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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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überlebt hatte, grenzte an ein Wunder.
    Jetzt lud er Patrick ein, sich auf einem Rohrstuhl niederzulassen, den ein Tigerfell schmückte, das der Brigademajor während seines Dienstes in Burma erworben hatte. Es reiste mit seinem Essgeschirr überallhin, wo er als Soldat der Königin diente – eine persönliche Marotte. Der Brigademajor war damit nicht allein; andere Offizier schleppten während ihrer aktiven Laufbahn ebenfalls exotische und manchmal recht sperrige Objekte mit sich herum.
    Inzwischen wirkte Patrick etwas entspannter als unmittelbar nach seiner Rückkehr aus der Wüste. Damals hatte der Brigademajor einem bärtigen Riesen gegenübergestanden, dessen gefährliche, starr blickende Augen ihn an ein gehetztes Wildtier erinnerten. Selbst jetzt, wo die Anspannung nachgelassen hatte, war der gehetzte Blick nicht völlig verschwunden. Der Schatten all dessen, was er in diesen entsetzlichen drei Wochen erlebt hatte, lauerte wie ein Geist hinter Patricks Augen.
    Dem Brigademajor oblag es, ihn über seine Pflichten zu unterrichten. Mittlerweile stand er wieder im aktiven Dienst, und seine Messerechnung war überfällig. Vermisst zu sein hieß noch lange nicht, dass man drei Wochen lang nichts für Speisen und Wein bezahlen musste, selbst wenn man nichts davon zu sich nahm … Allerdings gab es ein wichtigeres Thema, das zuerst besprochen werden musste.
    Major Hughes fingerte an dem Brief herum, den Patrick ihm auf dem Dienstweg über den Ordonanzraum hatte zukommen lassen. Obwohl das Schreiben für Hughes’ Vorgesetzte bestimmt war, musste es durch seine Hände gehen. »Wollen Sie wirklich Ihren Abschied nehmen?«, fragte er.
    Patrick rutschte ein wenig auf dem Rohrstuhl hin und her. »Ja, ich glaube, für mich ist es Zeit heimzukehren, Sir.«
    »Sie sind ein exzellenter Offizier, Patrick. Ich muss sagen, in meiner langen Laufbahn beim Militär waren Sie einer der besten Soldaten, mit denen ich je die Ehre hatte zu dienen.«
    Das offene Lob weckte Schuldgefühle in Patrick, aber der Dienst bei der Armee war immer nur als vorübergehende Phase in seinem Leben geplant gewesen, ein Zwischenspiel, das ihm helfen sollte, seine Ziele für die Zukunft klarer zu bestimmen. »Ich werde das Militär nicht ganz verlassen«, sagte er. »Zu Hause in Sydney werde ich mich hoffentlich einer Einheit der kolonialen Miliz anschließen können.«
    »Wahrscheinlich haben Sie auch die Gerüchte gehört, dass wir kurz davorstehen, hier unsere Zelte abzubrechen«, erklärte der Brigademajor ruhig. »Sollte dieser Fall eintreten, könnte ich dafür sorgen, dass Sie mit den Truppen aus Neusüdwales nach Hause reisen. Käme Ihnen das gelegen?«
    »Ich habe vor, meinen Abschied in London zu nehmen«, erwiderte Patrick. »Bevor ich in die Kolonien zurückkehre, habe ich noch etwas in Irland zu erledigen.«
    »Eine junge Dame?« Major Hughes zog eine Augenbraue hoch.
    »Ja, Sir, eine junge Dame«, bestätigte Patrick.
    »Nun, dann werde ich Ihren Antrag auf Entlassung aus dem Militärdienst mit einer Empfehlung versehen, diese nach Ihrer Rückkehr nach England wirksam werden zu lassen. Vergessen Sie nicht, bis wir in London sind, können Sie Ihr Gesuch immer noch zurückziehen.«
    »Ich weiß, Sir. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Ich habe hier eine Menge Freunde, und ich habe viel erlebt, woran ich mich gern erinnere.« Seine letzte Behauptung ließ ihn zusammenzucken. »Und vieles, das ich lieber vergessen möchte.«
    »Wenn das alles ist, würde ich Sie gern heute Abend in der Messe auf einen Abschiedstrunk treffen, Captain Duffy. Ich bin mir sicher, Ihre Offizierskollegen werden es ebenso halten, wenn sie hören, dass Sie uns verlassen.«
    »Da ich den Dienst erst quittiere, wenn wir nach England zurückkehren, kann mein Messekonto es wahrscheinlich nicht verkraften, wenn jetzt schon alle auf meinen Abschied trinken«, meinte Patrick mit bedauerndem Grinsen. »Vielleicht, wenn wir wieder beim Regiment sind.«
    »Ja, da könnten Sie Recht haben, Captain Duffy. Wir heben uns die Ankündigung bis zu unserer Rückkehr auf.«
    Patrick erhob sich, grüßte und verließ das Zelt des Brigademajors. Draußen in der brennenden Mittagssonne blieb er stehen, um einen Moment über seine Zukunft nachzudenken. Zunächst musste er Catherine finden, um die quälenden Gedanken loszuwerden, die ihn plagten. Zumindest wollte er wissen, warum sie die Flut von Briefen ignoriert hatte, die er ihr geschrieben hatte. Er hatte versucht, sich

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