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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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doch es gelang ihm nicht.
    Ihn fröstelte, und er zog den Reißverschluss des Schlafsackes höher. Als er auf die Uhr schaute, stellte er fest, dass es erst zwei Uhr war und vor dem Morgen noch viele Stunden lagen.
    Mit offenen Augen ruhte er, Minute um Minute verging, ehe ihm die Lider wieder zufielen. Er konzentrierte sich auf seine Atmung. Doch der Schlaf wollte nicht kommen.
    Der Wind nahm an Stärke zu und rüttelte an den dünnen Stoffwänden des Zeltes.
    Wenigstens regnet es nicht, dachte er. In aller Frühe fahren wir nach Ballstad. Seine Gedanken wurden träger, doch der erlösende Schlaf stellte sich nicht ein. Dieses fahle Licht störte ihn, und er ersehnte die Dunkelheit.
    Aber sie kam nicht.
    Sie war nur in seinem Herzen.

    Der Wind hatte sich gelegt, der Himmel war wolkenlos.
    Schweigend hatten sie das Zelt abgebaut und im Kofferraum verstaut, schweigend gefrühstückt, schweigend waren sie losgefahren. Bachmann war unsicher, wie er der stummen Sarah begegnen sollte. Ihre klaren Worte am Abend hatten ihn überrascht und gekränkt.
    Endlich lag Ballstad vor ihnen, dieses pittoreske Dorf, und sie mussten über eine Brücke fahren, um den Ortskern zu erreichen. Doch erfreute er sich nicht am Anblick dieses so malerischen Ortes. Er war kein Tourist! Er war Bachmann, der leibhaftige Tod.
    Und er war enttäuscht, denn in den beiden Dorfläden hatte er nichts über Emmerlein in Erfahrung bringen können.
    »Der war hier nicht«, sagte er, als er sich neben Sarah setzte, die im Auto geblieben war. »Wir fahren jetzt zu diesem Strand, nach Skagsanden.«
    Sarah sah in prüfend von der Seite an, erwiderte aber nichts.
    Als er endlich den Wagen stoppte, lag vor ihnen ein endlos erscheinendes Band aus Sand, mehrere hundert Meter breit und von Dünenkliffs gesäumt, von Felsen und Wiesen, gigantisch schön und menschenleer.
    Mit heftiger Wucht rollten die hohen Brandungswellen des Nordmeeres heran, um am Gestade zu zerschellen, wobei sie ein Tosen und Donnern in die Luft trugen, hoch zu den Möwen, die sich zu Tausenden vom Wind tragen ließen wie eine gewaltige Armada aus Flügeln und Federn.
    Und dann sah er ihn plötzlich, einen einsamen Mann, der die eisige Kälte des Wassers missachtend sich wieder und wieder in die Wellen warf, die ihn herumschleuderten wie einen Ball. Langsam schlenderte er auf die Stelle zu, wo die Kleidung des Mannes lag, neben einer Angel und einem eckigen, blauen Fischeimer.
    Mit zusammengekniffenen Augen, um schärfer sehen zu können, beobachtete er ihn. Wie konnte man nur in diesem eisigen Wasser baden gehen, fragte er sich befremdet.
    Sarah war ihm gefolgt, stand nun nahe bei ihm und er bemerkte, dass sie auf dem Nagel ihres rechten Daumens kaute und dabei wirkte, als wäre sie sehr angespannt.
    Sie waren allein. Nur sie beide und der Mann.
    Möwen kreisten hoch über ihnen, schrille Schreie ausstoßend, in einem wilden, ungebändigten Tanz aus Leibern und Federn.
    ›Tu es‹, riet die Stimme in ihm, ›tu es gleich hier, wenn er es ist! Betäube ihn mit einem Schlag deiner Handkante und lass ihn dann ertrinken. Man wird denken, er sei mit dem Kopf gegen einen Fels geprallt.‹
    Die Wellen trugen den Mann nun dem Strand entgegen, als wäre er eine Luftmatratze.
    Bachmann ballte seine Hände zu Fäusten, öffnete sie erneut und wiederholte diese Handlung mehrmals, lockerte damit die Muskeln seiner Arme, und holte konzentriert einige Male tief Luft. Kurz schloss er die Augen und sah Manu liegen, leblos, damals, als der Arzt das Laken zurück schlug.
    Jetzt würde er sie rächen! Jetzt! Verstohlen, aus den Augenwinkeln heraus, beobachtete er Sarah. Sie kaute nun noch heftiger auf dem Nagel ihres Daumens, je näher der Mann dem Ufer kam.
    Noch einmal schaute Bachmann sich um, musterte lauernd Strand und Strasse, doch nirgendwo entdeckte er Menschen, außer ihnen war niemand an diesem Strand.
    ›Zieh dich aus‹, befahl die Stimme in ihm, ›geh ihm entgegen, töte ihn!‹
    Schon die Hände am Pullover haltend, zögerte er. Dann griff er hastig nach den Sachen des Mannes, durchsuchte sie, fand ein Lederetui, klappte es auf und zog einen Ausweis heraus.
    Erstaunt verfolgte Sarah seine Bewegungen.
    »Es ist nicht Emmerlein«, sagte er in gepresstem Ton.
    Sarah lachte kalt auf. Doch er bemerkte, wie erleichtert sie war und es schien ihm, als huschte ein kurzes Lächeln der Befriedigung über ihr Gesicht.
    Der Mann im Wasser schrie ihnen etwas zu, drohte mit seiner rechten Faust, das Gesicht

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