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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
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wahrnehmbaren Blick in eine der hinteren Ecke des Zeltes. »Ich bevorzuge Opium«, ließ er sie wissen und griff nach etwas hinter seinem Stuhl.
    »Dann kommen Sie«, lud Dominique ihn ein, drehte sich um und ging mit langsamen Schritten auf einen kleinen Tisch zu, der in der hinteren Ecke des Zeltes stand. Sie starrte auf die verschiedenen Kristallkaraffen und merkte, dass ihre Knie nachzugeben drohten. Wie in aller Welt war sie nur auf Wein gekommen?
    Kristall traf auf Kristall, als sie den dunkelvioletten Rebensaft in zwei Gläser schenkte. Sie schluckte gegen ihre trockene Kehle an und wandte sich wieder zu Ramzi um. Fast hätte sie die Gläser fallen lassen. Dort, an einer der Zeltwände, befand sich im Schatten ein niedriges Sofa, hinter dem ein kleiner Holzkäfig stand. Ein kleiner Junge mit spindeldürren Beinchen, der durch eine dicke Eisenkette um den Knöchel an den Käfig gefesselt war, kauerte darin. Der Sohn des Bey!
    Seine großen braunen, traurigen Augen trafen die ihren. Ihr Herz zog sich vor Wut zusammen, und sie musste sich fest auf die Zunge beißen, um nicht laut aufzuschreien oder die Hände nach ihm auszustrecken.
    Sie zwang sich, an dem Kind vorbeizugehen, ohne sich etwas anmerken zu lassen, denn sie wusste, dass Ramzi sie von seinem Thron aus beobachtete. In seiner Hand hielt er einen ovalen Glasflakon mit einer kugelförmigen Ausbuchtung und einem Schlauch. Unter den Flakon hielt Ramzi eine Flamme und Sekunden später begann die Flüssigkeit im Inneren zu blubbern. Rauch sammelte sich in der oberen Kugel. Ramzi presste seine Lippen an ein Mundstück am Ende des Schlauches und atmete tief ein. Er verdrehte die Augen nach hinten, hielt den Atem unnatürlich lang an, bevor er einen übel riechenden Schwall Rauch aus seiner Nase entweichen ließ. Im Licht des Rauches glitzerten seine tief liegenden Augen. Als er den Schlauch ein zweites Mal an seine Lippen führte und die Glaskugel nah an sich drückte, wurde Dominique bewusst, dass diese Droge Ramzi gefangen hielt wie er sie. In Zeiten des Krieges nutzt man die Schwächen des Feindes zu seinem eigenen Vorteil. Hatte Hawksmoor es nicht so formuliert?
    Plötzlich näherte Ramzis Hand sich und packte sie so hart am Handgelenk, dass sie beide Gläser fallen ließ. Der Rotwein er-goss sich wie Blut über ihre Brüste, ihr Leibchen und Ramzis Oberkörper. Mit einem unmenschlichen Laut vergrub er sein Gesicht zwischen ihren Brüsten und leckte und schlürfte ihr wie ein Verdurstender den vergossenen Rotwein von der feuchten Haut. Dominique wurde von Ekel und Verwirrung gepackt und musste gegen den Drang ankämpfen, sich von ihm loszureißen. An Flucht war überhaupt nicht zu denken. Er hatte sie fest im Griff, ihre Arme waren in einem Schraubstock aus Stahl gefangen. Er würde sie töten, wenn sie ihm Widerstand leistete. Es kostete ihn und seinen Dolch nur Sekunden, ein Leben auszuhauchen. Wie in Gottes Namen war sie nur auf den Gedanken gekommen, er würde ihr kleines Spiel mitspielen?
    »Und nun, mein Kätzchen«, lallte er undeutlich - seine Mundwinkel hingen schlaff herunter - und schaute sie aus glasigen Augen an. »Jetzt wirst du mir deine Ergebenheit beweisen.«
    Dominique erstarrte und stieß ein stilles Stoßgebet aus. Sie rechnete fest damit, er würde ihr jeden Moment das Leibchen vom Körper reißen und sie zu Boden werfen. Panisch hielt sie nach seinem Dolch Ausschau und entdeckte ihn auf dem Boden neben dem Stuhl. Kam sie an ihn heran?
    Seltsamerweise aber gingen seine Gedanken in eine völlig andere Richtung, denn er führte ihr den Schlauch an ihre Lippen.
    »Nimm einen Zug!«
    Es war keine Einladung, sondern ein Befehl. Er packte sie am Schopf und zwang ihren Mund in Richtung Schlauch. Die Flüssigkeit blubberte und beißender, die Sinne raubender Qualm hüllte sie ein, suchte sich seinen Weg in ihre Lunge. »Atme tief ein, und du wirst erfahren, was vollkommene Ekstase ist. Atme tief ein, mein Kätzchen, atme ein.«
     
    Beim Anblick der südlichsten Patrouillen von Ramzis Lager wurde Nicholas mit einem Schlag klar, dass er sein Leben nicht nur in die Hände einer eigensinnigen und sich selber maßlos überschätzenden Frau gelegt hatte, sondern auch noch in die Hände zweier Männer, die ihn am allermeisten auf dem gesamten Planeten hassten. Eigentlich hätte er sich dieser Ironie schon in Tunis bewusst sein müssen, aber welchen Weg hätte er sonst einschlagen sollen? Er hatte weder die Zeit noch die Geduld, andere Möglichkeiten

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