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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
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    Mit geschürzten Lippen schaute Dominique in den abendlichen Regen hinaus, der gegen die Fensterscheibe prasselte. Obwohl sie sich den Umbau ganz anders vorgestellt hatte, musste sie zugeben, dass nach seinem Plan der Platz im Unterdeck weitaus besser genutzt wurde. Warum nur war sie nicht selbst schon auf eine ähnliche Idee gekommen?
    Sie lenkte ihren Blick wieder auf das Kassenbuch, das aufgeschlagen vor ihr auf dem Tisch lag, setzte sich aufrecht hin und versuchte, sich auf Drews Finanzprobleme zu konzentrieren. Das Budget. Sie würde das Problem schon in den Griff bekommen. Lastfahrten, zweimal täglich nach Plymouth, Portsmouth und Boulogne zu angemessenen Preisen würde dem Londoner Firmensitz einen steten Bargeldfluss garantieren. Der Markt für solche Fahrten war mit Sicherheit da. Ihre Aufgabe bestand nun darin, die Schiffe auf Vordermann zu bringen und tüchtige Matrosen anzuheuern. Zwei der Schiffe befanden sich noch im Trockendock, fünf lagen im Hafen vor Anker. Silas würde es bestimmt gelingen, sie in weniger als zwei Wochen wieder seetüchtig zu machen. Drew müsste nur seinen leutseligen Charme einsetzen, um das Geschäft wieder anzukurbeln, und sie würde sich währenddessen um die Buchhaltung, das H afenbüro und das Anheuern zusätzlicher Schiffsbauer kümmern, damit die drei noch ausstehenden Schiffe für Hawksmoor gebaut werden konnten. Sobald all das erledigt war, würde sie endlich nach New York zurückkehren können.
    Alles in allem hatte sie sich für einen sehr pragmatischen und wirtschaftlichen Weg entschieden, die Geschäfte wieder zu beleben. Waren erst einmal alle Schulden beglichen und Drew wieder auf seinem Platz hinter dem Firmenschreibtisch, war ihm der Erfolg so gut wie sicher. Mit der Zeit würde er die Routen ausbauen und vielleicht sogar in ein paar weitere Schiffe investieren können.
    Pragmatisch. Wirtschaftlich. Langweilig.
    Ihr Blick wanderte zu einem Bogen Papier, der unter dem Kassenbuch hervorschaute, und auf den sie ein paar vorläufige Berechnungen geschmiert hatte. Sie kniff die Augen zusammen: Zwölf Kanonen, jede davon wog ungefähr dreihundert Pfund. Das hieße also eine Erhöhung des Ballastes um ungefähr ...
    Sie tunkte ihre Feder in das Tintenfass und schrieb drauflos. Vor ihren Augen tauchten die Kanonen, der feine Salon, der leuchtend rote Samt und die Putten auf. Im Schein des Kerzenleuchters aus Kristallglas erschien ihr alles so unerwartet entzückend, während der schlanke Bug der Mischief durch gefährliche Wasser glitt. Sie wünschte sich sehnlichst, sie könnte mit von der Partie sein, wenn Hawksmoor in See stach.
    Wo wollte er eigentlich so dringend hin? Ein Mann wie Hawksmoor legte keine Eile an den Tag, es sei denn es handelte sich um äußerst pressierende Angelegenheiten. Vielleicht konnte Brittlesea ihr weiterhelfen.
    »Unglaublich.«
    Dominique schreckte so plötzlich hoch, dass ihre Feder einen dicken Strich durch die Berechnungen machte. »Um Himmels willen, Drew, schleich dich nie wider so an mich heran!«
    »Ich habe geklopft. Hast du mich denn nicht gehört?«
    Nein, Dominique hatte ihn nicht gehört. Sie war zu sehr mit rotem Samt und Kerzenschein beschäftigt gewesen. Schnell schob sie das Blatt wieder unter das Kassenbuch und ließ den Federkiel in die Tinte gleiten. »Wie du siehst, arbeite ich.«
    »Ja, das sehe ich. Es ist unglaublich, wie stark du dich konzentrieren kannst. Es liegt dir einfach im Blut.«
    »Lob mich nicht zu früh.« Sie ließ eine Hand auf das Buch fallen. »Die Lösung für unser Problem ist ganz einfach. Wir müssen doch Lastfahrten annehmen.«
    »Ach so.«
    Sie schaute auf das Blatt Papier in seiner Hand. »Hast du diesmal wirklich alles haarklein aufgeschrieben?«
    Drew errötete, wobei er so jungenhaft aussah, dass es Dominique ganz warm ums Herz wurde. Sie drohte dahin zu schmelzen. »Ja, bis auf den letzten Pence«, antwortete er brav und übergab ihr das Blatt. Er faltete seine Hände hinter dem Rücken zusammen. Ohne seinen Zylinder, nur in gewöhnlichen Gabardinehosen, einem sauberen weißen Hemd samt Krawatte gekleidet, sah er durch und durch wie ein erfolgreicher Jungunternehmer aus. Das dunkle Haar fiel in geschmeidigen Wellen auf seine Schultern, und seine Augen, die schelmisch glänzten, strahlten die Wärme von Smaragden aus. Nach einem wiederbelebenden Kaffee und einem deftigen Mahl, für das Dominique Griggs zu einem Lokal ganz in der Nähe geschickt hatte, war auch seine gesunde

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