starrte verständnislos an die Decke.
    »Sie hat doch nur einen kleinen Scherz gemacht«, sagte ich unnötigerweise. »Eigentlich esse ich gar keinen Pie und flenne dabei …«
    Sie musterte mich von oben bis unten.
    »Na, was den Pie angeht, bin ich mir da nicht so sicher …«
    Ich ging nicht weiter darauf ein.
    Als Anna abzog, sah ich mich um. Ach, da war Ben. Und Chloe. Und ganze Heerscharen von Leuten, die ich schon eine Weile nicht mehr gesehen hatte. Nach unserer Trennung hatte ich mich verkrochen. Meine Freunde aufgegeben, damit sie sie haben konnte. Ich wollte es ihr leichter machen, und mir auch. Das jedoch bedeutete, dass ich mich der Situation nie wirklich stellte. Was war so schwer daran, diesen Leuten zu begegnen? War es nur die Scham, oder musste ich mir, wenn ich sie wiedersah, nur meine eigene Feigheit eingestehen?
    Eine Kellnerin schwebte vorbei, und ich schnappte mir ein Vol-au-vent. Nur um geschäftig auszusehen.
    »Nette Häppchen«, sagte Dev, der irgendwas kaute. »Ich wette, es gibt im ganzen Viertel im Supermarkt keine Garnelen mehr!«
    Und dann war Gary da.
    »Jason Priestley!«, sagte er, legte mir seine Hand auf die Schulter und gab sich alle Mühe, jedem zu zeigen, dass er mir seine Hand auf die Schulter legte. »Natürlich nicht der aus der Fernsehserie! Schön, dass du gekommen bist! Sarah hat mir erzählt, dass sie dich eingeladen hat. Ich hab ihr gesagt, es macht mir nichts aus.«
    Er entdeckte Abbey. Sie fotografierte mit ihrem rosafarbenen Handy gerade eine Topfpflanze.
    »Ist das deine … Freundin? Ich weiß nicht mehr genau. Hattest du ein Foto von ihr? Whitby und so?«
    »Nein, das ist … eine andere Freundin.«
    Er zwinkerte mir zu.
    »Gute Arbeit.«
    »So ist das nicht«, sagte ich. »Sie ist wirklich nur eine Freundin.«
    Wieder zwinkerte er.
    »Hab schon verstanden«, sagte er.
    »Nein, ich meine es ernst.«
    »Natürlich tust du das.«
    Er zwinkerte mir zum dritten Mal zu.
    »Und wie läuft es mit …«, setzte ich an, doch Gary hatte einen Zettel hervorgeholt und hielt den Zeigefinger an die Lippen.
    »Muss an meiner Rede arbeiten«, sagte er. »Sollte mir besser mal überlegen, was ich sagen will.«
    Gary schlich sich davon. In der Ecke sah ich seine Verlobte, strahlend, glücklich, blühend. Sie war von ihren Freundinnen umringt, die lebhaft auf sie einplapperten, doch im nächsten Moment spürte sie wohl, dass sie beobachtet wurde, denn sie drehte ihren Kopf ein Stück, nahm mich wahr,

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