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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
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sein.
    Nur selten hatte Nicholas' Ruf ihm geschadet, aber genau das schien jetzt der Fall zu sein.
    Eine Frau ... verdammt, sie war kaum älter als ein Mädchen, und ihre Nase war voller Sommersprossen. Sie trug nicht nur einen vollkommen aus der Mode gekommenen Hut mit grässlichen Federn und scheußlich abgewetzte Lederhandschuhe, sondern auch ihr Kleid in langweiligem Mausgrau machte sie zu einem armseligen Geschöpf statt zu der Dame, die sie hätte sein können. Dennoch besaß sie die Unverfrorenheit, ihn mit ihren großen grünen Augen anzublinzeln, als täte die gesamte Segelwelt nichts anderes, als sehnsüchtig auf ihre neuen Entwürfe zu warten.
    Sie stellte ihren Stolz genauso inbrünstig zur Schau wie ihre Unschuld. Er hatte Schadenfreude von ihrer Seite her erwartet, aber davon war nichts zu spüren. Nicht ein Hauch jener überzogenen und selbstherrlichen Wichtigtuerei, wie erfolgreiche Seemänner sie so oft an den Tag legten. Noch hatte sie nichts von der Möglichkeit einer eventuellen geschäftlichen Verbindung mit ihm erwähnt. Sie gehörte offensichtlich nicht zu den Haifischen, wie so viele andere.
    Er war geneigt zu glauben, dass der Sieg allein ihr schon reichte, und dass sie sich nicht weiter um den damit verbundenen Ruhm scherte. Offensichtlich hatte sie auf die gestrigen Festlichkeiten verzichtet, um sich in der Bibliothek einzunisten. Seltsam. Vielleicht fiel es ihm deshalb so schwer, sie als erfolgreiche Schiffskonstrukteurin und Skipper zu betrachten. Aber das lag mit Sicherheit auch daran, dass er noch immer den Geschmack ihrer Lippen auf den seinen hatte, wenngleich es ein so kurzer Kuss gewesen war. Sie schmeckte so ... unberührt.
    Mit zusammengebissenen Zähnen rang er nach angemessenen Worten, denn selbst der größte Ganove musste im Fall einer Niederlage huldvolle Worte parat haben. Er fragte sich, ob sie von den Eindrücken des gestrigen Abends genauso verfolgt wurde wie er in diesem Moment. Wenn ja, dann tauchte es den Gedanken, mit ihr Geschäfte zu tätigen, in ein äußerst unangenehmes Licht.
    »Es wahr ein wohlverdientes Rennen«, stieß er endlich hervor, ließ ihre Hand los und hatte plötzlich das starke Bedürfnis, nach seinem Glas mit Brandy zu greifen.
    Ihre Lippen zuckten, ganz so, als würde sie versuchen, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Eine wahrhaft eigenartige Frau. »Danke«, gab sie kühl zurück.
    »Sie scheinen die hiesigen Gewässer bestens zu kennen.«
    »Wegen des starken Nebels mussten wir vor zwei Tagen in Portsmouth anlegen, und ein ortskundiger Seemann, den wir in einer Hafenbar trafen, war so nett, mich vor den Solents zu warnen.«
    Jetzt hatte sie anscheinend endlich seine Aufmerksamkeit erregt. »Es ist nicht gerade ein typischer Zeitvertreib für eine Frau, im Crown and Anchor auf ein Bier einzukehren.«
    »Genauso wenig, wie am Ruder eines Schoners zu stehen.«
    Jedes einzelne ihrer Worte - sie hatte eine so offene und ehrliche Art - traf ihn mit voller Wucht. Sich in Gegenwart einer Frau derart unwohl zu fühlen war für ihn ein gänzlich unbekanntes Gefühl. Er konnte spüren, wie sein Gesichtsausdruck sich mehr und mehr verfinsterte. Diese Begegnung verlief ganz und gar nicht nach seinem Geschmack. Seitdem sie in sein Leben gesegelt war, hatte er öfter ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter gemacht als in den gesamten letzten zehn Jahren.
    Hawksmoor drehte sich um und ordnete die Papiere auf seinem Schreibtisch, wobei sein Blick unweigerlich die Zeichnung des sechzig Meter langen Mastes streifte. Warum sollte das Schiff mit losem Ballast kentern? Er schaute sich alles noch einmal genau an und erkannte mit einem Mal, wo sein Fehler lag. In der Mitte war das Schiff zu breit und der Bug zu flach für ein Segel in den von ihm anvisierten Ausmaßen. Ja, jetzt war ihm sonnenklar, was hier nicht stimmte. Warum nur war ihm das nicht selbst aufgefallen? Diese Möglichkeit hatte er nicht einmal ansatzweise in Betracht gezogen.
    Er hatte zu viel Zeit damit verbracht, sich an seinem ach so progressiven Design zu weiden, um den Fehler zu entdecken, den eine junge Frau auf Anhieb erkannt hatte.
    Mit ruckartigen Bewegungen rollte er das Dokument zusammen. »Ich will Ihnen die Mischief abkaufen.«
    »Sie ist nicht zu verkaufen.«
    »Fünfzigtausend Pfund.« Er konnte hören, wie sie schluckte. Seine Mundwinkel schnellten in die Höhe. Er warf ihr einen gewinnenden Blick zu. »Und zusätzlich bestelle ich drei weitere Schoner wie die Mischief, die Sie

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