Auf den Schwingen des Adlers
Anweisung enthielt, den Schah dazu zu bewegen, eine bürgerliche Koalitionsregierung auf breiter Basis zu bilden: Brzezinski kassierte es. Ein andermal rief Brzezinski den Schah an und sicherte ihm die Unterstützung Präsident Carters zu. Der Schah bat um schriftliche Bestätigung: Aus dem Außenministerium kam keine. In ihrer Ohnmacht ließen beide Seiten Informationen an die Presse durchsickern, so daß die ganze Welt erfuhr, daß die Iranpolitik Washingtons durch Reibereien innerhalb der Regierung gelähmt war.
Das letzte, was Precht in dieser Situation brauchen konnte, war eine Horde von Texanern, die ihm an den Rockschößen hingen und glaubten, sie seien die einzigen auf der Welt mit Problemen.
Außerdem glaubte er genau zu wissen, warum EDS in Schwierigkeiten geraten war. Auf die Frage, ob EDS einen Repräsentanten im Iran habe, antwortete man ihm nämlich: Ja – Mr. Abolfath Mahvi. Das erklärte alles. Mahvi war ein bekannter Teheraner Mittelsmann, dessen Handel mit Militärverträgen ihm den Spitznamen »Fünfprozenter« eingetragen hatte. Trotz seiner Verbindungen auf höchster Ebene hatte der Schah ihn auf die schwarze Liste setzen lassen, was bedeutete, daß ihm verboten war, im Iran Geschäfte zu tätigen. Und genau deswegen wurde EDS der Korruption verdächtigt.
Natürlich wollte Precht tun, was er konnte. Er würde die Botschaft in Teheran veranlassen, sich der Sache anzunehmen, und vielleicht konnte Botschafter Sullivan den nötigen Druck auf die Iraner ausüben. Aber es kam überhaupt nicht in Frage, daß die Regierung der Vereinigten Staaten darüber alle anderen Probleme mit dem Iran aufdie lange Bank schob. Die offiziellen Bemühungen gingen dahin, die sich im Amt befindliche Regierung zu unterstützen, und dies war beileibe nicht der richtige Zeitpunkt, das Regime durch die Androhung, die diplomatischen Beziehungen wegen zweier verhafteter Geschäftsleute abzubrechen, zu verunsichern – schon gar nicht, wenn noch weitere zwölftausend US-Bürger im Iran lebten, um deren Wohl und Wehe sich das Außenministerium zu kümmern hatte. Chiapparone und Gaylord hatten Pech – sie würden noch eine Weile in ihrem eigenen Saft schmoren müssen.
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Henry Precht meinte es gut. Nichtsdestoweniger unterlief ihm, wie auch Lou Goelz, in diesem Fall ein Fehler, der zunächst seine Einstellung im falschen Licht erscheinen ließ und ihn später bei all seinen Verhandlungen mit EDS in die Defensive drängte. Precht benahm sich, als ob es sich bei dem Verhör, zu dem Paul und Bill angeblich als Zeugen geladen worden waren, um eine legitime, juristische Anfrage wegen des Verdachts auf Korruption und nicht um unverhohlene Erpressung gehandelt habe. Goelz, der von eben dieser Voraussetzung ausging, entschied sich zur Zusammenarbeit mit General Biglari; Precht, der den gleichen Fehler beging, weigerte sich, Paul und Bill als amerikanische Bürger zu betrachten, die in krimineller Manier gekidnappt worden waren.
Mochte Abolfath Mahvi nun bestechlich sein oder nicht – Tatsache war, daß er aus dem Vertrag zwischen EDS und dem Ministerium keinen roten Heller geschlagen hatte. In Wirklichkeit war EDS zunächst sogar in Schwierigkeiten geraten, weil sich die Firma geweigert hatte, Mahvi ein Stück vom Kuchen abzugeben.
Das war so gekommen: Mahvi verhalf EDS zu ihrem ersten kleinen Auftrag im Iran, der Errichtung einesDokumentenkontrollsystems für die iranische Marine. EDS sagte Mahvi, nachdem man sie darüber aufgeklärt hatte, daß sie gesetzlich verpflichtet waren, mit einem ortsansässigen Partner zusammenzuarbeiten, ein Drittel vom Profit zu. Als der Auftrag zwei Jahre später beendet wurde, zahlte EDS wie verabredet vierhunderttausend Dollar an Mahvi.
Während der Vertrag mit dem Ministerium noch ausgehandelt wurde, stand Mahvi allerdings schon auf der schwarzen Liste. Kurz vor der Vertragsunterzeichnung forderte Mahvi, der inzwischen wieder von der schwarzen Liste gestrichen worden war, daß der Auftrag an eine Firma ginge, die je zur Hälfte ihm und EDS gehöre.
Das lehnte EDS ab. Mahvi hatte zwar seinen Anteil am Vertrag mit dem Ministerium verdient, doch an den Verhandlungen mit dem Ministerium war er nicht beteiligt gewesen. Mahvi wandte ein, daß EDS es der Verbindung mit ihm zu verdanken habe, daß der Vertrag mit dem Ministerium anstandslos sämtliche vierundzwanzig Verwaltungsinstanzen, die ihre Zustimmung geben mußten, passiert habe. Darüber hinaus habe er dazu beigetragen, EDS eine
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