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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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er, bei solch einem Wetter joggt man nicht. Er fröstelte ein wenig und verspürte Lust, das Haus wieder zu betreten.
    Da, unvermittelt, hörte er Schritte und sah eine Gestalt in einer gelben Regenjacke, die auf dem Kopf eine dunkelblaue Wollmütze trug, aus dem Haus treten. Fast hätte er die Gestalt für Sarah halten können, denn auch sie trug oft eine solche Jacke und eine ähnliche Mütze.
    Emmerlein blickte überrascht zu ihm hin, deutete mit der Hand einen Gruß an, doch lächelte er nicht, sondern runzelte die Stirn und kniff die Augen einen Moment lang zusammen, ehe er weiterlief.
    Es war genau sieben Uhr.
    Er läuft also tatsächlich immer, dachte er, bei jedem Wetter, ich kann den Tag seines Todes bestimmen, ohne das Wetter beachten zu müssen, es ist gut, das zu wissen. Befriedigt schloss er die Motorhaube wieder. Sarah würde sicher noch schlafen wollen bei diesem Wetter und so würde auch er noch einmal versuchen, in einen Traum zu entfliehen. Vielleicht gelang es ihm sogar.
    In Gedanken versunken blickte er Emmerlein nach, der mit federnden und schnellen Schritten das Dorf im Nebel verließ.
    Dann aber dachte er an die Reaktion Emmerleins, an seine gerunzelte Stirn, an die zusammengekniffenen Augen. Hatte er einen Fehler begangen, als er in dieser Frühe auf ihn wartete, hatte er ihn, ohne es zu beabsichtigen, etwa gewarnt?
    Ach was, beruhigte er sich.
    Sein Herzschlag aber beschleunigte sich.
    Als er zum Parkplatz lief, war das Polizeiauto verschwunden, so, als wäre es nur ein Trugbild gewesen. Und auch einen weißen Volvo sah er nicht.

    Gegen elf Uhr änderte sich das Wetter, und der Nebel wich einer wärmenden Sonne. Wie ein Gebirge wirkten die Wolken am Horizont, zerklüftet, voller Schluchten und Täler, voller Spalten und Tiefen, voller Sattel und Mulden und Abgründe.
    Hinter dem Dorf auf den Klippen saß er, Schulter an Schulter mit Sarah, die sich plötzlich erhob, um Möwen mit Brotkrumen anzulocken, auf einer Felsplatte stehend, in einer Wolke aus Vögeln, die sich jedoch rasch auflöste, als sie kein Brot mehr in die Luft werfen konnte.
    Später liefen sie an der Küste entlang, dicht am Abgrund, liefen den langen, aber auch schönen Pfad in völliger Einsamkeit, aber immer im Angesicht des Meeres, das heute sehr friedlich wirkte.
    Endlich und schon, als sie bereits umkehren wollten, lag ein Dorf vor ihnen. Seine zumeist weiß gestrichenen Holzhäuser besaßen rote Dächer, und in seinem kleinen Hafen lagen ein blauer Fischerkutter und ein weißer und mehrere kleinere Boote, die vom Fang längst zurück waren.
    Sie liefen auf dem schmalen Pfad zurück. Und er dachte: Morgen, in aller Frühe, noch lange vor Emmerlein, werde ich an diesem Felsen sein, den Ort prüfen und sehen, wie es ist, wenn Emmerlein an mir vorbeiläuft.
    Die Luft, der Wind und die Sonne hatten sie beide müde gemacht, so dass sie sich am Abend eher in ihre Betten legten, als sie es sonst taten, doch vergaß er nicht, den Wecker zu stellen.
    Reglos lag er und vernahm die Geräusche im Haus, die Schritte, das Lachen, einen Aufprall, doch an all die Laute begann er sich zu gewöhnen, sie störten ihn nicht, wenn er einschlafen wollte.
    Zu seiner großen Überraschung jedoch begann Sarah zu reden, hastig und beinahe überstürzt: »Glaubst du wirklich, dass uns die Polizei nicht auf die Spur kommen wird? Denk doch nur einmal nach! Er geht zum Joggen und kehrt nicht zurück. Sie werden die ganze Küste absuchen und das Meer und vor allem die Gegend hier. Er aber bleibt vermisst. Sie werden sich dann mit seiner Person befassen und rasch, mit Hilfe der deutschen Kollegen, wissen, dass er der Mörder eines Kindes ist. Schwer wird es für sie nicht sein, die Namen der Eltern des Kindes von ihren deutschen Kollegen zu bekommen. Diese Eltern aber tauchen hier, in dieser Herberge, plötzlich auf! Was für ein Zufall! Und an dem Tag, da die Eltern wieder abreisen, verschwindet Emmerlein spurlos. Sie werden anhand der Quartiere unsere Anreise verfolgen, sie werden auf das Protokoll der beiden Polzisten in Reine stoßen und auf diese Norwegerin, die uns den Tipp mit diesem Geisterdorf gab. Der Tatverdacht liegt dann endgültig auf der Hand. Sie werden uns anklagen.«
    Er massierte die Enden seines Bartes. »Aber sie werden keine Leiche haben, Sarah!«, sagte er ruhig, in einem sehr besänftigenden Tonfall. »Sie haben nur Indizien. Sie können zwar behaupten, dass er tot sei, ja, aber sie können seinen Tod nicht beweisen! Sie

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