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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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war, der nichts mit ihr zu tun haben wollte. Sie hatte ihr eigenes Erbe einem Mann überschrieben, von dem sie beide wussten, dass er zu allem fähig war, um seine Ziele zu erreichen. Ironischerweise hatte sie durch die Übertragung ihrer Anteile an Granville ihrer Mutter einen Schlag versetzt. Enids rücksichtsloser Traum, die Unternehmen in der Hand eines männlichen Macintosh-Erben zu sehen, wurde dadurch zunichte gemacht. Aber auch wenn Patrick das Familienimperium niemals kontrollieren würde, war sichergestellt, dass er für den Rest seiner Tage komfortabel leben konnte, und das wusste Fiona. Ihr von ihr getrennt lebender Ehemann war ein cleverer Geschäftsmann, der dafür sorgen würde, dass die Unternehmen florierten, wenn auch sonst nicht viel Positives über ihn zu sagen war.
    Penelope fiel es schwer, die Neuigkeit zu verdauen, dass ihr Bruder möglicherweise die Kontrolle über das Firmenimperium erlangen würde. Die Tatsache, dass er noch mehr Macht haben würde, brannte ihr wie Säure im Magen. Bitterkeit erfüllte sie beim Gedanken an den Mann, der sie vor so vielen Jahren missbraucht hatte. Indem sie Fiona für sich gewann und sie seinem Bett entfremdete, rächte sie sich an ihm. Aber das war nicht ihr Hauptziel gewesen. Sie hatte Fiona immer auf eine Art begehrt, die kein Mann verstehen konnte.

22
    Die britische Armee formierte sich zu einem monolithischen Rechteck, dessen Kanten von Gewehren und Bajonetten gesäumt wurden. Bevor die Sonne den Männern Schaden bringen konnte, erging bereits der Befehl zum Abmarsch. Die Pferde der eskortierenden Kavallerie wieherten und schnaubten, und die Geschützlafetten der Artillerie setzten sich ratternd in Bewegung. Die Maultiere, die mit ihren Führern an der Zareba zurückblieben, wieherten ihren Cousins nach, die die bengalischen Lanzenreiter-Schwadronen trugen. Das waren grimmige Männer mit Adleraugen, an ihren charakteristischen Turbanen und buschigen Bärten zu erkennen. Der Staub wirbelte unter den Stiefeln von zehntausend Infanteriesoldaten auf, die ihre Waffen schulterten, um Osman Dignas Kriegern entgegenzumarschieren, die sich in die Hügel hinter den Ruinen von Tamai zurückgezogen hatten. Unterdessen blieb eine kleinere Einheit in dem befestigten Lager zurück, um die wertvollen Vorräte der Intendanzabteilung vor Angreifern zu schützen, die die Hauptstreitmacht umgehen mochten.
    Hinten im britischen Rechteck marschierten Captain Patrick Duffy und Private Angus MacDonald mit der Infanterie aus Neusüdwales. In eine Staubwolke gehüllt, rückten sie unter der grellen Sonne durch die schweigenden, verlassenen Ruinen der Lehmhäuser vor. Um sich herum entdeckten sie Anzeichen, dass das Dorf den Derwischen als Operationsbasis gedient hatte.
    Die Armee hielt nicht an, sondern stieß weiter vor, in Richtung der Kriegertrupps, die in Sichtweite der Briten auf dem Rückzug Wasserbrunnen mit Erde zuschütteten. Ärgerlicherweise blieb die Entfernung zum Feind zu groß für eine entscheidende Auseinandersetzung. Frustriert stellte General Graham fest, dass Osman Digna offenbar keine Absicht hatte seine Truppen dieser beweglichen Festung aus menschlichem Fleisch entgegenzuwerfen. Er glaubte felsenfest an die eiserne Disziplin seiner gut ausgebildeten, erfahrenen Soldaten und wusste, dass eine Entscheidungsschlacht gegen Osman Digna zu diesem Zeitpunkt den Mahdi möglicherweise in die Knie zwingen würde. Aber seine Hoffnung, die Krieger mit dem wilden Haarschopf mit Kugeln, Bajonetten und Granaten bekämpfen zu können, schien ebenso schnell zu entschwinden wie die Derwische, denen bei allem fanatischem Mut und trotz ihres religiösen Eifers klar war, dass Speere, Schilde, Schwerter und antiquierte Musketen nicht für einen Sieg ausreichten.
    Stattdessen griffen Dignas Kommandeure auf Guerillataktiken zurück, indem sie den Eindringlingen das Wasser, den wichtigsten Schatz des Landes, vorenthielten und sie gleichzeitig aus der Deckung der felsigen Berge heraus mit Scharfschützenfeuer belegten.
    Die kampflustigen Schwadronen der bengalischen Kavallerie unternahmen immer wieder Ausfälle, wobei sie auf die Derwische zugaloppierten und versuchten, sie einzuschließen, um sie mit ihren langen Kavallerielanzen aufzuspießen. Die begleitenden Kanoniere der Artillerie feuerten ihre Feldgeschütze mit den oft geübten, exakten Bewegungen ab, die ihnen auf den friedlicheren Übungsgeländen Englands eingebläut worden waren. Donnernd schleuderten die Kanonen ihre

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