Auf den Wogen des Glücks
zwang ihren Blick in seine Augen. Aus deren pechschwarzen Tiefen sprach die pure Weisheit zu ihr.
»Du wirst für seine Liebe tanzen«, erklärte er ihr. »Und schon bald - wenn ihr am Ziel eurer Reise angekommen seid - wirst du für dein Leben und für das seine tanzen.«
Dominiques Hoffnung keimte wieder auf. »Sie werden uns also die Freiheit schenken?«
»Du bist keine Gefangene! So dumm bin ich nicht, als dass ich einen Mann festhalte, der sich so sehr dagegen sträubt, eingeschlossen zu sein. Ich werde ihm seinen Madeira und ein paar Lebensmittel abnehmen, und vielleicht auch sein Schiff - wenn möglich. Und im Gegenzug wird Hawksmoor dich mir wegneh men. Soll er sich ruhig als Held feiern lassen, solange er meinen Männern nichts antut. Der Alcalde weiß genau, dass ich ihn nicht ins Jenseits befördere.« Omars Blick drang tief in sie ein. »Keine Angst, er wird sich nicht für Raina entscheiden. Du bist diejenige, die er mit sich nehmen möchte. Wenn du nicht wärst, würde er noch in dieser Nacht mit meinem Schiff flüchten.«
Dominiques Herz machte einen schmerzhaften Sprung. »Aber er ist doch jetzt in diesem Moment bei ihr, warum sollte er dann fliehen wollen?«
»Er hat sie bereits verlassen. Er weiß, dass sie eine lockere Zunge hat und sich gegen ihn nicht durchsetzen kann. Raina hat ihm bereits alles erzählt, was er wissen wollte. Anders als du ...« Seine Hand legte sich zärtlich auf ihre Wange. »Du verlangst nichts von mir. Und genau deshalb würde ich dir alles geben, wonach du verlangst.«
»Selbst das Katzenauge?«
Omars Augen wurden schmal. »Ist es das, wonach dein Alcalde sucht?« Seine Stimme kochte vor Ungläubigkeit.
»Ja! Können Sie mir etwas darüber erzählen?«
»Jeder Muslim in Algerien und Tunesien kennt das Katzenauge und weiß von seinen magischen Kräften. Viele machten sich schon auf die Suche nach ihm, aber niemand hat es bis jetzt gefunden. Vielleicht ist das der Grund, warum mein Freund danach sucht.«
»Also haben Sie den Diamanten nicht?«
»Im Vergleich zum Katzenauge sind Diamanten nahezu wertlos. Nein, ich habe es nicht, aber wer würde es wirklich erkennen, wenn er eines Tages wirklich darauf stieße?«
Dominique hatte eine Eingebung. »Ist es denn kein Edelstein?«
Ein dunkler Schatten huschte über Omars Gesicht, doch der weiche Klang seiner Stimme glich dem Schnurren einer Katze.
»Ich glaube, mein Freund denkt, er sucht nach einem Edelstein. Aber er hatte ja schon immer ein Faible für wertvolle Dinge ... Dinge, mit denen er der Welt seinen eigenen Wert beweisen kann, einer Welt, die ihn und seine Herkunft niemals akzeptieren wird. Er hasst die Reichen und Mächtigen, erleichtert sie beim Pferderennen und beim Kartenspiel um ihr Geld, schläft mit ihren Ehefrauen, verführte ihre Geliebten und schändet ihre Töchter. Und das alles, obwohl er wie ein Kind um Vergebung bettelt, das nie erhört wird. Er buhlt ständig um ihre Gunst und Anerkennung. Aber das Katzenauge, nein, da sollte er tunlichst die Finger von lassen. Für einen Mann wie ihn ist es wertlos, und die Suche danach viel zu gefährlich. Vielleicht sollte ich mit ihm reden und ...«
»Nein, sprechen Sie nicht mit ihm, ich übernehme das.«
»Du führst doch etwas im Schilde, meine kleine Schöne.« Getrieben von zärtlicher Verehrung legte er seine weiche Wange an die ihre und zog sie noch ein Stückchen näher zu sich heran. »Ich werde tun, um was du mich bittest, und du wirst tun, um was ich dich bitte. Lass mich zuschauen, wie du tanzt. Mehr werde ich nicht von dir fordern.«
Seine Beweggründe waren und blieben Dominique ein Rätsel, genau wie die Geschichten um das Katzenauge und um Hawksmoors Lebensauffassung. Aber Omars Worte hatten sich wie ein Mantra in ihr Gedächtnis gebrannt.
Eines Tages wirst du für sein Leben ta nzen ...
Omars Lippen glitten über ihre nackte Schulter, bevor er seinen Kopf für eine Sekunde dort ablegte. Er machte den Anschein, als würde er einen inneren Krieg führen, der zu undurchsichtig war, als dass Dominique ihn verstehen konnte. Schließlich trat sie einen Schritt zurück, und das Gefühl, in einem kristallklaren Ozean ausgesetzt worden zu sein, überkam sie wie eine Woge des Glücks. Sie war frei. Sie war keines Mannes Gefangene ... und Hawksmoor? Konnte sie wirklich glauben, dass er nicht mehr von Raina wollte als nur Informationen?
Warum war sie sich so sicher, dass Omar sie alle aus Gründen, die nur er allein verstand, gegeneinander
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