Auf den Wogen des Glücks
seine Weste glatt und warf Griggs einen solch hasserfüllten Blick zu, dass dieser sogleich die Hand von seiner Schulter nahm und ihm ein dümmliches Grinsen schenkte. Brittlesea baute sich nun vor Nicholas auf.
»Dich, Nicholas, kann nichts verletzen, nicht einmal das Ende einer langen Freundschaft. Ich sage dir hiermit Auf Wiedersehen. Solltest du nicht gut auf Miss Willoughby aufpassen, musst du mit dem Zorn des gesamten Volkes rechnen, denn dann werde ich dich gnadenlos vor Gericht zerren.«
»Soll das eine Drohung sein?«
Brittlesea zog eine Augenbraue hoch. Schlagartig wurde Nicholas klar, warum es besser war, mit diesem Mann auf derselben Seite des Verhandlungstisches zu sitzen. »Eine Drohung? Nein, nicht ganz, ich wollte dich nur höflich daran erinnern, in was für einer denkbar schlechten Position du dich befindest. Vergiss nicht, wie es um dein Bankkonto bestellt ist. So, und jetzt wünsche ich dir eine gute Reise, alter Bursche.« Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und verließ mit wehenden Rockschößen das Schiff.
»Haben Sie Freunde, denen Sie Geld schulden?«
Nicholas wirbelte herum. Dominique schaute ihn so unverblümt an, dass er einen Moment nach Worten suchte. Sie hatte es mal wieder geschafft, ihn nachdenklich zu stimmen, was ihm nicht wirklich passte.
»Ob ich Freunde habe ...« Er runzelte die Stirn und schaute gedankenverloren ein paar Matrosen zu, die sich wie Affen in die Takelage hangelten. »Wenn ich so darüber nachdenke, gibt es in vielen Clubs Männer, die mir eine größere Summe Geld schulden, aber sie als Freunde zu bezeichnen wäre etwas übertrieben. In Newmarket vielleicht, aber halt, da gibt es nur diesen Kerl, von dem ich hin und wieder Zuchtpferde kaufe. Er und die anderen sind auch nicht mehr als eine Bande Wettwütiger, denen einer meiner Zweijährigen in der letzten Saison zu einer ziemlich großen Summe verholfen hat. Keiner hatte geglaubt, das Pferd könne schnell laufen, aber ich habe sie doch davon überzeugen können.« Seine Augenbrauen schnellten in die Höhe. »Ich wette, die würden mich einen Freund nennen, aber Sie wollen doch auf etwas ganz anderes hinaus ...«
»Persönliche Freunde.«
»Ach so.« Während der Wind die Segel über ihnen knallen ließ, dachte er über ihre Worte nach.
»Keine Diener oder Mannschaftsmitglieder!«
»Nun, Stone verhält sich auch nicht, wie es im Buche steht.«
»Bezahlen Sie ihn denn?«
»Ja, aber eher dafür, dass er schweigt, und das weiß er auch verdammt gut...« Nicholas hielt inne. »Ja, ich bezahle ihn.«
»Geben Sie's doch zu, Sie haben noch nie richtig darüber nachgedacht, was ...«, der Unterton setzte ein seltsames Gefühl in ihm frei, »... was es bedeutet, echte Freunde zu haben.«
»Nein«, musste er ihr recht geben. Ihn überkam das Gefühl, dass er sie herb enttäuschte, war sich aber nicht ganz sicher, warum. »Ich denke, es liegt daran, dass ich keine Zeit habe, über solche Sachen nachzudenken.«
»Verstehe.«
Mehr hatte sie nicht zu sagen? Was zum Teufel glaubte sie zu verstehen?
»Sie sollten jetzt besser gehen«, riet sie Hawksmoor an und preschte so schnell an ihm vorbei, dass er keine Chance hatte, sie aufzuhalten.
»Was? Wohin soll ich gehen?«
»Ans Steuer«, rief sie ihm über ihre Schulter nach. »Schließlich sind Sie doch der Kapitän dieses Schiffes, oder etwa nicht?«
»Genau«, fuhr er sie an. Sein Brustkorb bebte. »Verdammte ...« Erst fluchte er, dann rief er ihr nach. »Wo gehen Sie hin?«
»In meine Kabine. Einer von uns muss herausfinden, was wir nun am Ballast ändern müssen, denn Sie hatten ja die glorreiche Idee, am Gewicht der Spiere herumzupfuschen. Drücken Sie uns die Daumen, dass wir bis dahin ohne größere Probleme segeln können, Mr. Hawksmoor.«
»Herumpfuschen. Ich pfusche nicht herum, meine Idee war brillant, verdammt brillant. Sie sollten Wright, Füller und Smythe mal fragen.«
Nicholas drehte sich um und stand für einen winzigen Augenblick orientierungslos auf dem Deck. Fast wäre er mit einem Hilfsmatrosen zusammengestoßen, der strauchelte und dann vor ihm salutierte. Als sie endlich aneinander vorbeigehen wollten, wiederholte sich das Schauspiel fast noch einmal, bis Hawksmoor durch eine autoritäre Geste klar stellte, dass er zuerst passieren durfte. Dann ging er festen Schrittes zum Steuerstand hinüber. Ihm war eigenartig zumute. Als er das Ruder in die Hand nahm und das Schiff die Themse hinabnavigierte, fühlte er sich so
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