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Auf der Spur der Vogeljaeger

Titel: Auf der Spur der Vogeljaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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stritten ein Mann und eine Frau miteinander. Offenbar bei geöffnetem Fenster, denn die beiden Freunde verstanden jedes Wort, Licht war allerdings nicht zu sehen. Der Streit gipfelte in gegenseitigen Anschuldigungen. Er warf ihr vor, dass sie für sich zu viel von seinem schwer verdienten Geld verbrauche.
    Keifend hielt sie ihm vor, dass seine Saufereien viel kostspieliger wären und er für Bier und Schnaps das Doppelte ausgebe.
    »Nette Leute!«, flüsterte Klößchen. »Da fragt man sich, warum die geheiratet haben.«
    »Am Anfang war das sicherlich anders. Auch bei denen. Aber dann ging’s bergab – wie bei Vielen. Jetzt giften sie sich an. Eine gute Ehe ist das Gegenteil. Da ist man liebevoll zueinander. Und freundlich. So stelle ich’s mir mal vor. Aber da haben wir ja zum Glück noch viel Zeit.«
    Komisch, dachte er, dass ich ausgerechnet jetzt an Gaby denken muss.
    »Die Frau, die ich heirate, muss gut kochen können«, sagte Klößchen. »Und eine Schwäche haben für Süßigkeiten. Damit sie mich versteht. Wenn sie ein bisschen vollschlank ist, nehme ich ihr das nicht übel.«
    Tarzan lächelte in die Dunkelheit. Seine ausgestreckte Hand ertastete die Hauswand. Nach seiner Berechnung mussten sie sich vor dem vergitterten Kellerfenster befinden, durch das er vormittags auf den Hof geblickt hatte.
    Neben ihm stieß Klößchen mit dem Kopf gegen die Wand. Es gab einen dumpfen Laut.
    »Au!«, meinte er. »Sind wir schon da? Jetzt habe ich mir das Mützenschild verbogen.«
    »Die Nase wäre schlimmer gewesen.«
    »Sollen wir nun hier stehen bleiben? Das Warten kann endlos dauern. Stundenlang.«
    »Hier links lagen Apfelsinenkisten. Die können wir als Sitze benutzen.«
    »Dann werde ich endlich mal ein Stück Schokolade essen. Himmel, ist das dunkel! Vielleicht bricht nachher ein Gewitter los. Das hätte uns noch gefehlt.«
    Tarzan bewegte sich nach links und – trat auf ein großes Stück Glas. Krachend zerbarst es unter seiner Sohle.
    Im selben Moment landete auch Klößchen auf Glas, stampfte aber nur auf Splitter, die knirschend zerkrümelten.
    Sie verhielten. Der Atem stockte ihnen.
    Klößchen war über den Lärm erschrocken, Tarzan über etwas anderes.
    Vormittags, dachte er, hat hier kein Glas gelegen. Also... Heißt das etwa... Die Taschenlampe blitzte auf.
    In ihrem Schein sahen sie die Scherben auf dem Boden. Es war Fensterglas.
    Tarzan ließ den Lichtstrahl wandern. Er fiel auf das Fenster.
    Sprachlos sahen sie: Die Stäbe des Gitters waren durchsägt. Jemand hatte es herausgenommen und an die Wand gelehnt, dann mit einem Glasschneider die Fensterscheibe zerschnitten. Eine schwarze Höhle schien sich gähnend zu öffnen.
     
    »Ich... ich werd’ verrückt!«, stotterte Klößchen. »Da... da hat jemand eingebrochen.«
    »Dreimal darfst du raten, wer das war! Also kommen wir zu spät. Verdammt!«
    Er bückte sich. Durch das ebenerdige Fenster leuchtete er in den großen Raum. Der Lichtschein glitt über die Terrarien an der gegenüberliegenden Wand. Schuppige Leiber schimmerten. Augen schienen wie kleine Punkte zu leuchten. Zu hören war nichts.
    »Ob er noch drin ist?«, flüsterte Klößchen.
    Tarzan leuchtete den Keller ab, konnte aber niemanden entdecken.
    »Ich sehe nach.«
    »Willst du etwa... Ich meine, reinsteigen? Zu den Viechern!«
    »Na und? Sie sind eingesperrt hinter Sicherheitsglas.« »Hm.« Klößchen rückte an seiner Mütze. Heldenhaft erklärte er dann: »Ich komme mit.«
    Unter dem Fenster stand eine Kiste. Aber die enthielt nur Eimer, Scheuerlappen und Putzmittel.
    Tarzan nahm die Taschenlampe zwischen die Zähne, stieg auf die Kiste und sprang von dort auf den Boden. Klößchen tat es ihm nach, wenn auch recht ungeschickt.
    Dann standen sie nebeneinander. Klößchens Herz hämmerte. Er fühlte sich so unbehaglich, dass er nicht mal mehr Hunger verspürte. Sein Schlund war trocken. Er hätte nichts schlucken können.
    Tarzan leuchtete umher.
    Das Terrarium der Gabun-Viper stand auf der Fensterseite. Erst jetzt sahen sie: Es war aufgebrochen, die Scheibe zerstückelt. Glaskrümel, die im Lampenlicht blitzten, lagen auf dem Boden. Das Terrarium war leer.
    »Er... hat... tatsächlich!« Klößchen schluckte. »Du hattest Recht. Auf die Gabun-Viper war er aus. Jetzt hat er sie. Mann, o Mann! Mir bleibt die Spucke weg.«
    Tarzans Gedanken wirbelten durcheinander, als befänden sie sich im Schleudergang einer Waschmaschine.
    »Bestimmt lebt sie noch. Dass er sie hier getötet hat,

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