Auf den zweiten Blick
berichtet, daß Antonius und Kleopatra Gerüchten zufolge Hollywoods teuerster Flop werden sollte. Als ich den Artikel beim Frühstück in meinem Hotelzimmer gelesen hatte, hatte ich gegen den Drang ankämpfen müssen, Alex augenblicklich anzurufen. Ich wußte, daß sich die Wogen in einer Woche wieder geglättet hätten. Es war besser, Alex von Angesicht zu Angesicht zu beruhigen, dachte ich, als wirkungslose Worte durch eine kalte, knisternde Telefonleitung zu schicken.
Außerdem hatte ich etwas, das ihn vollkommen von dem Film ablenken würde. Ich konnte noch nicht ganz sicher sein, denn ich hatte noch keine Zeit gehabt, zu einem Arzt zu gehen, und ich war erst eine Woche überfällig. Aber trotzdem hatte ich so eine Ahnung. Auf dem Heimflug hatte ich mir das immer und immer wieder durch den Kopf gehen lassen. Mir war klar, daß Alex einen Anfall bekommen würde, wenn ich ihm von dem Baby erzählte, aber in meinen Gedanken hatte ich schon ein Dutzend möglicher Szenen durchgespielt. In einer starrte er mich nur sprachlos an. In einer anderen erklärte ich ihm, daß selbst die besten Pläne nicht immer aufgehen. In einer dritten erinnerte ich ihn geduldig daran, daß er es schließlich gewesen war, der mit dem Feuer hatte spielen wollen. Alle Szenen endeten mit demselben Bild: wir kuschelten uns in dem Sessel am Fenster aneinander, und Alex hatte seine Hand auf meinen Bauch gelegt, als könne er mir helfen, unser Kind auszutragen.
Ich warf einen Blick auf meinen Koffer und beschloß, ihn einfach dort stehenzulassen. Schließlich sollte ich nicht schwer heben. Bei jedem Schritt hörte ich Alex einen anderen Vers wiederholen, manchmal auch denselben, dann aber mit einer anderen Betonung: Der Krieg war für Ägypten… Sie hat mein Schwert gestohlen!
Ich lächelte, weil ich an Antonius’ Männlichkeitskrise denken mußte und an die Neuigkeiten, die ich Alex brachte. Ich atmete tief ein und trat über die Schwelle in die Schlafzimmersuite. »Hi«, sagte ich.
Alex drehte sich zu mir um. Seine Augen waren schwarz vor Wut. »Sie hat«, wiederholte er langsamer, »mein Schwert gestohlen.« Er machte zwei Schritte auf mich zu und baute sich nur eine Handbreit vor mir auf. »Nun«, verlangte er, »ich nehme an, du wirst versuchen, mir das zu erklären.«
Mir blieb der Mund offenstehen, und meine Arme begannen zu schmerzen, so verzehrten sie sich nach dem Empfang, der mir nicht vergönnt war. »Ich habe dir doch gesagt, daß ich später komme«, wehrte ich mich. »Ich habe dich angerufen, sobald ich es erfahren habe.« Vorsichtig schob ich mich an Alex vorbei und legte meinen Mantel über den Sessel. »Ich dachte, du würdest dich freuen, daß ich heute abend überhaupt noch komme.«
Alex packte mich an der Schulter und riß mich herum. »Dein Flug hatte keine Verspätung«, warf er mir vor. »Ich habe am Flughafen angerufen.«
»Natürlich hatte er Verspätung«, fuhr ich ihn an. »Wer auch immer dir das erzählt hat, hat sich geirrt. Warum in Gottes Namen sollte ich dich anlügen?«
Alex’ Mund spannte sich an. »Sag du es mir.«
Ich rieb mir die Schläfen und dachte, wie groß der Streß sein mußte, unter dem Alex stand, wenn er derart wilde Hirngespinste hatte. »Ich kann nicht glauben, daß du mir nachspioniert hast.«
Alex zog einen Mundwinkel hoch. »Ich traue dir eben nicht.«
Die nackte Wahrheit dessen, was er da sagte, schnitt durch meinen Zorn; plötzlich holte mich der Streß einer ganzen Woche voller öffentlicher Auftritte ein. Meine Augen füllten sich mit Tränen. So hatte ich mir den Abend nicht vorgestellt; es würde keinen Mitternachtssnack im Bett geben, keine zärtlichen Berührungen, kein ehrfurchtsvolles Staunen über das Leben, das wir geschaffen hatten. Ich starrte Alex an und fragte mich, was mit dem Mann geschehen war, den ich kannte.
Sobald mir die ersten Tränen über die Wangen liefen, begann Alex zu lächeln. Er packte mich grob an der Schulter. »Was war denn, pichouette?« Seine Stimme legte sich wie Seide über mich. »Kommst du aus dem Bett eines anderen? Hast du in Chicago jemand kennengelernt? Oder bist nur allein durch die Straßen gewandert und hast dich ein letztes Mal in deinem Ruhm gesonnt, nur für den Fall, daß Mißerfolg ansteckend ist?«
Ich hörte ihm an, wie sehr er sich haßte, und noch während ich den Kopf schüttelte, streckte ich die Hand nach ihm aus und bot mich ihm an - das einzige, was ich hatte. Alex packte meine beiden Handgelenke mit einer Hand und
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