Auf den Wogen des Glücks
dieser den Käpt'n in seinem Harem erwischte, war er so beeindruckt von seinem Mut und seiner Entschlossenheit, dass er ihm nicht nur das Mädchen freiwillig zurückgab und ihm ein Stück Land in der arabischen Wüste schenkte, sondern ihn auch noch zum Scheich machte.«
»Wie praktisch für den Herrn Kapitän«, murmelte Dominique und versuchte mit aller Macht, ihre aufkeimende Bewunderung für Nicholas zu ersticken. Wenn sie ihn sich so anschaute, wie er auf sie zulief, glich er einem ... einem ...
Dominique schürzte ihre Lippen. Wegen seiner sonnengebräunten Haut, seinem dichten Bart und seinen leuchtenden
Augen, die dem Funkeln einer Messerklinge glichen, sah er durch und durch aus wie ein wilder Araber.
»Lass uns gehen«, brummte er im Vorbeigehen, ohne sie eines Blickes zu würdigen und setzte seinen Weg in Richtung Landungsbrücke fort.
Dominique blinzelte sich den Schweiß aus den Augen und eilte ihm zähneknirschend nach.
20
Bey Hamoudas Palast befand sich auf einem dem Meer zugewandten Vorsprung in den Hügeln der Mogod-Berge. Wenngleich die goldenen Türme des Palastes von Tunis aus zu sehen waren, kamen sie nicht umhin, Kamele und einen Führer zu mieten, der sie auf einer mehrstündigen Reise durch das fruchtbare Medjerda-Tal in die Berge geleitete. Dominique, die hinter Nicholas ritt, saß den ganzen Weg über mit steifem Rücken und verkniffenem Mund auf ihrem Kamel und sprach kein Wort. Erst als sie an den eisernen Toren der mit Ziegelmauern umgebenen Enklave ankamen, legte sich ihre Verdrossenheit. Sie glitt vom Kamel, klopfte den Staub von ihrer Kleidung und schnitt dem Tier eine Grimasse. Danach schoss sie an Nicholas vorbei, als wäre er Luft und lief zum Tor. Dicht hinter dem Gatter standen zwei Wächter mit nacktem Oberkörper, die stark wie Bullen zu sein schienen. Ihre Brutalität war ihnen ins Gesicht geschrieben. Sie trugen Säbel, die an die zehn Zentimeter breit waren.
Nicholas legte seine Hand auf Dominiques Schulter und hielt sie zurück. »Is-mee Sheikh Al-Haj Abdullah«, stellte Nicholas sich den Wächtern in fließendem Arabisch vor und zwängte sich an Dominique vorbei. Aus den Augenwinkeln heraus nahm er den Blick wahr, den sie ihm zuwarf. Dass sie errötete, war nicht im Geringsten auf die sengende Hitze zurückzuführen. »Ich bin in Frieden gekommen, um den Bey zu sprechen. Nur ich und mein ...«, er machte eine winzige Pause, »... nichtiger Diener.« Wenn Dominique wirklich so gut arabisch sprach und verstand, wie sie vorgegeben hatte, dann gelang es ihr zur Abwechslung einmal sehr gut, sich zu beherrschen. Nicholas kannte sie mittlerweile zu gut, als dass sie es auf sich sitzen lassen würde, sein Lakai genannt zu werden, selbst unter diesen Umständen.
Die Wächter stellten ein größeres Problem dar, als Nicholas angenommen hatte, weshalb er es mit tieferer Stimme probierte. Er erklärte, wen sie vor sich hatten, wodurch sie sich aber in keinster Weise beeindrucken ließen. Also bat Nicholas um eine Audienz bei Premierminister Hassan. Auch das führte zu keiner Reaktion der Wächter. Nicholas betrachtete nachdenklich die unglaublichen Muskeln ihrer nackten Oberkörper und Arme, als Dominique ihm einen kleinen Gegenstand in die Hand gleiten ließ. Er brauchte einige Sekunden, um zu verstehen, worum es sich dabei handeln könnte, als sich seine Finger um die Figur legten. Sie war warm, ganz so, als habe Dominique sie bereits seit geraumer Zeit festgehalten.
Er streckte seine Hand aus und öffnete sie. In seinem Handteller lag die kleine Katze aus Rubinen. Die Wächter starrten erst die Katze, dann Nicholas an, bevor sie sich daranmachten, das Tor zu öffnen.
»Yal-la\«, sagte einer von ihnen ungeduldig, als Nicholas einen Moment zögerte, wie er es sonst tat, um Dominique den Vortritt zu lassen. Sie aber stand wie angewurzelt hinter ihm und warf ihm einen fragenden Blick zu, wodurch er einen Augenblick mehr Zeit gewann. Welcher Narr würde glauben, dass unter der Soutane ein Mann steckte, wenn sie ihn so anschaute? Der Wächter murmelte etwas, ließ sie aber dann doch ein. Schweren Schrittes geleitete der andere sie die aus Schotter bestehende Auffahrt hinauf.
Am Ende der Auffahrt angekommen, hörte Nicholas, wie es
Dominique den Atem verschlug. In fünfzig Metern Entfernung thronte der marmorne Palast im hellsten Sonnenlicht. Es war ein verspielter pompöser Rundbau, der einem Berberherrscher gerecht wurde. Nicholas verspürte mit einem Mal den heftigen
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