Auf den ersten Blick
freute mich aber auf das, was er gleich sagen würde.
»Nein, Mann, du bist jetzt Teil unserer Geschichte, oder? Wir haben deine Kritik an zweihundert EP s geta ckert und sie eigenhändig in der ganzen Stadt ausgeliefert. Eine davon ist bei jemandem auf dem Stapel gelandet, und der hat die meisten anderen Sachen weggeworfen, aber dein Ding ist ihm aufgefallen, also hat er es eingesteckt, es sich im Auto angehört und uns noch am selben Abend angerufen …«
Ich grinste ein breites Grinsen. Im Grunde hatte er Abbey für die Kritik zu danken.
»Wir wurden im Radio gespielt, wir treten mit Pla y &Record auf, Journalisten sagen, wir sind die neuen Sonstwer …«
»Wer sind denn Die Sonstwer? «, fragte Dev, doch wir überhörten ihn, weil wir cool waren.
»Eins kommt zum anderen, Mann! Neulich Abend habe ich zu Phil gesagt, wir sollten Jason zu unserem offiziellen Biografen machen. Du kannst erzählen, wie es war, von Anfang an! Er meinte, ich würde unter Umständen etwas vorgreifen …«
Hinter ihm sah ich die Leute unser Gespräch belauschen. Sie hatten Mikey im Auge. Aus ihm würde jemand werden, sie spürten es.
»Wie dem auch sei, wir sind dir was schuldig, okay? Bald mal auf ein Bier?«, sagte er und zog sich zurück, ein Zwanzigjähriger, dem die Welt zu Füßen lag, deutete mit seinen knochigen Fingern auf mich und lächelte, als wäre ich auch jemand.
»Logo!«, sagte ich. »Logo, Mann.«
Wir sahen, wie Mikey von der Menge verschlungen wurde. Hipster und Mädchen, die jünger als Abbey waren, mit selbst gemachten Kicks-Shirts und Armreifen.
Ich drehte mich zu Dev um, stolz.
»Meinst du, er weiß, dass du hauptsächlich Hall & Oates hörst?«, sagte er.
Im Augenwinkel meinte ich zu sehen, wie Abbey sich durch Doppeltüren schob und ihre Augen verbarg.
Wir blieben, um uns Play&Record anzusehen. Ich komponierte meine Kritik schon in Gedanken. Mikey hatte mich inspiriert. Ich konnte etwas bewegen! Ich konnte dazugehören! Ich musste doch ein grandioser Musikkritiker sein, wenn ich die Kicks schon so früh entdeckt und eine Rolle in ihrer Geschichte gespielt hatte.
Ich kam zu dem Schluss, dass Play&Record empa thischen, hymnischen Powerhouse Rock mit Downbeat/TripHop-Melodien spielten. Also, so stand es zumindest auf ihrem Flyer.
Ich sah mich um, auf der Suche nach Abbey. Sie war nirgendwo zu sehen. Paul blieb am Tresen, stritt mit einem blonden Mädchen, wahrscheinlich über Proust und dessen Einfluss auf das europäische Puppenspiel. Ich mochte Paul wirklich kein bisschen.
Wäre ich noch Lehrer, würde ich ihn vermutlich folgendermaßen bewerten:
Paul: ist ein Wichser.
Und dann würde ich es einem der Kinder in die Schuhe schieben.
»Wir hätten Matt mitnehmen sollen«, sagte Dev. »Er hätte sich eine Eisenstange suchen und Pauls Puppen verprügeln können. Hast du ihn angerufen?«
»Hab ich«, sagte ich. »Keine Antwort.«
»Wieso zum Teufel ist sie mit ihm zusammen?«, sagte er, als wir unsere Kragen gegen den Wind hochklappten, der uns die Pentonville Road hinaufrempelte. In sechs Minuten konnten wir bei Oz sein und uns mit Chilisoße volllaufen lassen. »Menschen sind doch echt seltsam, oder?«
»Vielleicht liebt sie ihn.«
»Sie kann ihn nicht lieben. Was gibt es da zu lieben? Er ist wie eine Tennisballkanone, die dir aus einem Meter Entfernung schnippische Kommentare vor den Latz knallt und dann an dir vorbeiguckt. Jedes Mal, wenn er dich ansieht, knallt er dir wieder einen Ball ins Gesicht.«
»Hey, wieso war dein Dad eigentlich neulich Abend im Laden?«
»Mein Dad?«
»Ja. Abbey hat gesagt, sie hätte ihn im Laden gesehen, und …«
Wir drehten uns um, weil wir dachten, hinter uns würde jemand rufen, gingen dann aber schneller. Was war das? Eine Schlägerei? Ein Überfall?
Wir sahen Abbey die Straße hinunterrennen, mit fliegender Tasche um die Schulter.
»Kann ich heute Nacht bei euch bleiben?«, sagte sie. »Paul muss um fünf raus.«
»Puppennotdienst?«, sagte ich.
»Schnauze«, sagte sie. »Also, kann ich bei euch pennen?«
Ich versuchte zu erkennen, ob sie geweint hatte, doch die Luft war kalt, und wir sahen alle so aus.
»Klar«, sagte ich.
»Ich hab uns was Leckeres mitgebracht!«, sagte sie freudestrahlend und klopfte auf ihre Tasche.
»Wir wollten uns gerade einen Kebab holen«, sagte ich.
»Wie sollte es auch anders sein?«, sagte sie und schmiegte sich liebevoll an meinen Arm. »Wie sollte es auch anders sein?«
In der Wohnung verteilte Abbey ihre
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