Auf den Schwingen des Adlers
Steuererleichterung zu verschaffen, die Bestandteil des Vertrages war, was wiederum darauf zurückzuführen sei, daß Mahvi mit dem Finanzminister in Monte Carlo gewesen sei.
EDS hatte weder um seine Unterstützung gebeten, noch glaubte man in der Firma daran, daß er tatsächlich eine Hilfe gewesen war. Außerdem hielt Ross Perot ganz und gar nichts von Unterstützungen à la Monte Carlo.
Der iranische Anwalt von EDS beschwerte sich beim Premierminister, und Mahvi wurde wegen seiner Forderung nach Bestechungsgeldern gemaßregelt. Nichtsdestoweniger war sein Einfluß so groß, daß das Gesundheitsministerium den Vertrag nicht unterzeichnen wollte, bevor EDS Mahvi nicht zufriedengestellt hatte.
EDS führte eine Reihe hitziger Debatten mit Mahvi und weigerte sich nach wie vor kategorisch, den Gewinn mit ihm zu teilen. Am Ende einigte man sich auf einen Kompromiß, bei dem keine der beiden Seiten das Gesicht verlor: Ein Gemeinschaftsunternehmen, das als Zulieferer für EDS fungierte, sollte iranisches Personal für EDS anwerben und beschäftigen. Tatsächlich wurde mit diesem Unternehmen niemals Geld erwirtschaftet, doch das spielte zu diesem Zeitpunkt keine Rolle: Mahvi akzeptierte den Kompromiß, und der Vertrag mit dem Ministerium wurde unterzeichnet.
EDS hatte also keine Schmiergelder gezahlt, und das war der iranischen Regierung bekannt – nicht aber Henry Precht und Lou Goelz, und infolgedessen zeigten sie jetzt nach Pauls und Bills Verhaftung auch kein besonderes Engagement. Zwar ließen sie sich die Angelegenheit viel Zeit kosten, räumten ihr jedoch keine vorrangige Stellung ein. Als der streitbare Rechtsanwalt von EDS, Tom Luce, sie dann noch behandelte, als seien sie träge oder dumm oder beides zugleich, ärgerten sie sich und teilten ihm mit, er könne viel mehr erreichen, wenn er sie endlich in Ruhe ließe.
Precht in Washington und Goelz in Teheran spielten die Hauptrollen an der bürokratischen Front. Sie waren weder faul noch inkompetent. Aber beide begingen Fehler und beide waren nicht gut auf EDS zu sprechen, und das bedeutete, daß sie in diesen entscheidenden ersten Tagen versagten und den beiden Verhafteten in keiner Weise helfen konnten.
3
E IN WÄRTER ÖFFNETE die Zellentür, sah sich um, zeigte auf Paul und Bill und winkte ihnen, ihm zu folgen. Sie erhoben sich und folgten dem Wachmann nach oben. Bill war plötzlich zuversichtlich: Jetzt würde man sie freilassen.
Es war die reinste Wohltat, durch die Fenster das Tageslicht zu sehen. Sie traten durch die Tür und überquerten den Hof zu dem niedrigen Gebäude neben dem Eingangstor. Die frische Luft war himmlisch.
Die Nacht war schrecklich gewesen. Bill hatte auf der dünnen Matratze gelegen und unruhig vor sich hin gedöst. Bei der geringsten Bewegung eines Mithäftlings war er aufgeschreckt und hatte sich im trüben Licht der Glühbirne ängstlich umgesehen. Als ein Wärter mit dem Frühstück – Tee in Gläsern und große Brocken Brot – hereinkam, wußte er, daß die Nacht vorüber war. Hunger hatte er keinen. Er betete einen Rosenkranz.
Jetzt schien es, als seien seine Gebete erhört worden.
In dem flachen Gebäude gab es einen Besuchsraum, der mit einfachen Tischen und Stühlen ausgestattet war. Dort wurden sie von zwei Leuten erwartet. Bill erkannte einen von ihnen: Ali Jordan, der Iraner, der bei Lou Goelz in der Botschaft arbeitete. Er schüttelte ihnen die Hände und stellte seinen Kollegen Bob Sorenson vor.
»Wir haben Ihnen ein paar Sachen mitgebracht«, sagte Jordan. »Einen Rasierapparat mit Batterien, den müssen Sie sich teilen, und Arbeitshosen.«
Bill schaute Paul an. Paul starrte die beiden Botschaftsangehörigen an, als würde er jeden Augenblick explodieren. »Wollen Sie uns nicht hier herausholen?« fragte Paul.
»Ich fürchte, das können wir nicht.«
»Verdammt noch mal, Sie haben uns schließlich hier reingebracht!«
Bill ließ sich auf einen Stuhl sinken, viel zu deprimiert, um sich aufzuregen.
»Es tut uns sehr leid, daß alles so gekommen ist«, sagte Jordan. »Es traf uns völlig überraschend. Die Botschaft wird eine scharfe Protestnote einreichen.«
»Aber was tun Sie, um uns hier rauszuholen?«
»Da müssen Sie sich an die iranische Justiz halten. Ihre Anwälte ...«
»Das darf ja wohl nicht wahr sein«, sagte Paul angeekelt.
»Wir haben darum gebeten, daß Sie in einen besseren Teil des Gefängnisses verlegt werden«, sagte Jordan.
»Wie schön, danke.«
»Hm, brauchen Sie sonst noch
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