Auf den Flügeln des Adlers
sie merkte, dass sie die Tränen beim besten Willen nicht mehr zurückhalten konnte. »Ich bete, dass er dich so schnell wie möglich wieder nach Hause führt, damit du unser Kind im Arm halten kannst.«
Luke sah die Tränen und fühlte eine Welle der Liebe zu dieser schönen Frau, die ihm trotz seiner endlosen Wanderschaft ihre Zuneigung geschenkt hatte. »Ich bin kein guter Christ«, sagte er und zog sie sanft in seine Arme. »Und ich glaube, Gott nimmt uns alte Yankee-Goldsucher nicht recht ernst, wenn wir ihm mit Versprechungen kommen, weil wir in der Tinte sitzen. Er weiß, dass wir oft ein wenig in die Irre gehen. Aber ich verspreche dir, dass ich da sein werde, wenn das Baby geboren wird. Gott ist auf deiner Seite, und da wird er schon dafür sorgen, dass das klappt.«
Kate spürte, dass Luke sich ein wenig über ihren katholischen Glauben lustig machte. Ihm standen die Überzeugungen der Ureinwohner des riesigen Landes jenseits der Europäer-Städte näher. Oft fragte sie sich, ob das daran lag, dass es sein Lebensziel war, in der Erde nach dem kostbaren Gold zu graben. Vielleicht lag das Geheimnis des Lebens selbst für ihn in der Erde.
Obwohl er mehr als ein halbes Jahrhundert auf diesem Planeten hinter sich hatte, war Luke immer noch zäh und durchtrainiert. Seiner Meinung nach war diese Reise zu einem Besitz in der Nähe von Burketown notwendig, auch wenn Kate anderer Ansicht war. Luke hatte ein Gerücht gehört, dass eine neue Rinderart aus Asien eingeführt worden sei. Vielleicht war das die Antwort des tropischen Nordens auf die harten Lebensbedingungen, denen die Rinder aus dem Süden nicht gewachsen waren.
Kate hatte ihn vergeblich gebeten zu bleiben. Aber der Blick in seinen Augen verriet ihr, dass er immer noch versuchte, ihr zu beweisen, dass er sehr wohl ein Leben als solider Geschäftsmann und Teilhaber ihres Unternehmens führen konnte. Im Grunde trieb ihn seine Liebe zur ihr fort: Er zeigte ihr damit, dass nicht Gold sein Leben beherrschte, sondern der Wunsch, Kate zu unterstützen. Sie hatte nachgegeben, und so standen sie nun auf der Koppel hinter ihrem Haus, wo er die letzten Vorbereitungen für die Abreise traf.
»Jetzt muss ich aber los«, knurrte Luke barsch, während er sich widerwillig von Kate abwandte. »Die Sonne geht bald auf, und es sieht nach einem heißen Tag aus.«
Kate löste sich von ihm, und er ging zu seinem Pferd, das geduldig darauf wartete, endlich die umzäunte Koppel zu verlassen. Mit der Lässigkeit des erfahrenen Reiters schwang sich Luke in den Sattel und griff nach den Zügeln, um das Pferd zu wenden. Kate winkte, und er antwortete ihr mit einem breiten Lächeln. Dann ritt er davon und verschwand im Busch.
Für einen kurzen Augenblick blieb Kate noch auf der Koppel stehen, während die Schatten des frühen Morgens auf das trockene Gras fielen. Er würde sein Versprechen halten, sagte sie sich. Er würde bei ihr sein, wenn das Baby kam.
An jenem Tag sollte Kate noch von einem zweiten Menschen Abschied nehmen.
Der Hufschlag eines Pferdes, das Klirren von metallenem Zaumzeug und das schwere Stampfen von Stiefeln auf ihrer Veranda verrieten ihr, dass der junge Gordon James zu Besuch gekommen war. Die Geräusche waren ihr vertraut, denn Gordon war ein häufiger Gast in ihrem Haus. Allerdings kam er nicht, um Kate zu sehen, sondern Sarah.
»Guten Morgen.« Kate empfing den jungen Polizeibeamten an der Tür. Sofort fiel ihr seine grimmige Miene auf. »Ich …« Sie hatte keine Zeit, den Satz zu beendeten, da lief auch schon Sarah die Treppe hinunter und spitzte über ihre Schulter.
»Gordon!«, rief sie mit gespielter Überraschung. »Warum kommst du so früh am Morgen?«
Gordon war deutlich anzusehen, dass er sich freute, Sarah zu sehen, aber er lächelte nicht. »Ich wollte nur sagen, dass ich für eine Weile weg muss, vielleicht für Monate. Ich muss nach Cloncurry reiten. Offenbar ist Inspektor Potters Patrouille in einen Hinterhalt geraten, er und seine Männer sind ums Leben gekommen.«
Sarah und Kate erbleichten.
»War Peter bei ihm?«, flüsterte Kate. Sie war immer dagegen gewesen, dass ihr Neffe, den sie wie ihr eigenes Kind großgezogen hatte, zur berittenen Eingeborenenpolizei ging. Aber die Freundschaft zwischen Gordon und Peter war stärker gewesen als ihre Bedenken gegen die von Peter eingeschlagene Laufbahn.
»Er ist in Sicherheit«, beruhigte Gordon sie. »Er konnte sich nach Cloncurry durchschlagen und unsere Leute
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