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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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alt, zeigte niemals irgendwelche Gefühlsregungen, seine Stimme war stets leise und gleichmäßig, sein Gesicht im allgemeinen ausdruckslos. Sechs Jahre langwar er in der Armee gewesen und hatte den Krieg in Vietnam als Kommandant einer Haubitzenbatterie miterlebt. Mit nahezu allen Waffen, über die die Armee verfügte, hatte er es zu überdurchschnittlichen Leistungen gebracht. Zwei Jahre lang hatte er für EDS in Teheran gearbeitet, dort zunächst ein Computerprogramm entwikkelt, das die Namen all derer erfaßte, die für die Krankenversicherung in Frage kamen, und später die Daten, die die Grundlage des Systems bildeten, als verantwortlicher Programmierer eingegeben.
    Ralph Boulware war gut zwanzig Zentimeter größer als Poché. Er war einer der beiden Schwarzen auf der Liste, hatte ein pausbäckiges Gesicht mit durchdringenden Augen und redete wie ein Wasserfall. Während seiner neun Jahre als Techniker bei der Luftwaffe hatte er sich mit den komplizierten Bordcomputern und Radarsystemen von Bombern beschäftigt. Er war nur neun Monate in Teheran gewesen, zunächst als Sachbearbeiter für die Dateneingabe und später, nach seiner schnellen Beförderung, als Manager der Datenbank. Coburn kannte ihn gut und mochte ihn sehr. In Teheran hatten sie des öfteren zusammen einen gehoben. Ihre Kinder waren Spielkameraden und ihre Ehefrauen gute Freundinnen. Boulware liebte seine Familie, liebte seine Freunde, liebte seinen Job, liebte das Leben überhaupt. Er genoß sein Leben mehr als irgend jemand sonst, den Coburn kannte – vielleicht mit Ausnahme von Ross Perot. Außerdem war Boulware überaus selbstsicher und nahm nie ein Blatt vor den Mund. Wie viele Schwarze, die es geschafft hatten, war er etwas überempfindlich und pflegte stets von vorneherein klarzustellen, daß er nicht mit sich Schlitten fahren ließ. Während der Aschura-Feiertage, als er mit Coburn und Paul um hohe Einsätze gepokert hatte, war er – im Gegensatz zu allen anderen, die aus Sicherheitsgründen im Haus übernachteten – als einziger heimgegangen. Er kündigte esweder an, noch stellte er es zur Diskussion – er verschwand ganz einfach. Ein paar Tage später entschied er, daß die Wichtigkeit seiner Aufgabe im Iran in keinem Verhältnis zum Sicherheitsrisiko stand – also kehrte er in die Staaten zurück. Er war eben kein Mitläufer: War er der Meinung, daß die Herde die falsche Richtung einschlug, so scherte er aus. Er war der Skeptischste von allen, die sich jetzt im Hilton versammelt hatten, und wenn von irgendeinem ätzende Bemerkungen über das Vorhaben zu erwarten waren, dann am ehesten von Boulware.
    Glenn Jackson sah womöglich noch weniger als alle anderen wie ein Söldner aus. Er war gutmütig, trug eine Brille, hatte keinerlei militärischen Hintergrund, war aber ein begeisterter Jäger und exzellenter Schütze. Teheran kannte er wie seine Westentasche: Er hatte dort nicht nur für EDS, sondern auch für Bell Helicopter gearbeitet. Er war so geradeheraus, aufrichtig und ehrlich, dachte Coburn, daß es ihm schwerfiel, sich vorzustellen, welche Rolle Jackson bei einer so brutalen und hinterhältigen Aktion wie der Erstürmung eines Gefängnisses spielen sollte. Jackson war der einzige Baptist in der Gruppe, und Baptisten waren eher dafür bekannt, Bibeln statt Schläge auszuteilen.
    Ähnliche Bedenken hegte er gegenüber Pat Sculley. Sculley hatte seine fünfjährige Armeelaufbahn als Ranger-Ausbilder im Rang eines Hauptmanns beendet, besaß jedoch keinerlei Kampferfahrung. Die ihm eigene Dynamik machte ihn zu einer der intelligentesten und vielversprechendsten jungen Führungskräfte bei EDS. Er war der gleiche unverbesserliche Optimist wie Coburn, doch während dieser im Krieg hatte Federn lassen müssen, war Sculley noch immer von jugendlicher Naivität geprägt. Wie wird Sculley wohl reagieren, fragte Coburn sich, wenn es hart auf hart geht?
    Von den beiden Männern, die noch fehlten, war der einewahrscheinlich am besten, der andere hingegen am wenigsten für eine Gefängniserstürmung geeignet.
    Jim Schwebach verstand mehr vom Kampf als von Computern. Er war elf Jahre lang Soldat gewesen und hatte in Vietnam in einer Spezialeinheit gedient, die mit Kommandoaktionen betraut war, wie sie auch Bull Simons geleitet hatte, das heißt mit Vorstößen hinter die Linien des Feindes. Er hatte es sogar auf mehr Auszeichnungen gebracht als Coburn. Seiner langjährigen Militärzugehörigkeit wegen bekleidete er bei EDS trotz seiner

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