Auf den Wogen des Glücks
es Omar war, für den sie tanzte. Wenn es um Frauen ging, zählten andere Umstände nicht mehr. Eine derartig starke Blutrünstigkeit hatte Nicholas durchflutet, dass er über sich selbst erstaunt war. Nie hatte er vermutet, zu einer solch eifersüchtigen Tat fähig zu sein.
»Wollten Sie ihn umbringen?« Blitze schössen aus ihren Augen und zwangen ihn, seine Selbstbeherrschung zu wahren.
»Ja!«, zischte Nicholas und starrte dabei auf den Gürtel und ihren freihegenden Bauchnabel. Er war erstaunt, wie schmal ihre Taille war.
»Nur, weil Sie ihm vor Urzeiten mal das Leben gerettet haben, denken Sie jetzt wohl auch, Sie können einfach so nach Gutdünken darüber verfügen? Fahren Sie zur Hölle, Hawksmoor ...«
»Nein, verdammt noch mal...« Die Kette zwischen ihren Beinen saß eng und gefährlich weit oben an ihrer empfindlichsten Stelle. Schon einmal hatte Nicholas solch einen Keuschheitsgürtel gesehen, bei einer elfjährigen Jungfrau, die dazu bestimmt war, die Braut des Scheichs von Algier zu werden. »Um Gottes willen«, stieß er aus. Er wurde von nur einem einzigen Gedanken gesteuert. Kraftvoll packte er Dominique beim Arm und zog sie unsanft zu sich heran. Die Seide schien Feuer zu fangen, als sie zwischen ihren beiden Körpern zerknittert wurde. »Der Schlüssel«, keuchte Nicholas. »Wo ist er?«
Dominique blinzelte ihn verwirrt an und öffnete leicht ihre Lippen. Nicholas roch die Sangria in ihrem Atem und verstärkte seinen Druck auf ihrem Arm.
»Welcher Schlüssel?« Sie schnappte nach Luft.
»Dieser ...« Sein Säbel rasselte mit mehr Wucht zu Boden als ihm lieb war, und er legte seine Hand auf ihren Venushügel, bevor er sie tief zwischen ihre Schenkel gleiten ließ. Hätte er auch nur einen Moment über die möglichen Konsequenzen seines Tuns nachgedacht, hätte er es nicht getan. Das Schloss war heiß und feucht. Dominique hielt den Atem an, und fast hatte es den Anschein, als schmiege sie sich noch zusätzlich in seine Hand.
»Omar wird ihn nicht herausgeben«, ließ sie ihn wissen. Ihre Stimme war heiser und von Leidenschaft erfüllt. Sie war nicht sie selbst in dieser Nacht. Omar hatte sie zu einem anderen Menschen gemacht.
Nicholas ließ von ihr ab und wandte sich Omar zu. Der Riese saß mit weit auseinander gespreizten Beinen auf der Kante des Sofas, sein Kopf hing zwischen seinen erschlafften Schultern. Mit der Hand bedeckte er die blutgetränkte Stelle seines Hemdes in Höhe der Wunde an der Schulter. Jetzt hob Omar seinen Kopf und starrte zu Nicholas hinüber. Sein Blick war leer. Mit einem Mal empfand Nicholas nichts als tiefe Reue, die ihn aufzufressen drohte und deren bitteren Geschmack er gerne ausgespuckt hätte.
Sie waren einst wie Brüder, wie Kameraden gewesen.
Nicholas knirschte mit den Zähnen. »Ich ...« Er schluckte und rang nach Worten, die seinem soeben an den Tag gelegten Fehlverhalten gerecht wurden. »Ich war wie besessen.«
»Ja«, röchelte Omar leise. »Sie ist ein Juwel im Vergleich zu all den anderen.«
»Ich dachte ...« Nicholas fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und warf Dominique einen kurzen Seitenblick zu. Sie starrte auf den Boden. Jedes Mal, wenn er sie anblickte, reagierte sein Körper aufs Heftigste. »Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe, aber als ich sie tanzen sah ...«
Er blickte nun wieder zu Omar, und die Erkenntnis traf ihn wie einen Eimer voll Eiswasser mitten ins Gesicht. »Ich wollte dich umbringen.«
»Du warst immer ein guter Schütze, mein Freund. Wenn du mich hättest umbringen wollen, wäre es dir auch gelungen.«
»Du warst mir gegenüber immer nachsichtiger, als ich es verdiene.«
»Du hast schon immer deine Verpflichtungen unterschätzt, Alcalde.« Plötzlich flog die Tür auf und Ibrahim kam mit mordlüsternem Blick in den Augen und einer großen Beule auf der Stirn - das Ergebnis seines Sturzes in Rainas Hütte - in den Raum geschossen.
»Du kommst zu spät, Ibrahim«, ließ Omar ihn wissen. »Weshalb bist du hier? Wegen deiner idiotischen Rache? Du bist von einem gefesselten Mann ausgetrickst worden. Wenn alles von dir abhängig gewesen wäre, wären Raina und ich bereits mausetot. Geh und danke Allah dafür, dass dieser Mann ein friedliebender Mensch ist. Keine Angst, er wird dich nicht herausfordern. Der Alcalde muss sich nicht noch ein weiteres Mal beweisen.« Omar hob eine Augenbraue. »Es sei denn, du möchtest dich heute Nacht ein zweites Mal als Narr vorführen lassen.«
Ibrahim zeigte kaum
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