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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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du mein Unterzeug hier nicht liegenläßt.«
    Sie verließen das Gebäude, gingen quer über dasGelände auf das Gefängnistor zu, und Paul und Bill sahen ihnen nach. Langsam verschwanden sie aus Bills Gesichtskreis. Er sehnte sich danach, einfach mit ihnen gehen zu können.
    Perot fragte sich, ob er ungeschoren davonkommen würde.
    Ramsey Clark hatte eine volle Stunde Zeit gehabt, um die Katze aus dem Sack zu lassen. Was hatte er dem General erzählt? Wartete womöglich im Verwaltungsgebäude am Eingang schon ein Empfangskomitee auf ihn?
    Als er den Warteraum betrat, beschleunigte sich sein Herzschlag. Weit und breit keine Spur von Clark und seinem Gesprächspartner. Er ging zur Empfangshalle durch. Niemand achtete auf ihn.
    Mit Coburn und Gallagher im Kielwasser schritt er durch das erste Stahltor. Niemand hielt ihn auf.
    Er überquerte den kleinen Hof und wartete vor dem großen Tor.
    Die Tür in einem der Flügel tat sich auf, und Perot verließ das Gefängnis.
    Die Fernsehkameras waren immer noch da.
    Jetzt fehlt nur noch, dachte er, daß die amerikanischen Fernsehanstalten mein Bild bringen ...
    Er schob sich durch die Menge und stieg in den Bus der Botschaft.
    Coburn und Gallagher folgten ihm, nur die Botschaftsangehörigen ließen noch auf sich warten.
    Perot saß im Bus und blickte hinaus. Die Menge auf dem Platz wirkte bedrohlich. Sie skandierten etwas auf Farsi. Perot hatte keinen Schimmer, was es bedeuten mochte.
    »Wo bleiben denn diese Burschen?« sagte er gereizt. »Ich dachte, wir würden alle rauskommen, in den Bus steigen und sofort abhauen.«
    Eine Minute später öffnete sich die Gefängnistür erneut, und die Männer von der Botschaft traten herausund stiegen ein. Der Fahrer ließ den Motor an und fuhr über den Gasr-Platz davon. Perot atmete auf.
    Seine Sorgen waren ziemlich unbegründet gewesen. Ramsey Clark, der auf Einladung iranischer Menschenrechtsorganisationen ins Gefängnis gekommen war, hatte kein sonderlich gutes Gedächtnis. Perots Gesicht war ihm zwar irgendwie bekannt vorgekommen, aber er hatte ihn für Oberst Frank Borman, den Präsidenten der Fluggesellschaft Eastern Airlines, gehalten.
    *
    Emily Gaylord hielt sich bei ihren Eltern in Washington auf. Es war ein Tag wie jeder andere, ein Tag ohnmächtiger Verzweiflung. Sie hatte Vicki zur High School und danach Jackie, Jenny und Chris zur Grundschule gefahren. Sie hatte kurz bei ihrer Schwester hereingeschaut und sich mit Dorothy und ihrem Mann Tim Reardon unterhalten.
    Der Gedanke an Dadgar, diesen mysteriösen Kerl, der die Macht hatte, ihren Mann im Gefängnis festzuhalten, ließ Emily keine Ruhe mehr. Am liebsten hätte sie ihn selbst zur Rede gestellt und ihn gefragt, warum er ihr das antat. Sie hatte Tim sogar gebeten, ihr einen Diplomatenpaß zu besorgen, damit sie in den Iran fliegen und bei Dadgar anklopfen konnte. Tim hielt das für ziemlich verrückt, und sie wußte, daß er recht hatte. Aber sie war dermaßen verzweifelt, daß sie unbedingt von sich aus irgend etwas unternehmen wollte, um Bill zurückzubekommen.
    Jetzt wartete sie auf den täglichen Anruf aus Dallas. Normalerweise rief Ross, T. J. Marquez oder Jim Nyfeler an. Danach würde sie die Kinder abholen und ihnen bei den Schulaufgaben helfen. Und dann galt es, eine weitere einsame Nacht zu überstehen.
    Das Telefon klingelte und sie stürzte darauf zu. »Hallo?«
    »Emily? Jim Nyfeler hier.«
    »Hallo, Jim, was gibt’s Neues?«
    »Nichts, außer daß sie in ein anderes Gefängnis gebracht worden sind.«
    Gab es denn überhaupt nie eine gute Nachricht?
    »Kein Grund zur Besorgnis«, sagte Jim. »Eigentlich ist es sogar gut. Das erste Gefängnis war im Süden der Stadt, wo dauernd Straßenkämpfe stattfinden. Das neue jetzt ist weiter im Norden, wo nicht soviel los ist – dort werden sie sicherer sein.«
    Emily verlor die Beherrschung. »Aber Jim«, schrie sie, »jetzt erzählst du mir schon seit drei Wochen, daß sie im Gefängnis völlig sicher sind, und nun sagst du plötzlich, sie sind in ein neues Gefängnis gebracht worden und wären erst jetzt sicher!«
    »Emily ...«
    »Komm schon, lüg mich nicht an!«
    »Emily ...«
    »Sag einfach, was los ist und red nicht um den heißen Brei herum!«
    »Emily, ich glaube nicht, daß sie bisher in Gefahr waren. Die Iraner treffen nur eine Vorsichtsmaßnahme, verstehst du?«
    Emily schämte sich, daß sie sich so hatte gehen lassen. »Tut mir leid, Jim.«
    »Schon gut.«
    Sie wechselten noch ein paar nichtssagende

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