Auf Den Schwingen Des Boesen
auf, aber bei Hausfrauen …«, sagte Lauren grinsend, während wir die Tüten auf die Küchenanrichte hievten und die Lebensmittel einräumten.
»Ich muss meine Aggressionen abreagieren«, sagte Will. »Machst du mit, Nathaniel?«
Nathaniel runzelte die Stirn. »Du willst dich mit mir prügeln? Klar mach ich mit!«
Lauren und ich saßen in eine Decke gehüllt auf der Veranda und schauten zu, wie die Jungs im Garten trainierten. Der matschige Schnee sorgte für erschwerte Bedingungen und machte sie langsamer. Will lachte, als Nathaniel ausrutschte und im nassen, schlammigen Schneematsch landete. »Tolle Technik«, lautete sein trockener Kommentar.
Mühsam rappelte sich Nathaniel wieder hoch und kam wieder auf die Füße. Grinsend stieß er Will gegen die Schulter. »Das zählt nicht. Ich bin ausgerutscht.«
»Komm schon, Mann. Das war jämmerlich«, schnaubte Will verächtlich.
»Hey«, sagte Nathaniel und hielt drohend den Zeigefinger hoch. »Ich bin eine Leseratte und kein Kämpfer.«
»Seid nett zueinander, Jungs«, rief Lauren. »Ich zähl wohl besser die Punkte, damit keiner schummelt.« Sie zog unsere Decke ein wenig höher, als ein kalter Windstoß über die Veranda fegte. Wir lächelten uns an, und ich schüttelte den Kopf.
Angeberisch wirbelte Nathaniel sein Schwert durch die Luft und ging auf Will zu. Dann bewegte er sich so schnell, dass meine Augen ihm nicht folgen konnten, und verschwand für einen Augenblick, doch Will fuhr herum und ließ sein Schwert auf Nathaniels Klinge niedersausen, als dieser wieder auftauchte. Wills Schwert war erheblich größer als Nathaniels, der mit der schmalen, glänzenden Klinge jedoch äußerst flink und geschickt umzugehen wusste. Er war tatsächlich eher ein Bücherwurm als ein Kämpfer, was einen Teil seines Charmes ausmachte, doch das bedeutete nicht, dass er einem Gegner nicht gehörig einheizen konnte. Zunächst gelang es ihm, Wills Schläge zu parieren, zumindest so lange, bis Will keine Lust mehr hatte, es ihm leichtzumachen.
Wills Kampfstil war hypnotisierend. Seine unerbittlichen Attacken wirkten überaus elegant und kalkuliert. Seine Ausweichmanöver waren so anmutig und mühelos, dass sie fast wie ein Tanz wirkten, der ihm im Blut lag.
Fasziniert schaute ich auf das wilde Gewirbel aus Schneefetzen, silbernen Klingen und federleichten Schritten. Nathaniel gelang es, Wills Schwerthieb zu parieren, nur um dessen Ellbogen gegen die Nase gerammt zu bekommen. Blitzartig schwang er sein Schwert wieder hoch, sodass es zum klirrenden Zusammenprall beider Waffen kam, worauf Will sich einen gezielten Tritt gegen die Brust einhandelte, der ihn zurücktaumeln ließ.
»Damit steht es zwei zu zwei«, erklärte Lauren. »Beide Gegner haben durch erfolgreiche Angriffs- und Abwehrmanöver gepunktet.«
»Wie kann einer der beiden gewinnen?«, fragte ich.
»Es gibt keinen Sieger«, sagte sie. »Sie sammeln nur Punkte. Ich habe ihre Punktzahlen schon vor Ewigkeiten vergessen, aber die Zahlen sind lächerlich. Nathaniel kann sich ganz gut gegen Will behaupten, aber es ist ganz klar, wer der bessere Kämpfer ist.«
»Nathaniel ist wirklich nicht schlecht, aber ich habe ihn fast nie kämpfen sehen.«
Sie zuckte die Achseln. »Er nutzt dem Krieg lieber auf andere Weise. Will dagegen kriegt nicht genug vom Kämpfen. Es erschöpft ihn körperlich und seelisch, aber es ist wie eine Droge für ihn. Er kann einfach nicht ohne.«
»Es ist sein Leben«, sagte ich bedrückt.
Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass Lauren mich musterte. »Es ist auch deines«, sagte sie. »Aber ich weiß nicht, was Will tun würde, wenn er auch nur fünf Minuten lang keine Mission hätte. Er würde durchdrehen.«
Während ich ihm zuschaute, wie er sein Schwert durch die Luft wirbelte, stellte ich mir vor, er würde ein ruhigeres Dasein führen, in dem er nicht ständig sein Leben in Gefahr brachte, um mich zu retten.
»Denk nicht mal drüber nach«, warnte Lauren mich streng. »Ich kenne diesen Blick. Er war damit einverstanden. Es ist das, was er wollte. Ich kann dir gar nicht sagen, wie er sich verändert hat, seit du in sein Leben zurückgekehrt bist.«
Ich schaute über den Rasen zu Will hinüber. Unsere Blicke trafen sich, und ich wusste, dass er mein Gespräch mit Lauren hören konnte. Aber er verpasste keinen einzigen Schlag und ließ Nathaniel nie die Oberhand gewinnen.
»Auch du hast dich für das hier entschieden«, sagte Lauren. »Das darfst du auch nicht vergessen.«
Sie hatte
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