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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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auf einen Wechselkurs einigte.
    Ali, Taylors Chauffeur, weigerte sich zunächst, ihn in die Stadt zu fahren – es war schon nach Einbruch der Dunkelheit –, doch nach einigem Hin und Her willigte er schließlich ein. Taylor betrat den Laden. Er nahm Platz und trank Tee mit dem Teppichhändler. Es erschienen zwei weitere Iraner, von denen einer als der Mann vorgestellt wurde, der Taylor das Geld wechseln würde; der andere war dessen Leibwächter und sah aus wie ein Gangster.
    Seit Taylors Anruf, sagte der Teppichhändler, habe sich der Wechselkurs drastisch verändert – zu seinen Gunsten.
    »Das ist eine Beleidigung!« fuhr Taylor auf. »Ich weigere mich, mit Leuten wie Ihnen überhaupt irgendwelche Geschäfte zu machen.«
    »Einen besseren Wechselkurs bekommen Sie nirgendwo«, erwiderte der Teppichhändler.
    »Das wird sich herausstellen!«
    »Es ist sehr gefährlich für Sie, in diesem Stadtteil mit so viel Geld in der Tasche herumzulaufen.«
    »Ich bin nicht allein«, sagte Taylor. »Draußen warten noch sechs meiner Leute.«
    Er trank seinen Tee aus und erhob sich. Langsam verließ er den Laden, dann rannte er zum Wagen. »Weg hier, Ali, aber schnell.«
    Sie fuhren nach Norden. Taylor dirigierte Ali zu einem anderen Teppichhändler, einem iranischen Juden mit einem Geschäft in der Nähe des Palastes. Er war gerade dabei, Feierabend zu machen, als Taylor hereinkam.
    »Ich möchte ein paar Dollar in Rial umtauschen«, sagte Taylor.
    »Kommen Sie morgen wieder«, sagte der Mann.
    »Ich brauche sie aber heute abend noch.«
    »Wieviel?«
    »Fünfundzwanzigtausend Dollar.«
    »Ich hab’ auch nicht annähernd so viel da.«
    »Ich brauche sie aber unbedingt heute abend noch.«
    »Wozu?«
    »Es hat was mit Paul und Bill zu tun.«
    Der Teppichhändler nickte. Er hatte schon mit einigen EDS-Leuten Geschäfte gemacht und wußte, daß Paul und Bill im Gefängnis saßen. »Ich werde sehen, was sich machen läßt.«
    Er rief nach seinem Bruder, der sich im hinteren Teil des Ladens aufhielt, und schickte ihn fort. Dann öffnete er seinen Safe und entnahm seinen gesamten Barbestand an Rial. Sie zählten das Geld, der Teppichhändler die Dollars und Taylor die Rial. Wenige Minuten später kam ein Kind, die Hände voll Rial, herein und warf sie auf den Ladentisch. Es verschwand wieder, ohne ein Wort zu sagen. Taylor ging auf, daß der Händler alles Bargeld, dessen er habhaft werden konnte, eintreiben ließ.
    Ein junger Mann fuhr auf einem Motorroller vor, parkte vor dem Geschäft und kam mit einer Tasche voll Rial herein. Während er noch im Laden war, stahl jemand seinen Motorroller. Der junge Mann ließ die Tasche mit dem Geld fallen und rannte hinter dem Dieb her, wobei er aus Leibeskräften schrie.
    Taylor zählte weiter.
    Ein ganz normaler Arbeitstag im revolutionären Teheran.
    *
    Mit John Howell gingen Veränderungen vor. Mit jedem Tag, der ins Land ging, fühlte er sich weniger als aufrechter, amerikanischer Rechtsanwalt und mehr wie ein verschlagener persischer Unterhändler. Vor allem sah er jetzt Schmiergelder in einem anderen Licht.
    Mehdi, der als iranischer Buchhalter gelegentlich fürEDS gearbeitet hatte, erklärte es ihm folgendermaßen: »Im Iran bahnen Freundschaften so manchen Weg. Und es gibt mehrere Wege, um Dadgars Freund zu werden. An Ihrer Stelle würde ich jeden Tag vor seinem Haus sitzen, so lange, bis er das Wort an mich richtet. Oder ich würde ihm zweihunderttausend Dollar schenken, um sein Freund zu werden. Wenn Sie möchten, könnte ich es für sie arrangieren.«
    Howell trug den Vorschlag den anderen Mitgliedern des Verhandlungsteams vor. Sie vermuteten, daß sich Mehdi, wie ehemals Deep Throat, als Mittelsmann für eine Bestechung anbot. Dieses Mal lehnte Howell den Gedanken an einen Kuhhandel nicht gleich rundheraus ab.
    Sie beschlossen, auf Mehdis Spielchen einzugehen. Vielleicht gelang es ihnen, den Handel aufzudecken und Dadgar in Mißkredit zu bringen. Falls sich das Geschäft als solide erwies, könnten sie sich noch immer entschließen, zu zahlen.
    Howell und Keane Taylor trafen sich mehrmals mit Mehdi. Der Buchhalter war ebenso fahrig wie Deep Throat und wollte während der Arbeitszeit in seinem Büro niemanden von EDS empfangen. Er traf sich frühmorgens oder spät abends mit ihnen, in seinem Haus oder in obskuren Seitenstraßen.
    Am Ende kam nichts dabei heraus. Mehdi stellte Howell einen Anwalt vor, der behauptete, Dadgar nahezustehen. Der Anwalt verlangte kein Schmiergeld,

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