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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
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Jahre später an, mein Leben zu retten und meinen Sohn für mich in England zu verstecken, wenn der Zeitpunkt kommen sollte, an dem ich ihn wegen Ramzi nicht mehr im eigenen Land in Sicherheit wähnte. Er setzte viel aufs Spiel, privat wie auch politisch, um mir zu helfen. Ich weiß, was die Engländer über uns Araber denken, sie würden denjenigen unter ihnen verstoßen, der sich gegen sie stellt und einem gesetzlosen arabischen Herrscher zu Hilfe kommt. Aber zwischen Thirlestane und mir gab es nie unüberbrückbare Abgründe. Wir sind beide friedliebende Männer und seit eh und je gute Freunde.«
    Nicholas fühlte sich, als ob sich ein schweres Gewicht auf seine Lungen legte. »Was habt Ihr soeben gesagt?«
    »Dass bei friedlichen Menschen weder religiöse noch ethnische Unterschiede eine Rolle spielen.«
    »Ihr spracht von Thirlestane.«
    »Ja, Edmund Thirlestane, dem Grafen von Winterthur.«
    Nicholas musste den bitteren Geschmack, der ihm die Kehle zuschnürte, herunterschlucken und schloss kurz die Augen. »Jesus Christus. Unter allen Männern Englands muss ausgerechnet er sich zu einem selbst aufopfernden Menschenfreund entwickeln. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet er mein Auftraggeber ist. Ich kann nicht glauben, dass ich all dies nur für ihn mache!«
    »Sie kennen ihn?«
    »Anscheinend nicht so gut, wie ich dachte.« Nicholas hatte noch immer einen bitteren Geschmack im Mund. »Welch eine verdammte Fügung des Schicksals.«
    »Wie bitte?«
    Nicholas lachte kurz und verbittert auf. »Ich habe so meine Zweifel, dass der ehrenwerte, stolze und ach so noble Graf von Winterthur weiß, in wessen Hände diese Mission gelegt wurde. Denn wenn er es wüsste, würde ihm schnell klar, dass seine wundervolle Karriere und sein Titel in Gefahr sind. Ich könnte ja auf den Gedanken kommen, auf jene Stimmen in mir zu hören, die lauthals nach Rache schreien. Dann nämlich würde ich das Parlament über seine Schattengeschäfte in Kenntnis setzen.«
    »Weshalb sollten Sie sich an ihm rächen wollen?«
    Nicholas' Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln. »Es würde mir größte Freude bereiten, diesen Mann in den Ruin zu treiben, und selbst dann wären meine Rachegelüste längst noch nicht befriedigt.«
    »Sie sind genauso stolz wie er. Aber vielleicht sehen Sie ihn ja nur mit falschen Augen.«
    »Ich verstehe Eure Haltung, Bey Hamouda, und ich beabsichtige nicht, Euch mit meiner zu belästigen. Es soll an dieser Stelle genügen, zu Protokoll zu geben, dass wenn ich Erfolg haben sollte, ich es für Euch, Euren Sohn und Euer Volk getan habe. Für das, was mich in nächster Zeit erwartet, werde ich meine Rachegelüste gegen Edmund Thirlestane zurückstellen.«
    »Das geht doch niemals.«
    »Ich werde es zumindest versuchen«, murmelte Nicholas. »Alles andere werde ich dann vor Ort in London regeln.«
    Kurz darauf verließ Nicholas das Gemach des Bey und lief durch verschiedene Gänge zu seinem Zimmer zurück. Je näher er kam, desto größer und selbstsicherer wurden seine Schritte. Er verbannte Thirlestane aus seinen Gedanken, ignorierte auch den starken Hass, den er tief in seiner Seele für ihn empfand und der sich wie in einem Hexenkessel zusammenbraute. Stattdessen kreisten seine Gedanken um das Ausmaß der Verantwortung, die der Bey ihm auferlegen wollte. Bilder schössen ihm durch den Kopf. Bilder vom Hafen, in dem nicht ein Warenschiff lag, das die so dringend benötigten Lebensmittel brachte und Bilder von der Stadt, in deren Straßen hungernde Frauen und Kinder mit ausdruckslosen Gesichtern saßen, die mit Fliegen übersät waren. Er sah Bilder von abgemagerten Tieren vor sich, die auf der Suche nach Nahrung die Straßen durchkämmten. Was würde aus den Menschen werden, wenn Ramzis blutrünstiges Regime die Macht an sich riss? Welcher Verräter hatte Ramzi wissen lassen, dass das Katzenauge auf der East Indiaman war, um nach London zu gelangen? Nicholas kam immer mehr zu der Überzeugung, innerhalb der Palastmauern suchen zu müssen.
    Als er vor der Tür zu seinem Zimmer stand, hielt er kurz die Luft an und atmete behutsam aus. Er legte seine Hand flach gegen die Tür und spürte, wie ihn eine angenehme Wärme durchflutete. Es war eine beruhigende Wärme, die ihn an das Gefühl erinnerte, das er immer gehabt hatte, nachdem er in seinem Arbeitszimmer Stunde um Stunde vor dem Kamin mit dem Schnitzen seines Modellbootes verbracht hatte, einen guten Brandy in der Nähe. Das waren die einzigen Stunden, in

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