Auf den Monden des Jupiter
Projekts. Panner war breitschultrig und untersetzt, hatte ein dunkles Gesicht, dunkle, tiefliegende Augen und einen Stiernacken. Er trug ein dunkles, am Kragen offenstehendes Hemd und keinerlei Rangabzeichen.
Leutnant Nevsky salutierte und zog sich zurück. Kommodore Donahue wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte, und sagte dann: »So, jetzt sind wir vier unter uns. Ich denke, wir können anfangen.«
»Wir vier und eine Katze«, verbesserte Lucky und streichelte ein kleines Kätzchen, das unter dem Tisch lag. »Das ist doch nicht dieselbe Katze, die ich gestern gesehen habe, oder?«
Der Kommodore runzelte die Stirn. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wir haben eine ganze Anzahl Katzen hier. Aber ich glaube, wir sind nicht zusammengekommen, um uns über Haustiere zu unterhalten.«
»Ganz im Gegenteil, Kommodore«, widersprach Lucky. »Wir werden uns sehr wohl darüber unterhalten. Erinnern Sie sich an mein eigenes Tier, Sir?«
»Ihr kleines venusianisches Tierchen?« fragte der Kommodore mit plötzlicher Wärme. »Ich erinnere mich.«
»Das kleine Wesen hatte besondere Eigenschaften«, erklärte Lucky. »Es konnte Gefühle wahrnehmen. Es konnte Gefühle übertragen und sogar solche hervorrufen.«
Die Augen des Kommodores weiteten sich, aber Panner sagte leise: »Ein solches Gerücht habe ich gehört, Ratsmann. Ich habe darüber gelacht.«
»Das hätten Sie nicht tun sollen, denn das stimmt. Es ist sogar so, Kommodore, daß ich deshalb um diese Unterredung gebeten habe, weil ich jeden einzelnen Mitarbeiter von Ihnen in Gegenwart des V-Frosches sprechen wollte. Ich wollte eine Gefühlsanalyse machen.«
Der Kommodore schien immer noch verwirrt. »Und was hätten Sie damit beweisen können?«
»Vielleicht nichts. Aber ich wollte es immerhin versuchen.«
»Sie wollten es versuchen?« mischte Panner sich ein. »Wieso wollten? «
Lucky sah die beiden Beamten ernst an. »Mein V-Frosch ist tot.«
»Heute morgen umgebracht!« ergänzte Bigman wütend.
»Wer hat ihn getötet?« fragte der Kommodore.
»Das wissen wir nicht.«
Der Offizier lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Dann ist Ihre Untersuchung also abgeblasen, nehme ich an, bis das Tier ersetzt werden kann.«
»Wir werden nicht zu warten brauchen«, erklärte Lucky. »Allein die Tatsache, daß man den V-Frosch getötet hat, war für mich aufschlußreich und läßt die Sache in ganz anderem Licht erscheinen.«
»Was meinen Sie damit?«
Die Männer blickten Lucky starr an, selbst Bigman musterte ihn überrascht.
»Ich sagte Ihnen doch, daß der V-Frosch die Fähigkeit hat, Gefühle hervorzurufen«, erklärte Lucky. »Sie selbst, Kommodore Donahue, haben das am eigenen Leib erfahren. Erinnern Sie sich an Ihr Gefühl, als Sie gestern den V-Frosch auf meinem Schiff sahen? Sie waren ziemlich erregt, und dennoch, als Sie den V-Frosch sahen – erinnern Sie sich, was Sie da empfanden?«
»Ich fühlte mich ziemlich zu ihm hingezogen«, stammelte der Kommodore.
»Können Sie sich vorstellen, weshalb, wenn Sie es sich jetzt noch einmal überlegen?«
»Nein, richtig überlegt nicht. Er war abgrundhäßlich.«
»Und dennoch mochten Sie ihn gerne. Sie konnten einfach nicht anders. Hätten Sie ihm ein Leid zufügen können?«
»Ich glaube nicht.«
»Ich bin überzeugt, daß Sie es nicht gekonnt hätten. Niemand, der Gefühle empfindet, hätte das tun können. Und dennoch hat es jemand getan. Jemand hat den V-Frosch getötet.«
»Und wollen Sie uns dieses Paradoxon erklären?« fragte Panner.
»Das ist leicht erklärt. Ein Roboter hat keine Gefühle. Wir können also annehmen, daß sich auf Jupiter Neun ein Roboter befindet, eine Maschine in der Gestalt eines menschlichen Wesens.«
»Sie meinen einen Androiden?« brauste Kommodore Donahue auf. »Unmöglich! So etwas gibt es nur im Märchen.«
»Ich glaube, Kommodore, Sie wissen nicht, wie geschickt die Sirianer in der Herstellung von Robotern sind«, sagte Lucky. »Ich könnte mir vorstellen, daß sie irgendeinen Menschen auf Jupiter Neun – einen völlig loyalen Menschen – als Modell benutzt haben, einen Roboter in seiner Gestalt gebaut und ihn dann an seine Stelle gesetzt haben. Ein solcher humanoider Roboter könnte mit besonderen Sinnesorganen ausgestattet sein, die ihn zum vollkommenen Spion stempeln. Er könnte zum Beispiel im Finstern sehen oder gewisse Dinge durch feste Materie hindurch erkennen können. Und er wäre zweifellos in der Lage, mittels eingebauter Geräte Hyperfunkmeldungen
Weitere Kostenlose Bücher