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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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Felsblock, der am Rand des Pfades lag und hinter dem er sich verbergen konnte, wenn er Emmerlein beim Joggen erwarten wollte. Überall war der Boden mit kleinen und großen Felsbrocken übersät, die er für kleine Findlinge der letzten Eiszeit hielt. Er entdeckte endlich einen Felsblock, von dem aus er, von Emmerlein unbemerkt, in dessen Rücken gelangen konnte, um so seine Abwehr ausschließen zu können und einen möglichen Schrei, wenn er ihn mit dem Messer treffen würde.
    Langsam und prüfend umging er den Felsblock, den Sarah, wie er wahrnahm, angstvoll musterte, da sie nun ahnte, was an diesem Ort geschehen sollte.
    Wie kann man hier nur joggen, dachte er, dieser Pfad ist der reinste Knochenbrecher. Aber Emmerlein war ja leicht, sicher flog er wohl förmlich über all die Steine auf dem Pfad, überwand sie, ohne sie als störend zu empfinden.
    Er tätschelte den Fels mit der Fläche seiner rechten Hand. Vorher aber musste er noch zu diesen Grasdünen zwischen Andenes und Bleik fahren, um eine gute Stelle für ein Grab zu finden und es auch schon auszuheben, so tief, wie es nur möglich war, um Emmerlein für immer und unauffindbar aus der Welt zu schaffen.

    Sie hatten sich nach dem Essen auf ihre Betten gelegt für eine kurze Ruhezeit, irgendwann aber musste er eingeschlafen sein, und doch war sie in seinen Schlaf gedrungen, die Stimme der Sängerin dieser Band, die er im Auto immer vernahm, von weit her kam sie, vielleicht vom Berg hinter dem Dorf. Es war kein Traum, die Stimme war tatsächlich da. Aber woher kam die Musik? Von seinem Kopf bis hin zu den Fußsohlen spürte er sie. Er erhob sich, um nach Sarah zu schauen. Doch ihr Bett war leer!
    Rasch zog er die Schuhe an, um den Herkunftsort der Musik zu ergründen, der sich, das stellte er horchend auf dem Flur fest, nicht im Haus befand. Doch je näher er der Haustür kam, um so lauter wurde die Musik, so, als ob die Band in der Nähe des Hauses spielen würde.
    Vorsichtig öffnete er die Haustür, schaute hinaus und sah, dass die Beifahrertür seines Autos weit offen stand und aus ihm heraus die Musik drang, die Stimme der Sängerin, der Hall der Instrumente der Band.
    Sarah saß auf dem Beifahrersitz, den Kopf zurückgelehnt, mit geschlossenen Augen, sie wirkte wie leblos. Er verspürte eine Sekunde lang einen Schreck, der sein Herz erstarren ließ.
    Vorsichtig trat er an das Auto heran.
    Sarah nahm ihn nicht wahr.
    Er stand reglos und wartete, bis das letzte Lied verklungen war, denn erst jetzt schlug Sarah die Augen auf, hob ihren Blick. Aber sie lächelte an ihm vorbei. Ihr Lächeln gilt nicht mir, dachte er bedrückt, es ist rätselhaft und weltentrückt, es kann einem Angst machen, die aber darf mich nicht erfüllen, nur eine eiskalte und mitleidlose Ruhe.
    Langflügelige perlgraue Möwen warfen sich kreischend hoch über ihm in den Wind. Smaragdblau sah er den Himmel, als er den Kopf hob, sich zu gigantischen Mauern türmende weiße Wolken.
    In einer nahezu überirdischen Klarheit lag alles da, die Landschaft, das Meer, der Himmel, wie die monumentale Kulisse einer Tragödie, die unaufhaltsam ihrem Ende entgegenstrebte, wo der Tod das letzte Wort haben würde.
    Sarah hält ihre Augen wieder geschlossen, dachte er, aber entfliehen kann sie dem Schicksal nicht, so unerbittlich es auch ist.

    Abends, als sie den Speiseraum betraten, nahm er den Geruch einer Fischsuppe wahr, einen intensiven Geruch, der aus der kleinen Küche in den Raum hereinflutete und ihm das Wasser in den Mund trieb. Freundlich grüßte er nach allen Seiten.
    Und dann sah er den Gesuchten endlich: Emmerlein! Er stand am Tisch unter dem Bild mit dem verfallenden roten Stelzenhaus und den schwarzgezackten Bergen und war dabei, sein Besteck auf den benutzten Teller zu legen und sein Brot zu verpacken. Ich hätte Emmerlein nicht wieder erkannt, dachte er beinahe erschrocken. Emmerlein war höchstens einssiebzig, wirkte sehr drahtig und sein Oberkörper war muskulös, man konnte sehen, dass Sport zu seinem Leben gehörte. Er trug seine langen aschblonden Haare offen und erinnerte Bachmann sofort und sehr stark an den Gitarristen dieser Band, die ihm auf der Fahrt so vertraut geworden war.
    Als Emmerlein sie flüchtig mit dem Blick seiner graublauen Augen streifte, veränderte sich die Mimik seines Gesichts nicht, er nahm sie offenbar nur als neue Gäste wahr, blieb unbefangen, nickte ihnen lächelnd zu.
    Oder er hat sich völlig in der Gewalt, dachte er. War er gewarnt worden durch

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