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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Sie mit Ihrem lächerlichen Karate keine Chance.«
    »Wahrscheinlich nicht ...«
    »Das Team kann keinen bösen schwarzen Mann gebrauchen, der bloß verrückt aufs Losprügeln ist.«
    Davis dämmerte allmählich, worum es Simons ging. Ruhig Blut, redete er sich zu. »Ich habe mich nicht freiwillig gemeldet, weil ich ganz verrückt aufs Losprügeln bin, Colonel, ich –«
    »Und warum dann?«
    »Weil ich Paul und Bill und ihre Frauen und Kinder kenne, und weil ich ihnen helfen will.«
    »Dann bis morgen«, nickte Simons. Das Gespräch war zu Ende.
    Davis fragte sich, ob er nun die Prüfung bestanden hatte.
    *
    Am Nachmittag des dritten Januar 1979 trafen sich alle in Perots Wochenendhaus am Ufer des Lake Grapevine.
    Die zwei oder drei anderen Häuser in der Nähe schienen, wie Merv Stauffer richtig vorausgesehen hatte, unbewohnt zu sein. Perots Haus war durch mehrere Hektar dichten Waldes abgeschirmt, und zum See hinunter erstreckte sich eine große Wiese. Es war ein kompaktes, recht kleines Holzhaus – die Garage für Perots Schnellboote war wesentlich größer.
    Die Tür war verschlossen, und niemand hatte daran gedacht, die Schlüssel mitzubringen. Schwebach knackte einen Fensterriegel und ließ die anderen herein.
    Es gab ein Wohnzimmer, zwei Schlafzimmer, eineKüche und ein Bad. Das Mobiliar war einfach und in fröhlichem Weiß-Blau gehalten.
    Die Männer ließen sich mit Landkarten, Schreibblökken, Markierstiften und Zigaretten im Wohnzimmer nieder. Coburn erstattete Bericht. In der Nacht hatte er mit Madjid und ein paar anderen Leuten in Teheran telefoniert. Es war nicht leicht gewesen, detaillierte Informationen über das Gefängnis in Erfahrung zu bringen und dabei immer so zu tun, als sei man daran nur beiläufig interessiert. Aber im großen und ganzen war es ihm geglückt, glaubte er.
    Das Gefängnis war Teil des Justizministeriums, das sich über einen ganzen Häuserblock erstreckte, und der Eingang befand sich auf der Rückseite. Gleich neben dem Eingang lag ein Hof, der nur durch ein vier Meter hohes Eisengitter von der Straße getrennt war. In diesem Hof verbrachten die Häftlinge ihre Freistunde. Ganz offensichtlich war er der schwache Punkt des Gefängnisses.
    Simons stimmte Coburn zu. Sie mußten also nur warten, bis die Gefangenen sich die Beine vertreten durften, über die Abgrenzung klettern, sich Paul und Bill schnappen, sie auf die andere Seite hieven und sich aus dem Staub machen.
    Sie begannen, den Plan auszufeilen.
    Wie würden sie über das Gitter kommen? Sollten sie Leitern nehmen oder sollte einer beim anderen auf die Schultern steigen?
    Sie würden einen Lieferwagen benutzen, beschlossen sie, und von dessen Dach aus über den Zaun steigen. Ein Lieferwagen brachte noch weitere Vorteile mit sich: Niemand konnte in ihn hineinschauen, wenn sie zum Gefängnis fuhren und, was noch wichtiger war, von dort wieder abfuhren.
    Joe Poché, der sich von allen am besten in Teheran auskannte, war als Fahrer vorgesehen.
    Und wie sollten sie mit den Gefängniswärtern fertigwerden? Umbringen wollten sie keinen, ihr Kampf galt weder dem Iraner auf der Straße noch den Wärtern, denn es war nicht deren Schuld, daß Paul und Bill im Gefängnis saßen. Außerdem: Wenn es Tote gab, würde der nachfolgende Aufruhr die Flucht aus dem Iran noch mit zusätzlichen Risiken behaften. Andererseits: Die Wachen würden keinen Moment zögern, auf sie zu schießen.
    Die beste Vorsichtsmaßnahme lag nach Simons’ Meinung in einer Kombination aus Überraschung, Schock und Schnelligkeit.
    Das Überraschungsmoment würde ihnen zugute kommen. Ein paar Sekunden lang würden die Wachen nicht kapieren, was da passierte.
    Danach mußte das Rettungsteam irgend etwas anstellen, was die Wärter Deckung suchen ließ. Am besten wären wohl ein paar Gewehrsalven – mitten auf der Straße abgefeuert, wirkten sie wie ein plötzlich einsetzendes Gewitter. Der Schock würde die Wachen veranlassen, in die Defensive zu gehen, statt die Befreier anzugreifen. Womit wiederum ein paar Sekunden gewonnen wären.
    Waren sie schnell genug, konnten diese Sekunden durchaus reichen.
    Oder auch nicht.
    Während der Plan langsam Gestalt annahm, vernebelte Tabaksqualm das Zimmer zusehends. Simons saß einfach da, steckte sich ein Zigarillo am anderen an, hörte zu, fragte nach, lenkte die Diskussion. Eine ganz schön demokratische Armee ist das hier, dachte Coburn. In dem Maße, in dem sich seine Freunde in den Plan vertieften, vergaßen sie Frauen

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