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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Einstieg ins Iran-Geschäft gewesen. Damals war er sich mit seinen Marketing-Experten – und vielen anderen amerikanischen Geschäftsleuten – einig gewesen, daß der durch seine Ölförderung reiche, westlich orientierte,stabile Iran ausgezeichnete Möglichkeiten bot. Auf die Unterströmungen hatte er nie geachtet, nie etwas vom Ayatollah Khomeini gehört und nicht im Traum daran gedacht, daß eines Tages ein Präsident naiv genug sein könne, zu versuchen, einem Land im Mittleren Osten amerikanische Verhältnisse und Normen aufzuzwingen.
    Er sah auf seine Uhr. Es war halb eins. Jetzt sollten Bill und Paul eigentlich das Gefängnis verlassen.
    Kissingers Nachricht war durch einen Telefonanruf von David Newsom, dem Stellvertreter von Cy Vance im Außenministerium, bestätigt worden. Und es wurde höchste Zeit für Paul und Bill. Heute waren die Nachrichten aus dem Iran wieder schlecht gewesen. Bakhtiar, der neue Premierminister des Schahs, war von der Nationalen Front abgelehnt worden – von der Partei, die jetzt als gemäßigte Opposition galt. Der Schah hatte einen eventuellen Urlaub angekündigt. William Sullivan, der amerikanische Botschafter, hatte den Familienangehörigen aller im Iran arbeitenden Amerikaner geraten, nach Hause zurückzukehren, und die Botschaften von Kanada und Großbritannien hatten nachgezogen. Aber der Streik legte auch den Flughafen lahm, und Hunderte von Frauen und Kindern saßen dort fest. Trotzdem: Paul und Bill würden rauskommen. Seit seiner Kampagne zugunsten der Kriegsgefangenen besaß Perot gute Freunde im Pentagon, und die beiden würden in einem Jet der US-Luftwaffe ausgeflogen werden.
    Um ein Uhr rief Perot in Teheran an. Es gab keine Neuigkeiten. Nun ja, dachte er, man sagt, daß die Iraner kein Zeitgefühl haben.
    *
    Die Ironie des Ganzen war, daß EDS niemals Schmiergelder gezahlt hatte, weder im Iran noch sonstwo. Perot war so etwas verhaßt. Der EDS-Verhaltenskodex war in einerzwölfseitigen Broschüre niedergelegt, die jedem neuen Mitarbeiter bei seiner Einstellung ausgehändigt wurde. Perot hatte sie selbst verfaßt.
    »Seien Sie sich stets bewußt«, hieß es dort, »daß die Bundesgesetze und die Gesetze fast aller Staaten es verbieten, einem Regierungsbeamten in der Absicht, eine offizielle Entscheidung zu beeinflussen, einen Wertgegenstand zu schenken ... Da das Fehlen einer solchen Absicht schwer nachzuweisen ist, sollten keinem Bundes- oder Staatsbediensteten und keinem Angehörigen einer ausländischen Regierung Geld oder Wertgegenstände geschenkt werden ... Die Feststellung, daß eine Bezahlung oder eine bestimmte Geschäftspraxis nicht ausdrücklich vom Gesetz untersagt werden, darf nicht zu der Annahme führen, daß ... Es ist immer zweckmäßig, gründliche Nachforschungen über die ethischen Grundlagen ... Können Sie mit jemandem vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen anknüpfen, der sich so verhält wie Sie selbst? Die Antwort auf diese Frage muß immer JA lauten.« Die letzte Seite des Büchleins enthielt ein Formular, das der Angestellte unterschreiben mußte. Er bestätigte damit, den Kodex erhalten und gelesen zu haben.
    Als EDS erstmalig im Iran tätig wurde, waren Perots puristische Prinzipien noch durch den Lockheed-Skandal untermauert worden. Daniel J. Haughton, Aufsichtsratsvorsitzender der Lockheed Aircraft Corporation, hatte vor einem Senatsausschuß gestanden, daß seine Firma regelmäßig Dollarsummen in Millionenhöhe als Bestechungsgelder verteilte, um ihre Flugzeuge ins Ausland verkaufen zu können. Seine Aussage war eine höchst peinliche Darbietung, die Perot mit Abscheu erfüllt hatte: Sich auf seinem Stuhl hin und her windend, hatte Haughton dem Komitee berichtet, daß es sich bei den Zahlungen nicht um Bestechungsgelder, sondern um »Verkaufshilfen« gehandelt habe. In der Folge wurde die Zahlung von Schmiergeldern in anderen Ländern mit Hilfe des Foreign CorruptPractices Act nach amerikanischem Recht unter Strafe gestellt.
    Perot hatte Rechtsanwalt Tom Luce zu sich gerufen und ihn persönlich dafür verantwortlich gemacht, darauf zu achten, daß EDS niemals Bestechungsgelder zahlte. Während der Verhandlungen über den Vertrag mit dem iranischen Gesundheitsministerium hatte Luce dann durch die Gründlichkeit und Hartnäckigkeit, mit der er sie über die Rechtmäßigkeit ihrer Handlungen ins Kreuzverhör genommen hatte, einige EDS-Manager empfindlich gekränkt.
    Perot war nicht gierig auf Geschäfte. Er verdiente bereits Millionen.

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