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Auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick

Titel: Auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Wallace
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lächelte zum Gruß und prostete mir zu.
    Plötzlich stand Dev an meiner Seite, mit einem Teller voller Pastetchen, und drückte zwei Biergläser an seine Brust.
    »Nimm dir«, sagte er, und ich nahm mir eins. »Wo ist Abs?«
    Wir sahen uns um. Sie war nirgends zu sehen. Vermutlich hatte sie sich von einer Fliege ablenken lassen und war dieser vor die Tür gefolgt.
    »Die Party rockt nicht gerade, oder?«, sagte Dev.
    »Es ist erst drei Uhr. Das soll noch nicht rocken.«
    »Was passiert denn bei solchen Feiern? Stehen wir irgendwie nur so rum, oder was?«
    »Genau. Wir stehen irgendwie nur so rum. Was zählt, ist gesehen zu werden. Wir sind hier, um gesehen zu werden, denn wenn wir hier gesehen werden, sehen alle, dass wir das hier gut finden.«
    »Och«, sagte Dev enttäuscht. »Es gibt hier also keine … Brautjungfern oder so was?«
    »Nicht auf einer Verlobungsparty, normalerweise nicht, nein.«
    Ich schätze, ich hätte mich wohl unters Volk mischen sollen, aber um ehrlich zu sein, hatte ich nicht das Gefühl, mir das Recht dazu erworben zu haben. Ich konnte mich nur mischen lassen.
    Ich nahm Anna in einer Ecke des Raumes wahr, vollauf damit beschäftigt, Klatsch und Tratsch zu verbreiten, mit traurigem Nicken und unauffälligen Blicken. Sicher hatte sie längst erzählt, dass sie mich neulich mit Abbey getroffen hatte, wie jung sie war, wie unreif mich das machte, dass sie immer schon gedacht hatte, ich hätte tief sitzende Probleme, was für ein Glück Sarah doch hatte, dass sie Gary begegnet war, dass es doch immer einen Silberstreif am Horizont gab. Manche Menschen verbergen ihre nega tive Einstellung unter einem Deckmäntelchen der Sorge, dünn wie Frischhaltefolie.
    »Alles okay?«, fragte Abbey, die plötzlich da war, als eine weitere Kellnerin vorüberglitt, mit einem Riesentablett voller Muffins.
    »Wo bist du gewesen?«
    »Küche«, sagte sie. »Hab ich was verpasst? Hat schon irgendwer mit irgendwem angebändelt?«
    Ich sah auf meine Uhr.
    »Schon fünf nach drei. Man sollte meinen, inzwischen wäre was passiert.«
    Abbey kicherte. Sie hatte etwas gesehen. Ich folgte ihrem Blick, begriff jedoch nicht.
    »Was?«, sagte ich.
    »Nichts«, sagte sie und kicherte wieder.
    »Was ist denn?«
    »Noch nicht«, sagte sie. »Ich hatte eine Idee. Ich erzähl’s dir gleich.«
    Meine Güte, konnte Gary reden.
    »Ich nehme Sarah nächsten Monat mit nach Florida«, sagte er. »Sie meinte: ›Sparen wir es uns lieber auf für die Flitterwochen!‹, aber die Welt will bereist werden, oder? Dann fahren wir in den Flitterwochen eben irgendwohin, wo es noch schöner ist.«
    Ich spürte den kindischen Drang, mich mit ihm zu messen.
    »Ich fahre bald Heißluftballon«, sagte ich. »Und außerdem nach Silverstone. Aber erst fahre ich Heißluftballon, und wenn wir oben sind, trinken wir Champagner.«
    Gary sah mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle.
    »Außerdem trete ich im Paintball gegen den SAS an.«
    Er redete einfach weiter: »Das Gute an Florida ist, dass man immer weiß, wie das Wetter wird. Meine Eltern ziehen bald hin, dann können wir sie jedes Jahr besuchen, mit dem Kleinen.«
    Ich lächelte. Wippte auf meinen Fußballen, nickte. Gary legte eine kurze Pause ein und sah mich traurig an.
    »Habt ihr zwei denn nie an Kinder gedacht?«, sagte er.
    O Gary, bitte nicht.
    »Nein«, sagte ich so sachlich, wie ich konnte. »War nie der richtige Zeitpunkt.«
    Sarah hatte ihm nichts erzählt. Warum sollte sie auch? Es war lange her. Heute ging es um die Zukunft.
    »Ach, es ist doch nie der richtige Zeitpunkt für Kinder, Jason!«, lachte er, als hätte er den Spruch erfunden, als hätte er Hunderte von Kindern. »Bis es passiert – dann ist der richtige Zeitpunkt.«
    »Jep.«
    »Langsam sieht man es ihr an«, sagte er wehmütig, und beide wandten wir unsere Blicke der glücklichen, wunderschönen Sarah zu.
    Man sah es ihr tatsächlich langsam an. Und einen Moment lang wurde mir plötzlich alles zu viel.
    Ich hatte ihr nie gesagt – obwohl ich wünschte, ich hätte es getan –, dass ich es auch gewollt hatte. Sobald der Schock erst überwunden war, sobald diese wirren, egoistischen Gedanken erst erstickt waren, hätte ich auch gewollt, was sie wollte. Und als ich es vermasselt hatte, als Sarah mich verlassen hatte und ich mich gezwungen sah, den Kopf einzuziehen und mir einzureden, dass ich okay war, dass ich schon zurechtkommen würde, wenn ich einfach weiter durchs Leben pflügte … kam es mir vor, als hätte ich

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