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Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Titel: Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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»Wenn er am Wochenende in Köln ist.«
    »Wie nett«, sagte Marlene.
    »Oh, oh«, sagte Linda.
    »Was soll ich nur machen? Er ruft gleich zurück!«
    »Ähm, wo ist das Problem? Hast du denn Zeit oder hast du keine?«
    »Das ist doch gar nicht die Frage, Marlene.«
    »Bravo!«, sagte Linda. »Ist es auch nicht. Kati ist schließlich verheiratet.«
    Marlene zog eine Augenbraue hoch. »Stimmt ja. Kaffeetrinken nach der Hochzeit ist streng verboten.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Sie hatte ja recht. Was war schon dabei, sich mit jemandem auf einen Kaffee zu treffen?
    »Es besteht ein großer Unterschied zwischen einem Treffen auf einen Kaffee und einem Treffen auf einen Kaffee, Marlene«, sagte Linda streng. Da hatte sie auch wieder recht.
    »Hä?«, machte Marlene.
    »Kati versteht mich schon, nicht wahr, Kati? Sie hat Angst, die Dose der Madonna zu öffnen.«
    »Hä?«, machte Marlene wieder.
    »Sie meint die Büchse der Pandora«, sagte ich.
    »Genau!« Linda schubste mich in die Seite. »Steh mal auf, ich brauche den Hocker.«
    Ich erhob mich seufzend.
    »Kati bringt das Böse über diese Welt, wenn sie sich mit dem Lenzen auf einen Kaffee trifft?« Marlene schnaubte amüsiert durch die Nase. »Aber hast du nicht vorhin gesagt, dass sie nur zwei Seelen sind, die sich im vorigen Leben miteinander verabredet haben, um gemeinsam eine Lernerfahrung zu machen?«
     
    Moral ist der ständige Kampf gegen die Rebellion der Hormone.
Federico Fellini
     
    »Da wusste ich noch nicht, dass er sie auf einen Kaffee -Kaffee treffen will. Und dass sie gleich weiche Knie bei der Vorstellung bekommt.« Linda kletterte auf den Hocker, um eine große Schachtel Kekse aus dem Schrank zu angeln. »Diese Art von Lernerfahrung meinte ich nicht!«
    »Ach Linda …«
    »Nix, ach Linda! Das wäre alles nicht passiert, wenn sie einen Ehering tragen würde. Was soll diese Unsitte überhaupt? Ich rege mich schon seit Jahren drüber auf! Ich meine, wozu dieses Austauschen der Ringe, wenn man sie dann nicht trägt? Sie sind doch keine geheimen Symbole, sie dienen der Aufklärung und der Abschreckung, Punkt!« Energisch riss sie die Verpackung auf. »Wie viel Zeit könnte man sich und seinen Mitmenschen sparen, wenn alle verheirateten Menschen ihre blöden Ringe tragen würden! Aber heutzutage tun das nur noch die, mit denen sowieso keiner einen Kaffee trinken gehen will. So nach dem Motto: Seht her, ich bin zwar dumm und hässlich, aber ich habe trotzdem eine abgekriegt. Und du nicht, ätschibätschi.« Erbittert schob sie sich einen Schokoladenkeks in den Mund. »Dasch isch allesch nisch schön.«
    »Willst du damit sagen, der Mann würde keinen Kaffee mit mir trinken wollen, wenn er wüsste, dass ich verheiratet bin?«
    Linda nickte. »Nur Sisyphos wäre noch abschreckender. Es sei denn, er wäre einer dieser bindungsunfähigen Typen, die verheiratete Frauen besonders reizvoll finden.«
    »Sisyphos?«, wiederholte Marlene verwirrt.
    »Ich glaube, sie meint Syphilis«, sagte ich zerstreut, und da sah Marlene noch verwirrter aus. »Gib mir auch einen Keks, Linda. Oder besser gleich zwei. Und nur, damit du es weißt: Felix und ich haben überhaupt keine Eheringe. Man kann heute ohne heiraten.«
    »Echt? Das sollte auch per Gesetz verboten werden«, sagte Linda.
    »Und was sagst du Mathias nun?« Marlene lächelte mich mitleidig an. »Dass du leider die Kaffeebüchse der Pandora nicht mit ihm öffnen kannst, weil du mit Sisyphos verheiratet bist? Da wär ich gern dabei.«
    »Was vermutlich auch der Fall sein wird. Hier hat man ja keine Privatsphäre.« Ich seufzte und sah auf die Uhr. »Ich könnte ihm einfach eine SMS schreiben.«
    »Ja, das hat Stil«, sagte Marlene.
    »Komm schon, er hat mir keinen Heiratsantrag gemacht, er hat nur gefragt, ob wir einen Kaffee trinken«, sagte ich und war plötzlich richtig wütend auf mich selber. »Da werde ich ihm wohl kaum das Herz brechen, wenn ich keine Zeit habe. Das ist doch alles total albern!«
    »Meine Rede«, sagte Marlene und verdrehte die Augen.
    Wie aufs Stichwort klingelte das Handy. Ich würgte den Keks hinunter und eilte hinaus in den Flur. »Und ihr bleibt gefälligst hier drin!«, rief ich über meine Schulter.
    »Ja doch. Aber bestell ihm wenigstens schöne Grüße von Sisyphos«, rief Marlene.
    »Über so eine Krankheit macht man keine Witze«, hörte ich Linda noch sagen, dann holte ich sehr tief Luft. Zeit, sich erwachsen zu verhalten.
    »Kati Wedekind?«
    »Mathias

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