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Auf den Flügeln des Adlers

Titel: Auf den Flügeln des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watt
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Schutze der Dunkelheit ebendiese Position einnehmen will.«
    »Mit dem würde ich schon fertig werden«, erwiderte Patrick ruhig.
    Der Brigademajor wusste, dass genau das der kritische Faktor bei der Mission war. Nur einer seiner Offiziere war dem wirklich gewachsen. Dieser junge Mann hatte bereits unter Beweis gestellt, dass er auch im irrsinnigen Gemetzel einer Schlacht ruhig blieb. Außerdem war seine körperliche Stärke in der Brigade unübertroffen.
    Hughes nickte. »Davon bin ich überzeugt, Captain Duffy.« Der Artillerieoffizier nickte zustimmend. Auch er war sicher, dass der Brigademajor den richtigen Mann für die Aufgabe ausgewählt hatte. Schließlich hatte er gesehen, wie Patrick seinem stärksten Kanonier bei einem Wettkampf der Einheiten in Suakin eine vernichtende Niederlage beibrachte. »Dann kümmere ich mich um die Genehmigung des Brigadekommandeurs«, sagte Major Hughes seufzend. »In der Zwischenzeit können Sie mit der Erkundung beginnen, Captain Duffy, und sich auf Ihre Aufgabe vorbereiten. Vor Sonnenuntergang werde ich Sie wissen lassen, ob wir grünes Licht haben oder nicht. Auf jeden Fall würde ich Ihnen zum gegenwärtigen Zeitpunkt raten, sich mit Captain Thorncroft in Verbindung zu setzen, damit die Posten wissen, dass Sie sich im äußeren Bereich bewegen. Wir wollen ja nicht, dass Sie erschossen werden, während Sie versuchen, Colonel Rutherford lebenswichtige Informationen zu übermitteln.«
    »Sir.« Patrick salutierte vor den beiden Offizieren. »Wenn das alles ist, würde ich gern die wenige Zeit, die mir noch bleibt, für meine Vorbereitungen nutzen.«
    »Ja, Captain Duffy, da haben Sie ganz Recht.«
    »Viel Glück, Captain Duffy«, sagte der Colonel mit warmer Stimme. »Aufgrund der von Ihnen gesammelten Informationen können wir den Fuzzy-Wuzzies vielleicht endgültig Manieren beibringen. Und übrigens: Ich hoffe, mein Kanonier verdrischt Sie bei Ihrem Revanchekampf in Suakin ordentlich.«
     
    Als Patrick das Brigadehauptquartier verließ, passierte er auf dem Weg zu Private MacDonald, der gerade ihr Abendessen zubereitete, die Lazarettwagen, in denen Francis Farrell lag. Es würde ihm gut tun, mit dem ehemaligen Polizisten zu sprechen, an den er sich jetzt immer besser erinnerte. Im engen Kreis der irischen Einwanderer der Kolonie Neusüdwales war er für ihn wie ein entfernter Onkel gewesen.
    Es waren Tage der Unschuld gewesen, als er noch geglaubt hatte, Daniel Duffy wäre sein Vater und Michael Duffy sein längst verstorbener Onkel. Doch noch als kleiner Junge erfuhr er die Wahrheit über seine Abstammung, und seine Großmutter mütterlicherseits, Lady Enid Macintosh, erzählte ihm auch von dem angeblichen Verrat seiner Mutter.
    Aber die strenge Lady Enid, die den Jungen ursprünglich nur als Waffe gegen die Interessen ihrer Tochter und ihres Schwiegersohnes hatte einsetzen wollen, hatte eine echte, hingebungsvolle Liebe zu ihrem Enkel entwickelt. Sein natürlicher Charme hatte die Matriarchin bezaubert, für die das Blut der Macintoshs über alles ging. Der Junge hatte alle Privilegien der vornehmen englischen Gesellschaft genossen und sich in diesem Leben so schnell zurechtgefunden, wie es seiner Herkunft entsprach.
    Der Stabsarzt, dessen weiße Schürze mit dem Blut der Soldaten befleckt war, die er behandelt hatte, begrüßte Patrick herzlich. Nein, Private Farrell habe sich noch nicht so weit erholt, dass er Besuch bekommen könne, antwortete er auf Patricks Frage. Patrick dankte ihm und brach auf, um das Gelände vor dem Verteidigungsring der Zareba zu erkunden.
     
    Angus bemerkte einen merkwürdigen Ausdruck auf dem Gesicht des jungen Captain, der sich vor ihm in den Staub hockte, um den Becher mit Kaffee entgegenzunehmen. Die Mission war vom Kommandeur abgesegnet worden, und er sollte das Lager vor Sonnenuntergang verlassen. In aller Eile hatte er seinen Burschen informiert. Nun wurde Angus klar, woher er den Ausdruck kannte – er hatte ihn bei Männern vor einer Schlacht gesehen. Bei Männern, die geglaubt hatten, das Glück habe sie verlassen.
    »Sie werden das hier brauchen«, sagte Angus leise, während er ihm einen Schatz übergab, den er lange gehütet hatte.
    Überrascht nahm Patrick die tödliche Waffe entgegen. Der Amerikaner Bowie, der durch die Schlacht von Alamo berühmt geworden war, hatte dieses Messer entworfen, das auf der ganzen Welt jedem Kämpfer bekannt war, der eine scharfe Spitze und eine rasiermesserfeine Schneide zu schätzen wusste.

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