Auf den Wogen des Glücks
stiftet, nicht ich!«
»Wenn hier einer Unruhe stiftet, dann Sie!«
Jetzt war sich Dominique sicher, dass sein Gesicht wirklich dunkelrot angelaufen war. »Ich?«
»Ganz richtig. Sehen Sie, Mr. Hawksmoor,...« Dominique blinzelte abermals und legte ihre Stirn in Falten. »Nein, Sie sehen das alles falsch. Und genau das ist der Kern Ihres Problems.«
»Im Moment sind Sie mein einziges Problem, Miss Willoughby.«
»Bin ich das? Vor einer Minute war es noch Mr. Barnes. Wenn Sie mich fragen, Sie haben eindeutig zu viele Eisen im Feuer, Mr. Hawksmoor.«
Die Röte in Hawksmoors Gesicht war keine Schamesröte. Etwas Derartiges kannte dieser Mann nicht, denn er war nicht der Typ, der sich erst ohne Rücksicht auf Verluste das nahm, was er von den Ehefrauen anderer haben wollte, um anschließend Reue zu zeigen. Nein, es war kalte Wut, die ihm langsam, Stück für Stück ins Gesicht stieg, bevor er zu explodieren drohte. »Wer zum Teufel sind Sie?«
Sie streckte ihm ihre Hand entgegen und antwortete mit Stolz geschwellter Brust. »Dominique Willoughby, Besitzerin, Designerin und Skipper des Schoners Mischief. Indirekt haben wir uns bereits gestern Morgen kennen gelernt. Im Hafen, bei gerefften Segeln. Und dann sind wir uns später noch einmal begegnet. In der ... als Sie ... und ... Marguerite ...« Jetzt war es Dominique, die rot anlief und sich wünschte, sie hätte den Mund gehalten - oder noch besser, sie würde sich auf der Stelle in Luft auflösen. Mit einem Mann seiner Fagon konnte sie unmöglich Geschäfte machen. Immer, wenn sie ihn anschaute, konnte sie nur an das eine denken ...
An Schreibpulte.
Nein, sie musste an Aufträge denken. An eine Flut von Aufträgen.
Sie blickte weg, als er ihre Hand ergriff.
Nicholas konnte förmlich seinen eigenen Stolz wie gewaltige Kalkklippen in die tosenden Wogen des Ozeans herabstürzen hören. Als erfahrener Seemann eine Niederlage bei einem Rennen einstecken zu müssen, war für ihn sicherlich hartes Brot, vor allem, weil er noch nie in seinem Leben einen derartigen Schiffbruch hatte erleiden müssen. Und dann war da noch die Schande, gegen ein amerikanisches Schiff zu verlieren. Jeder andere seiner ach so adligen Zeitgenossen hätte vor Schmach und Schande über eine solche Schlappe bis an das Ende seines Lebens den Kopf hängen lassen. Für einen Gauner wie Nicholas aber, der alles Erdenkliche tat, um sich vom britischen Adel tunlichst zu distanzieren, war es ein besonderer Tiefschlag gewesen, mit seinem neuen Design zu versagen. Die ganze Nacht hindurch war er wach geblieben. Das Herumschnitzen an seinem Modellschiff war jedoch ohne Erfolg geblieben. Etwas stimmte nicht. Es war mehr eine Ahnung, die er in sich trug, als dass er genau hätte sagen können, wo das Problem zu suchen sei.
Aber die wahre und echte Schande an seinem Fiasko war die Tatsache, dass er gegen eine Frau verloren hatte. Eine Frau! Ein solch süßes, sanftes und anpassungsfähiges Geschöpf, das fern jeglicher Intellektualität zu stehen schien. Hatte er nicht von Kindesbeinen an gelernt, dass Frauen nur einem Zwecke, der Befriedigung der körperlichen Freuden eines Mannes, dienten? Frauen waren dazu da, präsentiert und vorgeführt zu werden. Ihre Aufgabe war es, den Männern Erleichterung zu verschaffen. Im Laufe der letzten zwanzig Jahre war Hawksmoor zu einem wahrhaften Meister des Spiels avanciert, hatte sich zu einem der bedeutendsten Draufgänger gemausert. Seine Jagdmethoden waren die raffiniertesten in ganz England und weit darüber hinaus. Seine Beute waren immer verheiratete Frauen, und mehr versuchte Selbstmorde gingen auf sein Konto als auf das jedes anderen Mannes. Wie kein anderer verstand er es, Situationen derart geschickt zu manipulieren, dass er ungehindert seinen persönlichen Neigungen und Vorlieben nachgehen konnte. Er arbeitete, wann er wollte, für wen er wollte und auch nur dann, wenn der Lohn den meist sehr gefährlichen Einsatz um ein Vielfaches übertraf.
Warum aber zur Hölle fühlte er sich jetzt so, als würde ihm jemand einen gemeinen Streich spielen? Vielleicht wurde ihm ja wirklich übel mitgespielt. Von Drew Willoughby, der durch sein gekränktes männliches Ego und zu viel Madeira angestachelt worden war. Anscheinend hatte Nicholas sowohl Drews Vorliebe für die Hure Sabine als auch seine Arglist um einiges unterschätzt. Von wegen, sein Zwilling. Wie leicht war ihm das über die Lippen gekommen? Wie sicher musste er sich Nicholas' Leichtgläubigkeit gewesen
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