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Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Titel: Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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haben wie du.«
    Dann war es ja gut. Mir gefiel nämlich der Gedanke, dass jemand mit mir geflirtet hatte, ich meine, jemand anders als der obligatorische Zug-Irre oder Hausmeister Fischbach.
    Marlene stieß mir den Ellenbogen in die Rippen. »Hey! Das ist jetzt die Stelle, an der du sagen musst: Aber Marlene, dein Hintern ist doch großartig, wie der von Jennifer Lopez, nur noch schöner.«
    »Das weißt du doch selber, Marlene! Du bist von Kopf bis Fuß perfekt. Und ich wette, Javier sagt dir das auch jeden Tag zehnmal. Oder er singt es.« Javier war Argentinier, gerade mal dreißig und damit zehn Jahre jünger als Marlene, von Kopf bis Fuß tätowiert und Gitarrist und Sänger in einer – leider recht erfolglosen – Band. Als er vor etwas mehr als vier Jahren bei Marlene und ihrer Tochter Amelie eingezogen war, hatte niemand der Beziehung so recht eine Chance geben wollen, Marlenes Vater hatte sogar mit Enterbung gedroht. Ich war ehrlich gesagt anfangs auch etwas skeptisch gewesen, aber tatsächlich hatte Javier Marlene bisher nicht einen einzigen Tag unglücklich gemacht. »Sieh dich nur an! Wie du von innen strahlst. Selbst wenn du eine Darmspiegelung hinter dir hast, niemand käme auf die Idee, dich als unlocker in den Hüften zu bezeichnen.«
    Marlene zog eine Augenbraue hoch.
    Ich winkte ab. »Ach, das war nur so eine Theorie von Bengt, er meint, man sieht es Frauen an, wenn sie zu wenig Sex haben … Na ja, und jetzt frage ich mich, ob er vielleicht recht hat. Sehe ich für dich irgendwie … na ja … irgendwie ein bisschen … na ja, ein bisschen aus wie jemand, der … irgendwie, na ja …«
    »Kati! Deine Handtasche klingelt!«, rief Linda von vorne.
    »Ich hoffe, das ist irgendwie … ein bisschen … na ja … ein Logopäde, der mit dir einen Termin vereinbaren will«, sagte Marlene, während ich zu meiner Handtasche sprintete. Als ich das Handy endlich herausgekramt hatte, war es schon verstummt.
    Ich warf einen Blick auf das Display, und unsinnigerweise begann mein Herz schneller zu klopfen. »Das war er «, sagte ich.
    »Wer?«, fragten Linda und Marlene gleichzeitig.
    »Na, er … dieser … Human-Resources-Mensch … Mathias Lenzen.«
    »Und warum wirst du jetzt rot?«
    »Weil … werd ich doch gar nicht.«
    »Schon ein bisschen.« Linda legte ihren Kopf schief und kniff ihre Augen zusammen. »Und deine Aura weist gerade einige farbliche Turbulenzen auf. Dafür musst du dich aber nicht schämen. Es ist ganz normal, dass wir im Leben immer wieder auf Menschen treffen, zu denen wir uns hingezogen fühlen. Meistens hat das etwas mit unseren früheren Leben zu tun, unsere Seelen haben sich dann miteinander verabredet, um eine gemeinsame Lernerfahrung zu machen.«
    »Das ist doch mal eine wirklich kreative Begründung, jemandes Hintern scharf zu finden.« Marlene grinste.
    »Ich habe seinen Hintern kaum angesehen«, verteidigte ich mich, und da grinste Marlene noch mehr.
    »Tss, Marlene – was du immer denkst«, sagte Linda tadelnd. »Hier geht um die Anziehung zweier Seelen, nicht um … pfff … Körperlichkeiten . Das würde Kati gar nicht einfallen, sie ist schließlich verheiratet, stimmt’s, Kati?«
    Ich muss wohl ein schuldbewusstes Gesicht gemacht haben, denn Marlene wuschelte mir lachend durch das Haar. »Er scheint dir ja wirklich gut gefallen zu haben!«
    »Ja, weil er nett war«, sagte ich unnötig aggressiv. »Und weil er ein bisschen mit mir geflirtet hat – jedenfalls hoffe ich, dass er geflirtet hat. Das war … eben nett.«
    »Dann ruf ihn doch einfach zurück. Vielleicht hat ihm ja auch noch mehr als nur dein Hintern gefallen. Oder es ist was Berufliches …«
    »Vergesst es! Ich ruf bestimmt nicht zurück, schon gar nicht, wenn ihr dabei seid.« Mit energischen Schritten ging ich hinüber zu meinem Schreibtisch. Bengt, Marlene und ich hatten unsere Arbeitsplätze alle im gleichen Raum; von Lindas Tresen, der direkt neben der Eingangstür gegenüber der Küche stand, waren wir nur durch eine Sitzgruppe und eine halbhohe Wand getrennt. Die Blutgräfin hatte Gott sei Dank ein eigenes Büro, außerdem gab es noch einen großen Seminarraum, in dem Linda Tai-Chi-Übungen machte, wenn Gabi nicht da war. Die Toiletten waren draußen im Flur, wir teilten sie uns mit unserem Nachbarbüro, wo eine kleine Werbeagentur untergebracht war. Einer der beiden Chefs war mal aufgrund einer schicksalhaften Begegnung im Fahrstuhl kurz Lindas Mann fürs Leben gewesen, aber dann

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