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Auf der Silberstrasse 800 Kilometer zu Fuss durch die endlosen Weiten Spaniens

Auf der Silberstrasse 800 Kilometer zu Fuss durch die endlosen Weiten Spaniens

Titel: Auf der Silberstrasse 800 Kilometer zu Fuss durch die endlosen Weiten Spaniens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Westrup
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glücklich über den schönen Tag. Ich bin wieder in einer schönen Landschaft und habe liebe Menschen getroffen.

Über die Sierra

    Samstag, der 27. Mai, von Aldeanueva del Camino
    nach La Calzada de Béjar, 22,7 Kilometer
    Gesamt 426,7 Kilometer
    20. Wandertag

    Gestern war ein Whisky zuviel. Ich komme erst sehr spät aus meinem Bett. Eigentlich habe ich gar keine Lust, wieder auf die Straße in die Hitze zu gehen. Liegen bleiben möchte ich und ausschlafen. Aber es muß sein. Der Heilige läßt mir keine Ruhe. Erst um acht Uhr bin ich auf der Carretera, die dank der neuen Autobahn ohne Verkehr ist. Das breite Asphaltband zieht sich aus der Ebene hinauf in ein grünes, fruchtbares Tal, ich sehe wieder Kastanien und Feigenbäume. Wo hier im Süden Wasser ist, entsteht ein Paradies. Die Berge rücken näher zusammen, oben kann ich schon die Paßhöhe sehen. Die Landschaft erinnert an Italien – die grünen, dichten Täler der Toskana.
    Längs der Straße stehen große Hotels hinter weiten Parkplätzen, auf denen kein Auto mehr steht. Die Rolläden sind herunter gelassen, die Auminiumtüren verschlossen, die Vorhänge der Restaurants zugezogen. Hier übernachtet keiner mehr, seit die Autobahn gebaut wurde und elegant die Talhänge hinaufzieht. Dort rollen die Trucks nach Kastilien, die früher hier am Beginn der Paßstraße übernachtet haben. Stille und Schweigen ist wieder eingekehrt in das grüne Tal, ein Hotel mit weißen und rosa Oleanderbüschen und einem Swimmingpool im Hof ist für Touristen geöffnet. Einige Wochenendgäste besteigen ihre Autos zu einem Ausflug in die Berge. So verändern die großen Straßen das Land. Das war früher so wie heute.
    Unter den schattigen, mächtigen Kastanien, die jetzt im Mai in voller Blüte stehen, steige ich auf der breiten Straße das weite Tal empor. Ruhig schwingt sie sich durch die Obstgärten hinter ihren Steinmauern. Wo der Weg die Straße verläßt, kurz vor Baños de Montemayor, sucht in einem Hohlweg ein alter Mann mit seiner Sichel Kräuter. Am Hang des Hohlweges, dort wo der Weg den Ort erreicht, ist die alte Römerstraße restauriert mit ihren großen Steinplatten. In zwei Stunden drei Schichten von Straßen, drei Zeitalter übereinander: die neue Autobahn hoch oben am Berg, die Carretera darunter am Hang und zuunterst im Tal, im Hohlweg, die unterste, die älteste Schicht, die Römerstraße.
    So betrete ich den schönen, alten Ort Baños de Montemayor über die alte Landstraße unter einem Laubdach von riesigen, alten Bäumen mit großen Blättern und langen, grünen Schoten, Johannisbrotbäume, der letzte Ort der Extremadura, mit vornehmen, alten Häusern, feinen Hotels und Bars. Ein Badeort, hier strömen am Fuße der Sierra heiße Quellen aus den Bergen. Schon früh siedelten hier die Menschen, wie immer, wo es heiße Quellen für die Gesundheit gab, vielleicht hatten schon die Römer hier ihre Bäder. Ein lebhafter Ort, jetzt am Wochenende sind viele gut gekleidete Menschen auf der Straße. Gern wäre ich hier gebleiben in der gemütlichen, kleinen Herberge an der schönen alten Plaza, hätte gesessen unter den schattigen Platanen am Nachmittag, einen kühlen Roten zu trinken, und in einem der kleinen, feinen Restaurants zu Abend gegessen.
    Doch es ist noch zu früh am Tag, ich muß weiter auf meinem Weg. Am Ortsausgang, hinter der alten romanischen Kapelle ist wieder auf einem Kilometer ein Stück Römerstraße den Berg hinauf restauriert. Auf einem Podest steht hoch über dem Tal ein Pilgerkreuz aus dem Mittelalter aus weißgrauem Granit. Ein froher, glücklicher Schauder durchfährt mich, ich bin wieder auf dem Pilgerweg, die Müdigkeit und Unlust des Morgens sind verflogen. Rüstig erklimme ich den Weg, den vor mir Hunderttausende gewandert sind über die Berge und die Ebenen dieses gewaltigen Landes nach Norden, nach Santiago.
    Puerto de Béjar ist die Paßhöhe, 850 Meter hoch, gleichzeitig die Grenze zu Kastilien. Hier überquert die Via de la Plata die Sierra de Gredos, ein langgestreckter Höhenzug, der in Ost-West-Richtung das Hochland von Zentralspanien durchquert und die Talebene des Tajo von der des Duero trennt. Sein höchster Gipfel, der Pico Almanzor ist 2.592 Meter hoch. Hier beginnt Kastilien, heute die Provinz Castilla y León, die größte aller spanischen Regionen und auf Grund ihrer historischen Bedeutung eigentlich der Inbegriff Spaniens, zumindest für die Spanier. Bis Mitte des 11. Jahrhunderts war das Königreich León die

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