Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
irgendwie bekannt vor.
    »Jaa.«
    »Hier ist T. J. Marquez von EDS in Dallas.«
    Simons erinnerte sich: EDS, Ross Perot, die Kriegsgefangenenkampagne, das Fest in San Francisco ...
    »Hallo, Tom.«
    »Bull, tut mir leid, daß ich Sie geweckt habe.«
    »Schon in Ordnung. Was kann ich für Sie tun?«
    »Zwei unserer Leute sitzen im Iran im Gefängnis, und es sieht ganz so aus, als ob wir sie auf legale Weise nicht freikriegten. Wären Sie bereit, uns zu helfen?«
    Ob er dazu bereit wäre?
    »Verdammt noch mal, natürlich«, sagte Simons. »Wann soll es losgehen?«

4
    R OSS PEROT FUHR durch das EDS-Tor, bog nach links in die Forest Lane und dann nach rechts auf den Central Expressway. Sein Ziel war das Hilton an der Ecke Central und Mockingbird. Er stand im Begriff, sieben Männer zu bitten, Kopf und Kragen zu riskieren.
    Sculley und Coburn hatten inzwischen eine Liste zusammengestellt. Obenan standen ihre eigenen Namen, darunter je fünf weitere.
    In der Nacht hatten sie die anderen Kandidaten angerufen, die nach ihrer überstürzten Abreise aus Teheran über die gesamten Vereinigten Staaten verteilt bei Freunden und Verwandten wohnten. Keinem wurde mehr mitgeteilt, als daß Perot ihn heute in Dallas zu sehenwünsche. An mitternächtliche Anrufe und kurzfristig anberaumte Sitzungen gewöhnt – das war eben Perots Arbeitsweise –, hatte jeder sein Erscheinen zugesagt.
    In Dallas angekommen, waren sie gar nicht erst zum EDS-Stammsitz, sondern sofort ins Hilton gebracht worden.
    Perot vermutete, daß die meisten inzwischen eingetroffen waren, und fragte sich, was sie wohl sagen würden, wenn er sie bat, nach Tehran zurückzukehren und Paul und Bill aus dem Kittchen herauszuhauen.
    Alles prächtige und zuverlässige Burschen, doch Loyalität zum Arbeitgeber mußte nicht automatisch heißen, daß man bereit war, sein Leben aufs Spiel zu setzen. Der eine oder andere mochte den Versuch einer gewaltsamen Befreiung für idiotisch halten oder an Frau und Kinder denken und um ihretwillen – ganz verständlich – einen Rückzieher machen. Ich habe kein Recht, sie darum zu bitten, dachte Perot. Ich muß aufpassen, daß ich sie nicht unter Druck setze. Keine Überredungskünste heute, Perot, nur Fakten ansprechen. Ich muß ihnen klarmachen, daß sie das Recht haben zu sagen: Nein, danke, Boß, ohne mich.
    *
    Jay Coburn ließ seinen Blick durchs Zimmer schweifen. Außer ihm waren noch vier Personen anwesend: Pat Sculley, Glenn Jackson, Ralph Boulware und Joe Poché. Zwei weitere befanden sich auf dem Weg hierher: Jim Schwebach, der aus Eau Claire in Wisconsin anreiste, und Ron Davis aus Columbus/Ohio.
    Das »Dreckige Dutzend« waren sie nicht gerade: In ihren korrekten Anzügen mit weißen Oberhemden und unauffälligen Krawatten, das Haar kurz geschnitten, die Gesichter frisch rasiert und wohlgenährt, konnten sie ihre Identität nicht verleugnen: Sie waren ganz normaleamerikanische Geschäftsleute. Und so etwas wollte man als Söldnertruppe einsetzen?
    Alle fünf hatten sie in Teheran gearbeitet, und die meisten von ihnen hatten bereits zu Coburns Evakuierungsteam gehört. Alle hatten entweder gedient oder verfügten über spezielle Fähigkeiten. Und jeder einzelne genoß Coburns volles Vertrauen.
    Während Sculley sie in den frühen Morgenstunden angerufen hatte, war Coburn die Personalakten durchgegangen und hatte von jedem Teilnehmer einen Ordner mit Angaben über Alter, Körpergröße, Gewicht, Familienstand und Ortskenntnissen in Teheran angelegt. Nach ihrer Ankunft in Dallas füllte jeder einen Fragebogen über seine militärischen Erfahrungen, den Besuch von Militärakademien, Waffenpraxis und sonstige Spezialkenntnisse aus. Diese Informationen waren für Oberst Simons bestimmt, der, von Red Bay kommend, hier eintreffen würde. Aber bevor Simons zu ihnen stieß, mußte Perot fragen, ob sie bereit waren, an der geplanten Aktion teilzunehmen.
    Für das Gespräch mit Perot hatte Coburn drei nebeneinanderliegende Räume gemietet, von denen nur der mittlere benutzt wurde. Die beiden Zimmer rechts und links davon dienten als Sicherheitsmaßnahme gegen unwillkommene Lauscher.
    Die Situation entbehrte nicht einer gewissen Melodramatik.
    Coburn musterte die anderen und fragte sich, was sie wohl dachten. Man hatte ihnen noch immer nicht mitgeteilt, um was es hier ging, aber sie mochten es schon erraten haben.
    Coburn hätte nicht sagen können, was Joe Poché dachte. Niemand konnte es. Poché, klein, ruhig, zweiunddreißig Jahre

Weitere Kostenlose Bücher