Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Klettern Geschick und Kraft. Doch heute wollte er auf das Seil verzichten.
    Klößchen wartete beim Fenster, als Tarzan die Strickleiter brachte.
    Einen Moment verharrten sie horchend. Dann öffneten sie das Fenster. Eine Armlänge entfernt sprang die Mauer vor. Hier begann das Nebenhaus. Wilder Wein rankte sich im Winkel – bis hinauf zum zweiten Stock. An einigen Stellen hatte Hausmeister Mandl feste Haken in die Mauer getrieben. Sie hielten das Holzgitter, das die Weinranken stützen sollte. Jetzt musste – wie schon so oft – der oberste Haken die Strickleiter halten.
    Tarzan hakte sie fest.
    Er turnte als Erster hinunter, sprang auf den Boden und duckte sich in die Dunkelheit an der Mauer.
    Er hielt die Strickleiter straff. Das half Klößchen bei der – für ihn schwierigen – Kletterei.
    Aufatmend landete er neben Tarzan.
    »Hast du das Fenster zugezogen?«
    »Klar!«, wisperte Klößchen. »Und das Pappstück zwischen den Rahmen geklemmt.«
     
    Die Leiter ließen sie hängen. Sie war nicht zu sehen in dieser dunklen Ecke; außerdem blieb ihnen nichts anderes übrig – denn schließlich mussten sie nachher auf gleichem Weg zurück.
    Rasch liefen sie am Gebäude entlang, dann unter den Bäumen zum Tor. Niemand begegnete ihnen. Das weitläufige Schulgelände lag in tiefem Schlaf.
    Auch das Tor war geschlossen. Sie stiegen über die Mauer, wobei Klößchen sich einen Dreiangel in seine Jeanshose riss.
    Aber das machte nichts. Die Freunde jedenfalls betrachteten dies nicht als Unglück.

8. Der Einbruch
    »Ist ja richtig warm heute Nacht. Findest du nicht?«, meinte Klößchen, während sie über die Landstraße radelten.
    »Doch. Gewitterschwül. Und so wolkig plötzlich, dass sich der Mond versteckt. Eine Nacht für Schlangen.«
    »Ein Glück, dass es hier keine gibt. Sonst würde ich mich nachts nicht mehr raustrauen.«
    Warmer Wind blies ihnen entgegen, als wäre ein Föhn eingeschaltet.
    Klößchen schwitzte unter seiner Sportkappe und spürte, wie die Schokolade, die er vor der Brust trug, weich wurde.Zu gern hätte er sich den Mund vollgestopft. Aber das ging jetzt nicht. Die Nacht war wirklich sehr finster und die Fahrradlampen spendeten nur ein blasses, huschendes Licht.
    Sie mussten aufpassen. Klößchen brauchte beide Hände. Den Imbiss verschob er auf später.
    Sie erreichten die Stadt und fuhren durch menschenleere Straßen. Nur im Vergnügungsviertel, wo sich Kneipen und Nachtlokale häuften, war um diese Zeit etwas los – die Innenstadt mit ihren Kauf- und Bürohäusern dagegen wie ausgestorben. In dem Wohnviertel, durch das sie kamen, parkten zahllose Wagen am Bordstein.
    Endlich bogen sie in die Nebenstraße, die hinter dem Reptiien-Zoo verlief.
    Tarzan blickte zum Stadtpark hinüber. Die begrenzende Hecke schien dicht wie eine Wand. Der Nachtwind bewegte die Zweige der Bäume und die Büsche rauschten.
    Nur hinter wenigen Fenstern auf der anderen Seite der Straße brannte noch Licht.
    Ein Wagen kam ihnen entgegen. Er fuhr langsam, fast zögernd. Dass es sich um Polizei handelte, bemerkte Tarzan erst im letzten Moment. Ihm schien, der Fahrer blicke herüber. Aber zum Glück rollte der Streifenwagen weiter und Tarzan atmete auf.
    Sie stoppten bei dem Durchgang, durch den Tarzan den Pickligen verfolgt hatte. Unter dem Torbogen war es finster wie in einem Kohlenkeller bei Nacht.
    Sie waren abgestiegen.
    Klößchen sagte: »Das war Polizei.Au Backe!«
    »Ist doch völlig normal, dass die Streife fahren. Schon wegen der vielen Betrunkenen, die sich – wenn sie nicht mehr laufen können – hinters Lenkrad klemmen und losrasen.«
    Sie stellten ihre Räder an die Hauswand und sicherten sie mit dem Kabelschloss vor dem Zugriff von Dieben.
    Klößchen klapperten mal ganz kurz die Zähne.Er überließ Tarzan die Taschenlampe.
    Von dem Streifenwagen war nichts mehr zu sehen. Drüben im Stadtpark kreischte eine Katze. Ansonsten war alles still.
    Tarzan tauchte in den Durchgang. Für eine Sekunde schaltete er die Taschenlampe ein. Das genügte, um sich zu überzeugen, dass der Weg jetzt wieder frei war. Die Bretter und Bohlen mit den rostigen Nägeln hatte jemand beiseite geräumt.
    Sie schlichen auf den Hof. Hier war es windstill, aber die Dunkelheit noch schlimmer.
    Klößchen trat versehentlich gegen eine Blechbüchse. Erschrocken hielten sie inne. Die Büchse rollte ein Stück, aber sie schepperte nicht sehr laut.
    Dunkel ragte das Gebäude vor ihnen auf.
    In einer Dachwohnung des Nachbarhauses

Weitere Kostenlose Bücher