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Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
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überreden, spielte auf dem verstimmten Piano ein paar fröhliche Lieder, während Barry mit dem Unterfangen, die Mutter seines Freundes zu trösten, hoffnungslos überfordert war und mehr trank, als er vertrug. Während Jason im Bus durch Limerick fuhr, las Katherine Barry die Nachricht vor, die Jason ihr auf einem Zettel hinterlassen hatte: ICH BIN WEG UND KOMME NICHT ZURÜCK. VIEL SPASS AUF DER PARTY. Als sie anfing zu weinen, brachte Barry sie nach draußen, begleitet von Raunen und Kichern.
     
    Das Schlagzeug hatte er einem Jungen verkauft, dessen Gesicht von einer schlimmen Akne befallen war und der die Trommeln, Becken und Ständer im Anhänger seines Mopeds abtransportierte. Das neue Schlagzeug, ein schwarzes Pearl mit Becken von Paiste , stand in einem Kellerraum unter der Halle, in der Albert Crotty seine glanzlosen Schätzelagerte. Jason hatte es von dem Geld gekauft, das er jahrelang gespart hatte: Taschengeld, Diebstähle aus der Brieftasche seiner Mutter, Erlöse aus dem Verkauf von Dingen, die er Katherine abgetrotzt hatte und derer er irgendwann überdrüssig geworden war. Um aus dem Kellerloch ein Probelokal zu machen, klebten sie Styropor an die Wände und die Decke und verlegten einen Boden aus Spanplatten, den sie mit Teppichresten bedeckten. Im Sperrmüll fanden sie zwei Sessel und besorgten einen Gasofen, um den Raum vor den Proben etwas aufzuheizen. Sie führten ein Stromkabel die Treppe hoch in die Lagerhalle, wo Crotty sein Büro eingerichtet hatte. Als alles fertig war, weihten sie den Raum ein, indem sie sich betranken und ein paar ihrer Songs spielten. Aber ohne Keyboard und Bass klangen sie irgendwie nicht richtig.
    Eine Woche später brachte Jason einen Burschen nach Hause, der mit seinen kurzen Haaren und dem Übergewicht ein wenig an den früheren Barry erinnerte und ebenfalls Bassist war. Er hieß Dermot MacAllister, war achtundzwanzig, vor kurzem aus Glasgow gekommen und in der chaotischen Musikszene Dublins noch so unsicher unterwegs wie Jason und Tobey. Trotz seines Alters war Dermot kein sonderlich guter Bassist. Aber er konnte sich ins Zeug legen und malträtierte sein Instrument hingebungsvoll, hämmerte mit seinen Pranken auf die Saiten ein, schwitzte und keuchte. Zwischendurch sprang er in die Luft und schlug mit den Beinen aus, was bei seinem Gewicht einem Kraftakt gleichkam, den Jason in seiner kindlichen Begeisterungsfähigkeit und daueralkoholisierten Hochstimmung großartig, Tobey jedoch nur peinlich fand. Weil Dermot keine Noten lesen konnte, nahm er die Songs im Übungskeller auf, um sie in der Waschküche des Hauses, das er mit seiner irischen Frau bewohnte, Griff für Griff auswendig zu lernen. Sie nannten sich Post no Bills und probten dreimal, manchmal viermal die Woche. Nach zwei Monaten umfasste ihr Repertoire sechs Songs. Vier davon waren Punknummern aus Jasons blühender Produktion, schnell und laut und voller Wut auf alles. Ein Song hieß »Burning Flags«, ein anderer »Mother Mighty«. Um Jason das musikalische Feld nicht völlig zu überlassen, hatte Tobey zwei Grungetitel geschrieben, die ersten Kompositionen seines Lebens, ambitionierte Versuche mit Gitarrensoli, deren Umsetzung ihm die Grenzen seines Könnens aufzeigte. Beim Schreiben merkte er, dass ihm mühelosneue Melodien einfielen, aber keine Texte dazu. Seine Reimversuche waren kläglich, seine Metaphern abgedroschen, und wenn er sich bei anderen Bands bediente, erkannten Jason und Dermot schon nach ein paar Zeilen den Originalsong. Er kaufte sich Bände mit klassischer und moderner Lyrik, nur um einzusehen, wie unbegabt er war. Er hörte Bob Dylan und Tom Waits und Leonard Cohen und wusste, dass er nie an sie herankommen würde. Wenn er, eingewickelt in eine Decke, auf seinem Bett saß und nach Worten rang, musste er an Megan denken, die Gedichte nur so aus dem Ärmel schüttelte. Dann zerriss er sein Blatt und verfluchte das Talent seiner Schwester, fast dankbar, einen weiteren Grund zu haben, sie zu hassen.
    Die Lösung von Tobeys Problem hieß Mick Kavanagh, der Liedtexte mit derselben Leichtigkeit verfasste, mit der er früher Aufsätze geschrieben hatte. Anders als Jason, der mit Wörtern und Phrasen um sich warf und dabei weder auf Rhythmus noch auf Reime achtete, erzählte Mick in jedem Lied eine Geschichte mit einem Anfang und einem Ende. Sein Thema, die Liebe, war simpel und unerschöpflich und wiederholte sich in zahllosen Variationen. Er, der in der Schule nie mit einem Mädchen

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