Auf Den Schwingen Des Boesen
herumpfuschen wollten. Er sollte in einem Krieg gegen andere Menschen auf ihrer Seite kämpfen. Sie nennen diesen Krieg den Zweiten Weltkrieg. Zum Glück war der Zauber nur von kurzer Dauer, und Belial wurde zurück in die Hölle geschickt, bevor er allzu viel Schaden anrichten konnte. Er hat drei meiner Freunde getötet und meinen Körper aufgerissen, von hier« – er deutete auf die rechte Seite seines Brustkastens und zog eine Linie bis zur Wange hinauf – »bis hier. Sein Dämonenfeuer hat mich verunstaltet, aber ich habe überlebt.«
Fassungslos hörte ich ihm zu und mochte mir gar nicht vorstellen, was er durchgemacht hatte.
»Aber es ist schon okay«, sagte er grinsend. »Mit der Narbe sehe ich aus wie ein harter Typ. Kate findet’s toll.«
»Wenn du meinst«, sagte ich lachend.
Plötzlich schlug seine Stimmung um, und er wurde ganz ernst. »Du musst Will glauben, wenn er dich warnt, gegen Sammael und Lilith anzutreten, bevor er weiß, dass du sie besiegen kannst. Belial war die Verkörperung des Bösen, Ellie. Ich würde jetzt nicht vor dir stehen, wenn der Zauber dieses Monster nicht zurück in die Hölle gesaugt hätte. Hab Geduld. Werde so stark wie möglich, bereite dich so gut vor, wie du kannst. Michael und die anderen Engel kümmern sich nicht um das, was hier unten vorgeht, solange der Himmel nicht in Gefahr gerät. Wenn deine Seele vernichtet wird, liegt das Schicksal der Erde in den Händen des Teufels.«
»Glaubst du, ich kann sie besiegen?«
Der Blick seiner saphirblauen Augen schien mich förmlich zu durchbohren. »Du?«, fragte er. »Nein. Azrael? Vielleicht. Gabriel? Auf jeden Fall.«
Ich nickte. Ich wusste, was wir zu tun hatten: Wir mussten Azrael herbeirufen. Wenn er es nicht schaffte, musste ich ein Erzengel werden und durfte mir keine Sorgen mehr machen, was dann aus mir werden würde.
Wills Nähe durchströmte mich, und als ich in seine Richtung schaute, sah ich, dass er auf uns zugeschlendert kam. »Kann ich sie jetzt zurückbekommen?«, fragte er lächelnd.
Marcus klopfte Will auf die Schulter. »Mach mit ihr, was du willst«, sagte er, bevor er sich grinsend von dannen machte.
Beschämt spürte ich, wie mir das Blut in die Wangen schoss.
Will beugte sich zu mir herunter. »Achte nicht auf ihn. Geht’s dir gut?«
Ich schmiegte mich an seinen Körper und genoss das Gefühl von Sicherheit, das ich in seiner Gegenwart immer spürte. »Ja. Und was ist mit dir?«
Seine Hände schlossen sich um meine Oberarme. »Wenn’s dir gut geht, geht’s mir auch gut.« Er ließ seine Hände zu meiner Taille wandern.
Ich schlang die Arme um seinen Hals und legte den Kopf in den Nacken. Sein Gesicht war meinem ganz nah. »Tanz mit mir.«
»Ich kann zu dieser Art von Musik nicht tanzen. Das ist eigentlich keine Musik.«
»Du machst ständig Jagd auf große, böse, dämonische Reaper und hast Angst davor, mit mir zu tanzen? Das ist wirklich traurig.«
»Tut mir leid«, sagte er.
»Ich könnte dir einfach befehlen, mit mir zu tanzen.«
Seufzend schmiegte er das Gesicht in meine Schulterbeuge. »Bitte zwing mich nicht.«
Ein wohliger Schauer durchfuhr mich. »Wenn du nicht so verdammt süß wärst, würde ich dich auf die Tanzfläche zerren.«
Er küsste meine Schulter. »Wie gnädig von dir.«
Ich sah ihm in die Augen. »Wie fühlst du dich heute Abend? Wir können gehen, wenn du nach Hause willst.«
Er schüttelte den Kopf und lächelte mich an. »Es ist deine Party. Wir bleiben noch.«
Ich war glücklich, dass er bereit war, ein bisschen Zeit in meiner menschlichen Welt zu verbringen. Seit Ewigkeiten war ich nicht mehr bei meinen Freunden gewesen. Ich brauchte das hier, und ich war ihm dankbar, dass er mich begleitete. Ich hatte keine Lust, ohne ihn irgendwohin zu gehen. Als ich seine Lippen berührte, wurde sein Blick weicher. »Du bist so lieb zu mir«, sagte ich.
»Du bist alles für mich.« Er küsste meine Fingerspitzen. »Lass uns zurück auf deine Party gehen.«
Er nahm meine Hand, und wir gingen zurück zu meinen Freunden. Selbst das drohende Ende der Welt konnte uns unser Glück und diesen einzigartigen friedlichen Augenblick nicht nehmen.
DREISSIG
S eit die ganze Schule über mich redete, wünschte ich mir nichts sehnlicher, als das Schulgelände während der Mittagspause verlassen zu dürfen. Das war die schlimmste Zeit des Tages. Mittlerweile war es Mai, aber die Wogen hatten sich noch immer nicht geglättet. Auf den Fluren, wenn meine Mitschüler zur nächsten
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