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Auf den Marmor-Klippen: 62 Tausend

Auf den Marmor-Klippen: 62 Tausend

Titel: Auf den Marmor-Klippen: 62 Tausend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Jünger
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auf den Grund verbrennen sollten, ehe er mich an diesem Tage auch nur für einen Schritt alleine ließe, und übertrug dem Sohne Sombor die Sorge um den Hof. Bei die- sen Worten berührten die Weiber, die schon die Kostbarkeiten aus dem Hause schleppten, eilig Holz und drängten sich klagend an uns heran. Dann trat die Beste-Mutter auf uns zu und tastete uns mit den Händen von Kopf zu Füßen ab. An meiner rechten Schulter fanden die Finger Widerstand, doch glitten sie beim zweiten Male eben darüber hin. Als sie jedoch die Stirn des Sohnes berührte, faßte sie ein Schrecken, und sie verhüllte ihr Gesicht. Da warf das junge Weibchen sich dem Alten an die Brust, mit schrillem Wehruf, wie man ihn bei der Totenklage hört.
     Dem Alten aber fehlte der Sinn für Weibertränen, wenn es ins Treffen ging, und wenn die erste Trun- kenheit des Kampfes ihm schon im Blute lag. Er schaffte sich mit beiden Armen Raum, so wie ein Schwimmer die Wogen teilt, und rief mit lauter Stimme Söhne und Knechte namentlich zum Kampf. Er wählte nur eine Streifschar aus, indes er alle anderen dem Sohne Sombor zur Sicherung des Ho- fes überließ. Doch suchte er nur solche aus, die in den Sippen-Kämpfen schon ihren Mann getötet hat- ten, und die er seine Hähnchen nannte, wenn er bei Laune war. Sie kamen mit Lederkollern und Leder- hauben und mit dem ungefügen Rüstzeug, wie man es in den Waffenkammern der Weidehöfe seit der Urväter Zeiten aufbewahrt. Da sah man im Fackel- scheine Hellebarden und Morgensterne und schwere Stangen, die scharfe Äxte und Sägespieße trugen, auch Piken, Mauerreißer und angeschliffene Haken mannigfacher Art. Damit gedachte der Alte das Waldgelichter auszuputzen und auszufegen nach Herzenslust.
     Dann stießen die Hunde-Knechte die Zwinger auf, in denen heulend schon die Meuten lärmten — die schlanken Hetzer und die schweren Beißer, mit hellem und dunkelem Geläut. Hechelnd und knur- rend schossen sie hervor, den Hof erfüllend, an ihrer Spitze der schwere Leithund Leontodon. Er sprang an Belovar empor und setzte ihm winselnd die Pran- ken auf die Schultern, obwohl der Alte ein Riese war. Die Knechte ließen sie reichlich trinken und gossen ihnen aus einer Metzelschüssel zum Lecken Blut auf den Estrich aus.
     Die beiden Meuten waren des Alten Stolz, und sicher war es zum guten Teile ihnen zu verdanken, daß das Gelichter aus den Tannicht-Dörfern in diesen Jahren seinen Grund in weitem Bogen mied. Für seine leichte hatte er den schnellen Steppen- Windhund fortgezüchtet, mit dem der freie Araber sein Lager teilt und dessen Junge seine Frau aus ihren eigenen Brüsten trinken läßt. An diesen Wind- spiel-Körpern war jeder Muskelzug so sichtbar, als hätte ein Zergliederer sie abgewirkt, und die Be- wegung war in ihnen so übermächtig, daß sie noch in den Träumen ein stetes Zittern überlief. Es gab von allen Läufern dieser Erde nur den Geparden, der sie überflügeln konnte, und auch dieser nur auf kurzer Bahn. Sie jagten die Beute zu Paaren, indem sie die Bogen schnitten, und machten sie an den Schultern fest. Doch gab es auch Solo-Fänger, die ihr Opfer am Halse niederrissen und hielten, bis der Jäger kam.
     In seiner schweren Meute zog der Alte die Molosser Dogge, ein herrliches, lichtgelbes und schwarz ge- stromtes Tier. Die Unerschrockenheit, die dieser Rasse zu eigen ist, wurde durch eingekreuztes Blut der Tibet-Dogge noch erhöht, die man in römischen Arenen gegen Auerochsen und Löwen kämpfen ließ. Der Einschlag zeigte sich durch die Größe, die stolze Haltung und die Rute, die nach Standarten-Art ge- tragen wurde, an. Fast alle diese Beißer trugen schwere Risse in den Decken — Denkzettel von Branten-Hieben auf der Bärenhatz. Der Großbär, wenn er auf die Weiden von Holze ging, mußte sich eng am Waldrand halten, denn wenn die Hetzer ihn erreichten und stellten, fleischten die Packer ihn zu Tode, noch ehe der Jäger Zeit ihn aufzuschärfen fand.
     Das war ein Wälzen und Knurren und Würgen im Innenhofe, und aus den roten Rachen funkelten uns die schrecklichen Gebisse an. Dazu das Sprühen der Fackeln, das Waffenklirren und die Klage der Weiber, die wie aufgescheuchte Tauben im Hofe flatterten. Das war ein Toben, wie es dem Alten Freude machte, der mit der Rechten wohlgefällig im Barte spielte, indes die Linke den breiten Dolch im roten Gürteltuche tanzen ließ. Auch trug er eine schwere Doppelaxt am Riemen um das Handgelenk.
     Dann stürzten die Knechte mit Lederstulpen,

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