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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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freiwillig weggegeben habe. Die Umstände waren gegen mich, und ich habe damals gedacht, ich würde die richtige Entscheidung treffen. Ich habe wirklich geglaubt, Molly würde eine liebevolle Familie für ihn finden.«
    »Das hat sie ja«, sagte Penelope sanft. »Sie hat ihn zu Michaels Familie gebracht, wo er jede Menge Liebe bekam.«
    »Das weiß ich jetzt«, erwiderte Fiona. Ein gehetzter Blick trat in ihre Augen. »Aber ich fürchte, meine Mutter hat das Herz meines Sohnes für immer vergiftet. Sie hat ihm erzählt, ich hätte vorgehabt, ihn in ein Pflegeheim zu schicken.« Sie legte eine Pause ein. In ihre Verzweiflung mischte sich Wut. »Dabei hat sie Molly angewiesen, ihn dorthin zu bringen. Sie muss doch gewusst haben, dass man unerwünschte Säuglinge dort einfach verhungern lässt oder sich ihrer auf andere Weise entledigt.«
    »Dein Sohn wird eines Tages nach Sydney zurückkehren«, beruhigte Penelope sie. »Ich bin sicher, dass sich dann für dich eine Gelegenheit ergibt, ihm die Wahrheit zu sagen.«
    Fiona versuchte zu lächeln, aber ihre Verbitterung war zu stark. »Falls er je nach Sydney zurückkehrt, muss er wohl einen weiteren Krieg ausfechten«, sagte sie bitter. »Granville will ihn daran hindern, seinen Platz in der Familie einzunehmen.«
    »Ich bezweifle, dass er das kann«, gab Penelope zurück. »Deine Mutter hat ihm erklärt, dass Patrick dein Sohn ist. Bestimmt hat sie Beweise für seine Ansprüche.«
    »Die hat sie, aber Granville hat gedroht, vor Gericht dafür zu sorgen, dass er enterbt wird.«
    »Dafür gibt es keine Grundlage«, entgegnete Penelope bestimmt. »Schließlich hat sie die Duffys als Zeugen. Und … dich?«
    Fiona senkte den Blick, und Penelope wurde klar, dass sie die Frage nicht beantworten wollte. »Du willst schweigen?«, fragte sie. Fiona nickte. »Warum willst du die Identität deines Sohnes nicht bestätigen? Ein Skandal schreckt dich doch mit Sicherheit nicht. Warum also?«
    »Ich habe mit Granville eine Vereinbarung getroffen«, erwiderte Fiona. »Er wird keine gerichtlichen Schritte unternehmen, solange ich keine Aussage mache. Sollte er sich nicht daran halten, werde ich mein Schweigen brechen und Patrick als meinen Sohn anerkennen.«
    »Aber den Bestimmungen des Testaments nach ist Patrick für meinen Bruder immer noch ein Rivale«, sagte Penelope. »Ich kenne Granville, und mir ist nicht klar, warum er sich auf eine solche Vereinbarung hätte einlassen sollen.«
    »Weil ich ihm meinen Anteil an Vaters Erbe überschrieben habe.«
    Penelope warf Fiona einen entsetzten Blick zu. »Damit gehört Granville ein Drittel des Besitzes«, sagte sie. »Und sollten sich deine Töchter mit ihrem gemeinsamen Drittel auf die Seite ihres Vaters stellen, wenn sie einundzwanzig werden, hätte er die Anteilsmehrheit in der Hand. Das heißt, er wäre unumstrittener Herr über die Unternehmen und Besitztümer der Macintoshs.«
    »Ich weiß«, erwiderte Fiona, während sie über die gewichtige Entscheidung nachdachte, mit der sie das Schicksal der Macintoshs verändert hatte. Sie hatte Granville die Kontrolle ermöglicht, für die er jahrelang intrigiert hatte. Jetzt lag der Preis in Reichweite seiner skrupellosen Hände. Aber die Überschreibung der Anteile war Granville teuer zu stehen gekommen. Aufgrund des Transfers war sein Kreditrahmen bei den Banken fast völlig ausgeschöpft.
    Penelope war klar, welche Auswirkungen die Entscheidung Fionas haben würde. Sir Donald hatte in seinem Testament seinem letzten verbliebenen Kind großzügig ein Drittel der Unternehmen vermacht. Ein weiteres Drittel sollte an ihre Erben, seine Enkelkinder, gehen, das letzte Drittel an seine Frau, Lady Enid.
    Dorothys und Helens Anteile wurden bis zu ihrer Volljährigkeit von einer Treuhändergesellschaft verwaltet. Allerdings hatte Sir Donald nicht mit einem illegitimen Enkel gerechnet, als er seinen letzten Willen diktierte. Lady Enid hatte jedoch bereits mit der Umsetzung eines Plans begonnen, der es Patrick ermöglichen sollte, seinen Anteil zu übernehmen. Es ging um eine Minderheitsbeteiligung, die aber von ausschlaggebender Bedeutung war, weil sie Enid eine knappe Mehrheit gegenüber ihrem verhassten Schwiegersohn verschaffte. Zumindest bis Dorothy und Helen volljährig waren; dann war es möglich, dass sich die Waage der Macht über das Finanzimperium der Macintoshs wieder Granville zuneigte.
    Penelope war klar, dass die unsinnige Entscheidung Fionas eine Geste der Mutterliebe für einen Sohn

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