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Auf den Inseln des letzten Lichts

Auf den Inseln des letzten Lichts

Titel: Auf den Inseln des letzten Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Lappert
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antwortete der Philippino. Seine heisere Stimme klang wie die eines alten Mannes. »Was ist los? Wer ist das?«
    »Hol ein Stück Seil oder irgendwas«, sagte Malpass. Er hängte sich die Waffe an die Schulter und zog eine Packung Zigaretten aus der Seitentasche seiner Hose.
    »Seil?«
    »Irgendwas. Wir müssen sie fesseln.« Malpass fingerte eine Zigarette aus der Packung und klemmte sie sich zwischen die Lippen.
    »Wer ist sie?«
    »Frag nicht und hol endlich das verdammte Seil!« Malpass steckte die Packung zurück in die Hosentasche, hob das Papierbündel vom Bodenauf und hielt es dem Mann hin. »Da. Das muss weg. Und sieh nach, ob noch mehr davon rumliegt.«
    Der Philippino lehnte das Gewehr, einen neben der Maschinenpistole museal wirkenden Karabiner, gegen den Stuhl und eilte, den Stapel mit beiden Händen an die Brust gedrückt, in das Gebäude.
    Malpass setzte sich wieder hin. Eine Zeitlang sah er Megan mit einem Blick an, der ebenso durchdringend wie verschleiert war, dann schien er sich plötzlich an die Zigarette zu erinnern, holte ein Feuerzeug hervor und zündete sie an.
    »Was passiert jetzt?«, fragte Megan, obwohl sie sich wenig Hoffnung auf eine Antwort machte.
    Malpass hüllte sich in Rauch und Schweigen. Sein rechter Fuß wippte nervös. Der Regen wurde schwächer, das Prasseln leiser. Durch die offene Tür in der Sperrholzwand drangen Geräusche, als würden kurz hintereinander sämtliche Schubladen der Aktenschränke aufgezogen und wieder geschlossen.
    Wenig später kam der Philippino mit einem Stück Kabel in den Händen zurück.
    »Worauf wartest du?«, rief Malpass und stand auf. »Fessle sie!«
    Der Mann zögerte einen Moment, dann ging er langsam und mit gesenktem Kopf zu Megan und kniete sich neben sie.
    »Ihre Hände«, sagte Malpass.
    Megan rührte sich nicht. »Was haben Sie mit mir vor?«
    »Tun Sie einfach, was ich sage.« Malpass richtete den Lauf der Maschinenpistole auf Megan. »Bitte.«
    »Sonst erschießen Sie mich?«
    Malpass schloss einen Seufzer lang die Augen und öffnete sie wieder. »Nein. Das wohl kaum«, sagte er mühsam beherrscht. »Aber ich bin es allmählich leid. Es hört nicht auf zu regnen. Ich habe Zahnschmerzen. Diese muslimischen Arschlöcher drohen uns. Und als ob das alles nicht reichen würde, tauchen Sie noch auf.« Er ging in die Hocke und sah Megan an. »Ramon wird Sie jetzt fesseln, und es wäre nett von Ihnen, wenn Sie sich nicht wehren würden.« Er nahm einen tiefen Zug von der Zigarette und blies Megan den Rauch ins Gesicht.
    Megan drehte den Kopf zur Seite und streckte die Arme aus.
    »Danke.« Malpass richtete sich auf.
    Ramon hielt den Blick gesenkt, während er das Kabel, an dem noch der Stecker hing, um Megans Handgelenke wickelte und die Enden mehrmals verknotete.
    »Geht es?«, fragte Malpass. »Nicht zu fest?«
    Megan antwortete nicht. Ihre Kehle brannte, und ein bitterer Geschmack füllte ihren Mund.
    Ramon nahm sein Gewehr. »Muss arbeiten«, sagte er und ging zur Tür.
    »Was denn?«
    »Kisten verladen. Dann Ofen.«
    »Wo ist Raske?«
    »Weg. Mit dem Schiff.«
    »Das war nicht verabredet.«
    »Er sagt, er kommt zurück. In zwei Stunden, vielleicht drei.«
    Malpass murmelte etwas Unverständliches.
    Ramon stand unschlüssig da, dann ging er, und kurz darauf schlug eine Tür.
    »Und jetzt?«, fragte Megan.
    Malpass drehte sich zu ihr um, als habe er vergessen, dass sie da war. Er schien zu überlegen. »Wir warten«, sagte er.
    »Worauf?«
    »Raske.« Malpass ließ sich auf den Stuhl fallen. Er faltete das Tuch zusammen und band es sich um den Hals. Nach dem letzten Zug warf er die Kippe auf den Boden und trat sie mit der Schuhsohle aus.
    Megan lehnte sich an das Gitter. Die Schmerzen in ihren Händen ließen nach, dafür wurden die im Fuß stärker.
    Malpass holte eine Flasche Wasser aus dem Rucksack, schraubte sie auf und nahm einen langen Schluck. Dann schraubte er sie zu und rollte sie über den Boden in Megans Richtung.
    Trotz gefesselter Hände schaffte Megan es, die Tablettenschachtel aus der Hosentasche zu ziehen.
    »Was ist das?«, fragte Malpass.
    »Schmerztabletten.« Megan legte sich zwei Tabletten auf die Zunge, klemmte die Flasche zwischen die Füße, drehte den Verschluss auf und trank.
    »Taugen die was?«
    Megan zuckte mit den Schultern, worauf Malpass sich erhob und ihr bedeutete, ihm die Packung und die Flasche zu geben. Er drückte zwei Tabletten aus der Folie und spülte sie hinunter, dann setzte er sich wieder hin,

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