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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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können uns anklagen, aber nicht verurteilen, denn der Prozess würde mit einem Freispruch enden, unweigerlich. Das wissen sie. Im Zweifel für den Angeklagten. Jeder Spitzenanwalt Deutschlands würde uns verteidigen, weil unsere Verteidigung eine riesige Werbung für ihn wäre, denn die Sympathie der Menschen gehört uns. So ist das. Obwohl sie ahnen, dass ich ihn getötet habe, werden sie uns nicht anklagen. Sie haben keine DNA, weil die Leiche fehlt, denn dort, wo ich ihn vergrabe, wird ihn niemand suchen und finden. Ich selbst sehe mir diesen Ort vorher an, wo ich Emmerlein verbergen werde. Ich fahre ja vorher hin, Sarah. Ich überlasse nichts dem Zufall!«
    »Aber werden wir mit dieser Tat dann leben können?«, fragte sie leise und ihre Stimme klang verzweifelt.
    »Ich schon«, erwiderte er hart. »Ich werde überhaupt erst dann wieder richtig leben können.«
    »Was du vorhast«, sagte sie, »stellt die Ordnung der Welt nicht wieder her. Es ist nur ein weiterer Mord. Du bist nicht Gott!«
    Er zog die Unterlippe zwischen seine Zähne. Sie versucht es immer wieder, mich davon abzubringen, Emmerlein zu töten, dachte er, sie gibt einfach nicht auf. Ich aber kann ihr nicht einmal ehrlich sagen, dass es mir vielleicht sogar unwichtig ist, was nach der Tat geschieht, nur die Tat selbst zählt für mich. Doch war er froh, dass er diese Gedanken vor ihr verbergen konnte, obwohl sie ihn so ernsthaft betrachtete, als ob er denken sollte, sie würde sie erraten, aber sie konnte es nicht, damit musste sie sich abfinden, ob sie es wollte oder nicht.
    Nun hoffte er, dass sie das Gespräch nicht weiterführen würde, doch bedauerte er auch, dass sie die begonnene Nähe zwischen ihnen wieder zerstörte mit ihren Worten und Argumenten, die nur schädlich waren und hemmend.
    Die Müdigkeit machte seine Glieder schwer. Er versuchte sich vorzustellen, wie es draußen sein würde, an der felsigen Küste. Gewiss warf die Mitternachtssonne wieder eine orangenfarbene und bebende Bahn aus Licht auf das Wasser, die sich bis zum Ufer hinzog. Dieses Bild beruhigte ihn, schläferte ihn weiter ein, bis er tief schlief und fest. Und traumlos.

    In aller Frühe erhob er sich, als er den Wecker hörte, kleidete sich rasch an.
    »Wo willst du hin?«, hörte er Sarah angstvoll fragen.
    »Ich gehe noch einmal hoch zu diesem Pfad«, erwiderte er.
    Sie schnellte aus dem Bett, entsetzt blickte sie ihn an. »Du willst es jetzt …«. Sie presste die Hand auf den Mund.
    Er schüttelte den Kopf. »Das wäre noch zu früh. In ein paar Tagen. Heute will ich sehen, wie er an mir vorbeiläuft. Ich muss die Stelle genau kennen, damit mich kein Stein zum Stolpern bringt. Wir frühstücken, wenn ich wiederkomme. Du kannst ruhig noch schlafen, heute geschieht nichts. Ich verspreche es dir.«
    Aber in ihren Augen stand der Zweifel.
    Er ging zum Schrank und schob das Messer, ohne dass Sarah diese Bewegung wahrnehmen konnte, in eine Innentasche seines Anoraks. Für alle Fälle, dachte er.
    Dann blickte er auf die Uhr: Es war sechs Uhr dreißig und noch lange vor Emmerlein würde er oben am Felsen sein.
    Leise verließ er das Haus und lief mit raschen Schritten durch das Dorf und aus ihm hinaus. Keinen Menschen sah er, nirgendwo, bis hin zum Beginn des Weges, der hinaufführte zum Küstenpfad, und auch, als er ihn nach oben schritt, blieb er völlig unbemerkt. So ist es gut, dachte er, so ist es sogar sehr gut. Keiner wird uns bemerken, wenn wir ihn nach unten tragen, eingewickelt in eine Plane. Und er ist ein Leichtgewicht. Ich werde mir den schlanken Körper auf meinen Rücken ziehen und den Weg hinunterlaufen, wobei Sarahs stützende Hände helfen können. Und mein Auto wartet, verborgen in einer Felsnische, außerhalb des Dorfes.
    Höher und höher stieg er hinauf, bis aus dem Weg der schmale Pfad wurde, um dann an der Küste entlangzuführen, in der Nähe des Abgrundes, in dessen Tiefe er das Dröhnen des Meeres hörte.
    Ein scharfer Wind empfing ihn, als er das Nordmeer erblickte. Eine gewaltige weißgraue Wolkenbank, der ein dichter Schleier aus Wolken folgte, zog über ihm dahin, dem bleigrauen Meer entgegen und dem Horizont, blassblau und endlos.
    Der Wind zerrte an seinem Anorak, fuhr stürmisch in seine Haare, und einen Augenblick lang schüttelte er sich, ehe er vor dem Felsen stand, in dessen Schutz er lauern wollte.
    Vorsichtig prüfte er das Terrain, über das er laufen musste, um mit dem Messer an Emmerlein herankommen zu können, begann es zu

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