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Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
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einer Schürze zeigte, in beiden Händen ein frischgebackenes Brot haltend, lächelnd. Briona lächelte nie, jedenfalls nicht in Tobeys Gegenwart. Sie ging einwenig gebückt, und Feargal Walsh behauptete, sie schleppe ihr totes Kind auf den Schultern mit sich herum. Trotz allem war sie so nett, dass es Tobey beinahe schwerfiel, sie zu hassen.
     
    An jedem zweiten Wochenende kam Onkel Aidan zu Besuch. Er war vier Jahre älter als sein Bruder und nie verheiratet gewesen. Mit sechzehn ging er bei einem Bootsbauer in die Lehre und danach auf eine Weltreise, von der er drei Jahre später zurückkehrte. Eine Zeitlang lebte er wieder mit seinen Eltern und Seamus auf dem Hof, half bei der Feldarbeit und reparierte alles, was aus Holz war. Aber er wusste, dass er seine Tage nicht auf Kuhweiden und Kartoffeläckern und mit dem Flicken von Schemeln und Schweinetrögen verbringen wollte, und blieb nur, weil seine Mutter immer kränker wurde und ihn nicht gehen ließ. Als Maeve O Flynn starb, saß er an ihrem Bett und hielt ihre Hand, während sein Vater und sein Bruder das Heu einfuhren, und als sie beerdigt wurde, war er es, der nach vorne ging und etwas über sie erzählte. Nachdem die Sachen seiner Mutter verschenkt oder in Kisten verpackt und auf den Dachboden gebracht worden waren, ging Aidan weg. Er flog nach British Columbia, wo er für eine Zementfirma arbeitete und in der Freizeit lernte, wie man ein Blockhaus baut, und nach Pennsylvania, um sich von Amish People zeigen zu lassen, wie sie ihre Holzmöbel fertigten. Zwei Jahre später stand er in Norfolk, Nebraska, in einer Telefonzelle und hörte von seinem Bruder, dass ihr Vater an einem Hirnschlag gestorben war. Er flog nach Hause, wo er seine zukünftige Schwägerin kennenlernte, die junge und schöne und im vierten Monat schwangere Cait Millholland. Er baute eine Wiege für das Kind, stand mit Seamus und Cait am Grab der Eltern und anschließend an der Bar des Donovan Inns und versicherte ihnen, er habe noch immer kein Interesse daran, Bauer zu werden. Mit einem Bankkredit und dem wenigen Geld, das Seamus ihm als Abfindung für den Hof zahlen konnte, kaufte er an der Küste in der Nähe von Clonakilty ein abgelegenes, halbverfallenes Haus, setzte es instand und fing an, in der Scheune Möbel zu bauen. Eine Weile lebte eine Frau namens Carol mit ihm, aber sie war die Einsamkeit, den rauhen Seewind und Aidans anspruchslose Zufriedenheit, die sie ihm als mangelnden Ehrgeiz auslegte, bald leid und zog wieder aus. Aidan ließ sie gehen, ohne sich zubeschweren. Monate später lief ihm ein Hund zu, der bleiben wollte. Er nannte ihn Lorca, was ein Anagramm von Carol und der Name eines Dichters war, den Aidan schätzte. Die in der Scheune hergestellten Stühle, Kommoden und Schränke verkaufte er an ein Einrichtungsgeschäft in Cork, das mehr bestellte, als er liefern konnte.
    Bei gutem Wetter fuhr Aidan mit Megan und Tobey ans Meer, fiel Regen oder war der Wind zu stürmisch, gingen sie essen und setzten sich danach an einen ruhigen Tisch in einem Pub und spielten Karten, Lorca zu ihren Füßen. Manchmal nahm Aidan sie mit zu einem Pferderennen oder einem Hurlingspiel der Junioren, manchmal zu sich nach Hause, wo sie mit dem Hund herumrannten oder in der Scheune Dinge aus Abfallholz bastelten. Tobey baute kleine Modelle von Traktoren, Schiffen und Flugzeugen, Megan Vogelhäuschen und Särge für Mäuse, Igel und Eichhörnchen. Einmal unternahmen sie einen Ausflug nach Valencia Island, ein andermal nach Dingle, wo sie und hunderte andere Schaulustige Fungi bestaunten, den zutraulichen Delfin. War sein Auto, ein betagter moosgrüner Volvo, in der Werkstatt, kam Aidan mit Bus und Taxi. Dann blieben sie auf der Farm, spielten im Haus Karten und draußen Verstecken oder was ihnen gerade einfiel.
    Wenn sie ihn drängten, setzte Seamus sich für eine Partie Gin Rommee zu ihnen an den Küchentisch, aber die meiste Zeit arbeitete er auf dem Feld oder im Stall und ließ sich erst wieder zum Abendessen blicken. Seit Cait weggegangen war, sah Seamus O Flynn sein Glück, das er bei der Heirat und der Geburt der Kinder als unermesslich empfunden hatte, stetig kleiner werden. Nach Caits Flucht war er von einem fleißigen Mann voller Zukunftspläne zu einem verbitterten Eigenbrötler geworden, der nicht mehr vom Sonnenaufgang bis zur Abenddämmerung arbeitete, weil es ihm Freude bereitete, sondern weil es ihn betäubte. Er hatte sich nie die Mühe gemacht herauszufinden, wohin seine Frau

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