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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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Offiziers behagten ihm gar nicht. »Es ist bedauerlich, mein Freund«, sagte er mitfühlend, als er zurücktrat, »dass es so weit kommen musste. Ich habe von Ihren militärischen Leistungen gehört. Sie sind wirklich ein außergewöhnlicher Soldat.«
    »Danke, Gunter, ich habe mir schon gedacht, dass die Sache nicht persönlich ist«, erwiderte Michael, die Zigarette im Mundwinkel.
    »Sie haben uns alle hinters Licht geführt«, erklärte Gunter geradezu bewundernd. »Als Spion sind Sie wirklich erstklassig.«
    »War ich«, erwiderte Michael und zog an seiner Zigarette. »Wahrscheinlich würden Sie mir nicht glauben, wenn ich Ihnen sagen würde, dass ich für niemanden mehr spioniere.«
    »Nein, Mister Duffy«, erwiderte der Deutsche betrübt, »aber ich wünschte, es wäre wahr. Einen tapferen Mann zu töten ist keine Ehre.«
    Plötzlich erstarrten die drei Marinesoldaten und sahen an Michael vorbei in Richtung der kleinen Tür des Lagerraums. Michael konnte sich denken, wer da kam.
    Baron Manfred von Fellmann trat vor ihn. Seit fast zwölf Jahren hatten sie einander nicht gesehen, und beide versuchten nun festzustellen, inwieweit sich der andere verändert hatte. Der Baron war nicht erkennbar gealtert, dachte Michael. Selbst in seinem teuren Zivilanzug war er ganz Offizier.
    »Ich bedaure, dass ich Ihnen das antun muss, Mister Duffy«, sagte er mit der vollen, gebildeten Stimme des Aristokraten. »Ich stehe in Ihrer Schuld wegen Ihrer damaligen Beteiligung am Tod von Kapitän Mort. Aber ich fürchte, dass Sie nicht in Sydney sind, um Ihre liebevollen Erinnerungen an die Stadt aufzufrischen, obwohl die mit Sicherheit vorhanden sind. Sehen Sie, mir ist nämlich auch bekannt, dass Sie von der Polizei hier wegen Mordes gesucht werden.«
    Michael spuckte die Zigarette auf den Boden. Dauernd auf den Zehenspitzen zu stehen war nicht einfach. »Ich gebe zu dass ich von Ihrem Plan weiß«, antwortete er ruhig. »Aber ich schwöre Ihnen bei meinem wahren Namen, dass meine Mission, Sie aufzuhalten, abgeblasen wurde.«
    Sie blickten einander an, und die entnervend blauen Augen des Barons bohrten sich tief in Michaels gesundes Auge. Der Deutsche brach das Schweigen. »Unter anderen Umständen wäre ich geneigt, Ihnen zu glauben, Mister Duffy. Aber wie Sie nur zu gut wissen, haben wir es nicht mit normalen Umständen zu tun. Um Sie freizulassen, brauchte ich eine Bestätigung Ihrer Worte. Wie wollen Sie mir die geben, wenn sich mein alter Gegner Horace Brown in Townsville aufhält?«
    Also hatten sie keine Ahnung, dass Michael sich im Chinesenviertel mit Horace getroffen hatte. Da hatten die Männer des Barons schlampig gearbeitet. »Sie haben wohl nicht die Zeit, Mister Brown in Townsville zu telegrafieren, damit er meine Aussage bestätigt?«, fragte er voll bitterer Ironie.
    »Leider nein.« Manfred schüttelte den Kopf. »Die Zeit ist knapp, und ich kann mir keine Verzögerungen leisten. Daher bleibt mir nur eine höchst unangenehme Alternative. Ich muss Sie einem relativ brutalen Verhör unterziehen, um herauszufinden, wer sonst noch von meiner Mission weiß.«
    »Ich könnte Sie unter der Folter leicht anlügen.« Michael bemühte sich, ruhig zu klingen. »Ich weiß ja, dass Sie mich ohnehin umbringen werden.«
    »Ich werde wissen, ob Sie die Wahrheit sagen, Mister Duffy, das können Sie mir glauben.«
    Der Baron wich zurück und nickte Gunter zu. Dieser trat vor und riss Michael das nasse Hemd vom Leib. Dann sah Michael in seiner Hand ein Messer aufblitzen.
    Abgesehen von dem nervös zuckenden Augenlid war Gunters Gesicht völlig ausdruckslos. Er hatte keine Freude daran, anderen Schmerzen zuzufügen, aber als Fremdenlegionär viel von den blutigen, barbarischen Verhörtechniken der Mexikaner gelernt. Nun stand er da und wartete auf den entsprechenden Befehl, um zu beginnen.
    »Unteroffizier Klaus wird Ihnen Schmerzen zufügen, Mister Duffy«, erklärte Manfred. »Dann werde ich eine Frage stellen, auf die ich eine der Wahrheit entsprechende Antwort erwarte. Glauben Sie mir, ich werde wissen, ob Sie lügen. Wenn ich davon überzeugt bin, dass Sie die Wahrheit sagen, hört die Folter auf, und wir gewähren Ihnen einen ehrenhaften Tod, wie er einem Mann wie Ihnen zusteht. Haben Sie mich verstanden?«
    Michael nickte. Er konnte nur beten, dass er dem Schmerz standhalten würde. Viel hatte er nicht zu verraten, aber er hatte Angst davor, dass er zusammenbrach und preisgab, dass sich Horace Brown in Sydney aufhielt. Damit

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